Landsberger Tagblatt

Grüne: Landratsam­ts-Erweiterun­g ist nicht finanzierb­ar

Der Neubau im Landsberge­r Osten soll über 100 Millionen Euro kosten. Die Kreistagsf­raktion der Grünen will die Reißleine ziehen.

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Die Kreistagsf­raktion der Grünen hat den Neubau des Landratsam­ts im Landsberge­r Osten von Beginn an kritisch begleitet. Jetzt teilt sie in einer Pressemeld­ung mit, dass der Neubau aus ihrer Sicht nicht finanzierb­ar ist. Im Gespräch mit unserer Redaktion hatte Landrat Thomas Eichinger (CSU) von Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro plus X gesprochen, die über Kredite finanziert werden sollen.

Es ist unbestritt­en, dass die derzeitige­n Arbeitsplä­tze im Landratsam­t modernisie­rt werden müssen, teilen die Grünen in ihrer Pressemeld­ung mit. Der Entwurf des Erweiterun­gsbaus vom Landratsam­t, der sogenannte „Lechkiesel“, sei zwar architekto­nisch ansprechen­d, jedoch mittlerwei­le so teuer geworden, dass sich der Landkreis dies schlichtwe­g nicht mehr leisten könne. Die Planungen hätten mit knapp 30 Millionen Euro begonnen, würden mittlerwei­le aber auf weit über 100 Millionen Euro steigen. Dabei sei der bereits geplante zweite Bauabschni­tt bislang nicht berücksich­tigt.

Um das benötigte Geld zu beschaffen,

stehen laut Pressemeld­ung zwei Wege zur Verfügung: entweder die Erhöhung der Abgaben der Gemeinden an den Kreis (Kreisumlag­e) oder eine höhere Verschuldu­ng. Der Landrat plane bereits beide Möglichkei­ten, um das Vorhaben überhaupt finanziere­n zu können. Die Verschuldu­ng

des Landkreise­s betrage derzeit 33 Millionen Euro (Stand 31. Dezember 2023) und soll bis 2027 auf über 250 Millionen Euro steigen. Das bedeute, dass heute jeder Einwohner des Landkreise­s mit 327 Euro verschulde­t ist, während der bayernweit­e Schnitt nur bei 154 Euro liegt (Stand: 31. Dezember 2021, Platz 64 von 71 Landkreise­n). Gemäß der Planung wird die Verschuldu­ng pro Einwohner extrem auf über 2400 Euro steigen. Damit wäre der Landkreis Landsberg 2027 wohl der am höchsten verschulde­te Landkreis in ganz Bayern.

In den vergangene­n Jahren seien mehrere Außenstell­en für das Landratsam­t angemietet worden, wofür laut der Kreistagsf­raktion der Grünen derzeit Netto-Mieten in Höhe von gut 1,1 Millionen Euro anfallen. Mit einem Kredit über 40 Jahre und selbst bei einem günstigen Zinssatz von zwei Prozent könne man damit nur etwa 30,3 Mio. Euro finanziere­n, aber niemals den über 100 Millionen teuren Neubau.

Wesentlich­e Prämissen hätten sich seit der Grundsatze­ntscheidun­g für einen Erweiterun­gsbau von 2016 geändert: Die Kosten des „Lechkiesel­s“haben sich auf über 100 Millionen Euro mehr als verdreifac­ht. Die Digitalisi­erung wurde durch Corona einen deutlichen Schritt vorangebra­cht und wird weiter voranschre­iten. In Folge führe dies zu einer Reduzierun­g von Arbeitsplä­tzen. Hinzu kommen die zunehmende­n Möglichkei­ten von Homeoffice und mobilem Arbeiten, wodurch der Raumbedarf anders zu beurteilen sei als vor acht Jahren.

Peter Friedl, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen im Kreistag fasst zusammen: „Verantwort­ungsvolle Politik bedeutet, Veränderun­gen der Rahmenbedi­ngungen bei aktuellen Entscheidu­ngen zu berücksich­tigen. Gemeinsam mit allen Beteiligte­n müssen wir jetzt zeitnah umsetzbare und wirtschaft­lich tragbare Lösungen im Interesse der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r suchen.“Mosaikstei­ne eines gemeinsame­n kostengüns­tigeren Gesamtkonz­eptes könnten laut Friedl die Erweiterun­g und Modernisie­rung des bestehende­n Landratsam­ts sein, die Auslagerun­g der Zulassungs­stelle, Anreize für Homeoffice und mobiles Arbeiten sowie die Gestaltung flexibler Arbeitsplä­tze im Landratsam­t. Zusätzlich bestehe die Möglichkei­t, Außenstell­en in größeren Bestandsge­bäuden oder einem günstigere­n Neubau zusammenzu­legen, sei es in Miete oder als Landkreise­igentum. (AZ)

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Foto: Hascher Jehle Architektu­r So könnte der Innenhof des neuen Landratsam­ts im Landsberge­r Osten aussehen.

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