Vollblutmusiker fesseln mit Worten
Das Duo KlangZeit spielt im Foyer des Stadttheaters. Es erwärmt mit Geige und Gesang, Akkordeon und humorigen Ansagen die Herzen.
Schon einmal hatte die Kleinkunstbühne s’Maximilaneum das Duo KlangZeit nach Landsberg geholt; damals spielten sie beim Weihnachtsbrettl auf. Nun durften Marie-Josefin Melchior und Johann Zeller den ganzen Abend im Foyer des Stadttheaters bestreiten, das bis auf den letzten Platz gefüllt war.
Fini im roten, dekolletierten Kleid an der Geige, Hansi mit Hosenträgern, Schiebermütze und Akkordeon – die beiden charmanten Vollblutmusiker spielten sich gleich vom französischen Valse Musette über Klezmer zu emotionaler Filmmusik bis zu Liedern mit viel Wiener Schmäh – die die Menschen berührte, sondern auch die witzig-überraschenden Ansagen. Fini hebt die Geige und setzt den Bogen an, Hansi schließt die Augen und versinkt förmlich in seinen Akkordeonklängen. Gleichzeitig sehen die Zuhörer zur wirbelnden irischen Musik die roten Locken der kleinen Mary, der Protagonistin dieses Lieds, ebenso springen wie ihre roten Zauberschuhe. Trotzdem, dass sie den Bogen flitzen lässt, hat Fini dabei noch ein Lächeln für ihr Publikum. Es folgt ein französischer Walzer „mit Allgäuer Wurzeln“, denn dieser wurde ebenso wie die beiden vorherigen Lieder vom Allgäuer Hansi Zeller komponiert. Im Lied hat er den Sonnenaufgang vertont, mal sehnsüchtig auf das erste Tageslicht hoffend, dann, als der Feuerball höher steigt, rasant wirbelnd, was die Kraft der Sonne spüren lässt. Die große Harmonie der beiden Instrumente besticht besonders bei diesem Stück. Ein lautes „Ahhh“geht durch das Publikum, anerkennende Rufe folgen, als der letzte Ton eines Tangos von Astor Piazzolla verklingt, der der Filmmusik aus „Once upon the Time in the West“folgte. Witzig wird es bei Allgäuer Romantik beim Sonnenuntergang am Ammersee. Dann lässt Fini ihr E-Bratschello erklingen (eine Mischung aus Bratsche und Cello), für das Hansi eigens ein Stück komponiert hat – und zwar eines mit Pfiff, mit bulgarischen Anklängen, das Lust zum Tanzen macht. Nach der Pause haben die beiden sowohl Instrumente als auch Dialekt gewechselt: Hansi spielt jetzt Trompete, Fini Gitarre und sie spricht Wienerisch: „Das muss man können, wenn man wie ich in Wien studiert hat.“Und dann bekommt das Publikum eine Portion wienerischer Lebensweisheit, die es nachdenklich macht. Doch nicht lange, denn weiter geht es mit einem Boarischen, den das Publikum im Sitzen mittanzen darf. Akkordeonklänge unter dem Eiffelturm, ein irisches Märchen, italienische Filmmusik und dann landet das Publikum – zumindest das weibliche – in den starken Armen von Alois, dem frisch rasierten, tätowierten und despotischen Tango-Tänzer, dem seine Tänzerin vollkommen verfallen ist.