Manches Gericht ist fast zu schön zum Essen
Eine Küchenparty, bei der Köche, Köchinnen, Servicepersonal und die Gäste gleichermaßen Spaß haben. Genussvolles Essen beim Brückenwirt in Kaufering mit Spitzenköchen (und Spitzenweinen).
Kaufering Im Landkreis Landsberg gibt es viele gute Restaurants, auch eins mit einem MichelinStern. Wer also gerne genießt, ist hier genau richtig, ob nun unter anderem im Landsberger Bahnhof, ob bei den Kochevents Messerscharf in Pürgen oder immer wieder beim Brückenwirt in Kaufering. Das LT startet wieder eine Serie, bei der der Genuss mit gutem Essen oder gutem Wein im Vordergrund stehen soll. Wenn unsere Leser und Leserinnen auch einen Vorschlag haben, wen die Redaktion des Landsberger Tagblatts mal besuchen und vorstellen könnte, dann freuen wir uns, wenn Sie uns eine E-Mail an redaktion@landsberger-tagblatt.de schicken würden und Ihren Lieblingskoch- oder -köchin vorstellen möchten. Auch gute Hausmannskost ist hier gefragt.
Diese Woche gibt es einen Besuch beim Brückenwirt in Kaufering. Christian Fischer kennt man im Landkreis. Er hat das traditionelle Wirtshaus in Altkaufering, das im vergangenen Jahr seinen 105. Geburtstag gefeiert hat, stark verändert. Moderne, junge und besondere Küche, das gibt es dort. Fischer wurde unter anderem im Sacher in Salzburg ausgebildet. Das Besondere an seinen Küchenpartys, die jedes Jahr in Kaufering stattfinden, ist aber eine Symbiose zwischen allen Beteiligten. Das Rezept: gute Köche und Köchinnen aus unterschiedlichen Regionen, temperamentvolles und sehr gut informiertes Servicepersonal mit Unterhaltungspotenzial und Gäste, die das zu honorieren wissen. Diese Mischung beim Brückenwirt ist nicht alltäglich, und umso mehr gerät man auch als Gast in diesen Sog der guten Laune. Alle haben Spaß, ob nun in der Küche (in der mit zwei Tagen Vorbereitungszeit) gearbeitet wird oder im Service. Überhaupt der Service, der ist bei diesem Abend etwas ganz Besonderes. Denn die Weine, aber vor allem die Speisen, werden von Freunden, oder den Partnern der Köchinnen am Tisch erklärt, und so freut man sich auf jeden Gang ein wenig mehr, denn dieser Abend ist nicht nur kulinarisch ein Genuss, sondern hat auch großen Unterhaltungswert.
Etwa bei Felix Fullard, der gleich zu Beginn des Menüs mit fünf Gängen beim Grünen Sylvaner zum Gruß aus der Küche ins Schwärmen gerät. Die Vorspeise wird sehr dekorativ von Paul Pasztor (kommt aus Ungarn und arbeitet als Privatkoch in München) auf einem Holzbrett wie kleine herzhafte Petit Four angerichtet. Ein bisserl fruchtig und sehr aromatisch
ist der Wein dazu, und die hübschen Pralinen werden sofort verspeist. Fullard, der über den langen Abend immer wieder erklärt und berät und die Gänge vorstellt, weist schon zu Beginn auf das Dessert, ein „Exotisches Pavlova“seiner Lebensgefährtin Magdalena Koch hin, die es zusammen mit Viola Köngeter gezaubert hat. Und gezaubert ist hier noch untertrieben, denn auch wer nicht so auf Süßes steht, mochte diese Mischung aus Baiser, Südfrüchten und Papaya, eine Reise in die Karibik. Auch Fullard ist weit gereist, einige Gäste am Tisch fragen, woher er denn kommt, sein Akzent
klingt ein wenig holländisch. Doch er ist Engländer, lebt aber sein ganzes Leben auf Mallorca und jetzt in Lech am Arlberg, wo seine Lebensgefährtin kocht.
Und Reisen ist auch das Stichwort für dieses Menü, denn Christian Fischer bringt viele Köche, ob aus München, dem Thomatal, Österreich oder Südafrika nach Kaufering. So schafft er es, dass man vielleicht mal, über den Tellerrand hinaus, auch diese kulinarischen Bereiche besuchen mag. Neugierig macht das Rezept von Sims (er arbeitet an diesem Abend auch im Service) Oma aus Südafrika, am Mittwoch wurde es von Sims
Freundin Barbara Brunschmid vom Thomataler Wirt gekocht. Wie Sim noch heißt? Keine Ahnung, einfach Sim, sagt Christian Fischer. Zum Essen gibt es ein südafrikanisches Lammcurry: der Rücken rosa, die Schulter geschmort und als passenden Wein einen Rioja. Besser geht es nicht.
Manchmal – wie beim Fischgang von Stefan Folk (Kochevents aus Pürgen) – will man das Werk gar nicht zerstören, denn zu hübsch liegt ein kleiner grätiger schwarzer Fisch aus Teig auf der Muschel-Dashi-Brühe mit Heilbutt. Inspiration: eine Dubai-Reise. Doch es riecht zu verführerisch,
auch das Fischlein wird ganz verspeist. Und auch nach dem Wiener Tafelspitz 2.0. von Johannes Ratz aus Österreich (Wolfurt) ist noch ein kleiner Platz für die abschließenden Petit Fours aus der Küche, mit denen man nach Hause entlassen wird. Und es wäre ein Versäumnis, wenn man den Gang von Gastgeber Christian Fischer vom Brückenwirt unterschlagen würde, der von einer Tokyo Reise inspiriert ist: Ihn gibt es gleich nach dem Gruß aus der Küche, leicht, asiatisch und sehr aromatisch, mit Krabben, Thunfisch und Lachsrogen und einem Gurke-Wasabieis. Köstlich. Eine Flut von Aromen.