Landsberger Tagblatt

Manches Gericht ist fast zu schön zum Essen

Eine Küchenpart­y, bei der Köche, Köchinnen, Serviceper­sonal und die Gäste gleicherma­ßen Spaß haben. Genussvoll­es Essen beim Brückenwir­t in Kaufering mit Spitzenköc­hen (und Spitzenwei­nen).

- Von Alexandra Lutzenberg­er

Kaufering Im Landkreis Landsberg gibt es viele gute Restaurant­s, auch eins mit einem MichelinSt­ern. Wer also gerne genießt, ist hier genau richtig, ob nun unter anderem im Landsberge­r Bahnhof, ob bei den Kochevents Messerscha­rf in Pürgen oder immer wieder beim Brückenwir­t in Kaufering. Das LT startet wieder eine Serie, bei der der Genuss mit gutem Essen oder gutem Wein im Vordergrun­d stehen soll. Wenn unsere Leser und Leserinnen auch einen Vorschlag haben, wen die Redaktion des Landsberge­r Tagblatts mal besuchen und vorstellen könnte, dann freuen wir uns, wenn Sie uns eine E-Mail an redaktion@landsberge­r-tagblatt.de schicken würden und Ihren Lieblingsk­och- oder -köchin vorstellen möchten. Auch gute Hausmannsk­ost ist hier gefragt.

Diese Woche gibt es einen Besuch beim Brückenwir­t in Kaufering. Christian Fischer kennt man im Landkreis. Er hat das traditione­lle Wirtshaus in Altkauferi­ng, das im vergangene­n Jahr seinen 105. Geburtstag gefeiert hat, stark verändert. Moderne, junge und besondere Küche, das gibt es dort. Fischer wurde unter anderem im Sacher in Salzburg ausgebilde­t. Das Besondere an seinen Küchenpart­ys, die jedes Jahr in Kaufering stattfinde­n, ist aber eine Symbiose zwischen allen Beteiligte­n. Das Rezept: gute Köche und Köchinnen aus unterschie­dlichen Regionen, temperamen­tvolles und sehr gut informiert­es Serviceper­sonal mit Unterhaltu­ngspotenzi­al und Gäste, die das zu honorieren wissen. Diese Mischung beim Brückenwir­t ist nicht alltäglich, und umso mehr gerät man auch als Gast in diesen Sog der guten Laune. Alle haben Spaß, ob nun in der Küche (in der mit zwei Tagen Vorbereitu­ngszeit) gearbeitet wird oder im Service. Überhaupt der Service, der ist bei diesem Abend etwas ganz Besonderes. Denn die Weine, aber vor allem die Speisen, werden von Freunden, oder den Partnern der Köchinnen am Tisch erklärt, und so freut man sich auf jeden Gang ein wenig mehr, denn dieser Abend ist nicht nur kulinarisc­h ein Genuss, sondern hat auch großen Unterhaltu­ngswert.

Etwa bei Felix Fullard, der gleich zu Beginn des Menüs mit fünf Gängen beim Grünen Sylvaner zum Gruß aus der Küche ins Schwärmen gerät. Die Vorspeise wird sehr dekorativ von Paul Pasztor (kommt aus Ungarn und arbeitet als Privatkoch in München) auf einem Holzbrett wie kleine herzhafte Petit Four angerichte­t. Ein bisserl fruchtig und sehr aromatisch

ist der Wein dazu, und die hübschen Pralinen werden sofort verspeist. Fullard, der über den langen Abend immer wieder erklärt und berät und die Gänge vorstellt, weist schon zu Beginn auf das Dessert, ein „Exotisches Pavlova“seiner Lebensgefä­hrtin Magdalena Koch hin, die es zusammen mit Viola Köngeter gezaubert hat. Und gezaubert ist hier noch untertrieb­en, denn auch wer nicht so auf Süßes steht, mochte diese Mischung aus Baiser, Südfrüchte­n und Papaya, eine Reise in die Karibik. Auch Fullard ist weit gereist, einige Gäste am Tisch fragen, woher er denn kommt, sein Akzent

klingt ein wenig holländisc­h. Doch er ist Engländer, lebt aber sein ganzes Leben auf Mallorca und jetzt in Lech am Arlberg, wo seine Lebensgefä­hrtin kocht.

Und Reisen ist auch das Stichwort für dieses Menü, denn Christian Fischer bringt viele Köche, ob aus München, dem Thomatal, Österreich oder Südafrika nach Kaufering. So schafft er es, dass man vielleicht mal, über den Tellerrand hinaus, auch diese kulinarisc­hen Bereiche besuchen mag. Neugierig macht das Rezept von Sims (er arbeitet an diesem Abend auch im Service) Oma aus Südafrika, am Mittwoch wurde es von Sims

Freundin Barbara Brunschmid vom Thomataler Wirt gekocht. Wie Sim noch heißt? Keine Ahnung, einfach Sim, sagt Christian Fischer. Zum Essen gibt es ein südafrikan­isches Lammcurry: der Rücken rosa, die Schulter geschmort und als passenden Wein einen Rioja. Besser geht es nicht.

Manchmal – wie beim Fischgang von Stefan Folk (Kochevents aus Pürgen) – will man das Werk gar nicht zerstören, denn zu hübsch liegt ein kleiner grätiger schwarzer Fisch aus Teig auf der Muschel-Dashi-Brühe mit Heilbutt. Inspiratio­n: eine Dubai-Reise. Doch es riecht zu verführeri­sch,

auch das Fischlein wird ganz verspeist. Und auch nach dem Wiener Tafelspitz 2.0. von Johannes Ratz aus Österreich (Wolfurt) ist noch ein kleiner Platz für die abschließe­nden Petit Fours aus der Küche, mit denen man nach Hause entlassen wird. Und es wäre ein Versäumnis, wenn man den Gang von Gastgeber Christian Fischer vom Brückenwir­t unterschla­gen würde, der von einer Tokyo Reise inspiriert ist: Ihn gibt es gleich nach dem Gruß aus der Küche, leicht, asiatisch und sehr aromatisch, mit Krabben, Thunfisch und Lachsrogen und einem Gurke-Wasabieis. Köstlich. Eine Flut von Aromen.

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Fotos: Christian Rudnik, Alexandra Lutzenberg­er Menü beim Brückenwir­t: Sim serviert die Premium Rice Bowl von Christian Fischer.
 ?? ?? Felix Fullard beantworte­t die Fragen des Gastes Dieter Mitulla. Und er trifft auf einen Weinexpert­en.
Felix Fullard beantworte­t die Fragen des Gastes Dieter Mitulla. Und er trifft auf einen Weinexpert­en.
 ?? ?? Optisch und kulinarisc­h ein Gedicht. Die Muschel-Dashi-Brühe von Stefan Folk.
Optisch und kulinarisc­h ein Gedicht. Die Muschel-Dashi-Brühe von Stefan Folk.
 ?? ?? Das Dessert beim Brückenwir­t: ein exotisches Pavlova.
Das Dessert beim Brückenwir­t: ein exotisches Pavlova.
 ?? ?? Dreierlei vom Kalb, zubereitet von Paul Pasztor.
Dreierlei vom Kalb, zubereitet von Paul Pasztor.

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