Tauziehen um Agri-PV-Anlage geht weiter
Ein Landwirt will auf einem Grundstück bei Hechenwang Viehweide und Stromerzeugung kombinieren. Doch der Windacher Gemeinderat zeigt dafür wenig Sympathie.
Mit den Gemeindewerken ist die Gemeinde Windach seit dem vergangenen Jahr auch gut im Geschäft mit der Erzeugung von Strom durch Fotovoltaik. Nördlich der Autobahn wird auf einer Fläche von 5,4 Hektar ein großes Solarfeld mit einer maximalen Nennleistung von 6,8 Megawatt betrieben. Als jetzt ein Landwirt einen Bauantrag für die Errichtung eines Solarfelds auf einer Weide zwischen Hechenwang und Steinebach vorlegte, zeigte sich der Gemeinderat weniger aufgeschlossen gegenüber der Erzeugung regenerativen Stroms. Das gemeindliche Einvernehmen wurde mehrheitlich versagt.
Der Antragsteller ist der aus Oberwindach stammende Kottgeiseringer Landwirt Erich Klas. Ihm gehört östlich der Wochenendhaussiedlung in Steinebach ein gut ein Hektar großes GrünlandGrundstück. Dieses hat er schon länger im Blick, um darauf eine Photovoltaikanlage, genauer gesagt eine Agri-Fotovoltaikanlage, zu errichten.
Das heißt, auf einer solchen Fläche soll nicht nur Strom erzeugt werden, sondern zwischen den Solarpaneelen ist auch eine landwirtschaftliche Nutzung möglich. Dies kann in unterschiedlichen Ausprägungen geschehen. So gibt es inzwischen bewegliche Paneelen, zwischen denen mit den üblichen landwirtschaftlichen Geräten Ackerbau betrieben und gemäht werden kann. Ein solches Solarfeld besteht beispielsweise in der Nähe von Althegnenberg. Auch auf dem Solarfeld der Gemeinde Windach an der A96 findet eine extensive Zweitnutzung statt: Dort weiden Schafe zwischen den Solarmodulen.
An eine solche Doppelnutzung (allerdings mit Rindern) denkt auch Erich Klas, weswegen seine Planung vorsieht, die Solarmodule 2,15 Meter hoch aufzuständern, damit darunter Rinder stehen und Schatten finden können. Die von Klas geplante Leistung beträgt 981 kW, das ist etwa ein Siebtel der Leistung der gemeindlichen Freiflächenanlage an der Autobahn.
Anders als die Gemeinde will Klas auch einen Stromspeicher errichten, der die Stromproduktion eines guten Sonnentags puffern kann, um die Elektrizität dann bei Bedarf (zum Beispiel nachts oder wenn sich der Himmel bewölkt) ins Netz einzuspeisen. Inzwischen kämpft die Solarbranche nämlich mit erheblichen Überkapazitäten an sonnigen Sommertagen. Immer häufiger werden große PV-Anlagen zeitweise außer Betrieb genommen,
wenngleich der Strom, der in dieser Zeit hätte produziert werden können, den Betreibern bezahlt wird.
Während der Vorstand der Gemeindewerke Windach, Florian Zarbo, im vergangenen Jahr einen Stromspeicher als nicht wirtschaftlich bezeichnet hatte, weil die Vergütung nur unwesentlich höher sei, sieht Klas das anders: Ihm sei bei einem Speicherbetrieb eine um zwei Cent pro Kilowattstunde höhere Vergütung angeboten worden.
Der Gemeinderat lehnte den Antrag
von Klas mehrheitlich ab. Das Hauptargument dafür sei die Sorge vor einer weitere „Zersiedlung“der Landschaft durch PV-Anlagen gewesen, berichtete Bürgermeister Richard Michl (Freie Wähler) aus der Sitzung, der sich selbst für die Solarweide ausgesprochen hatte. Daneben sei auch auf den Verlust landwirtschaftlicher Flächen hingewiesen worden. Allerdings, so Michl, handle es sich bei Klas’ Grundstück um eine, was die landwirtschaftliche Ertragsfähigkeit anbelangt, „benachteiligte Fläche“.
Ein weiterer Punkt in der Angelegenheit ist auch noch, dass der Windacher Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss gefasst hat. Wörtlich lautet der Beschluss, der dazu vor gut einem Jahr gefasst wurde: „Zukünftige Bauleitplanungen für erneuerbare Energien werden eingeleitet, wenn die Gemeinde Windach Vorhabenträger ist. Dies betrifft insbesondere Anlagen zur Nutzung von Sonnenenergie, Windkraftanlagen, Wasserkraftanlagen und Geothermie im Gemeindebereich.“Vor diesem Hintergrund war Klas’ Antrag auch bereits damals abgelehnt worden.
Ob das Nein des Gemeinderats das Projekt aufhalten kann, wird sich zeigen. Wenn das Vorhaben als baurechtlich privilegiert beurteilt wird, könnte Klas wohl trotz der gemeindlichen Ablehnung bauen. Er verweist auf das zwischenzeitlich von der Bundesregierung beschlossene Solarpaket 1, das auch den Bau von Agri-PV-Anlagen erleichtern soll. Der Bau einer Fotovoltaikanlage auf freier Flur wäre laut Klas dann privilegiert, wenn ein räumlich-funktionaler Zusammenhang zu einer Hofstelle besteht. Zumindest einen funktionalen Zusammenhang sieht der Landwirt, der neben Getreide auch Biostroh und -futter für Kleintiere erzeugt: Die Stromproduktion wäre ein weiteres unternehmerisches Standbein.
In Agri-PV-Anlagen sieht Klas viel Zukunftspotenzial. Neben dem Vieh werde von den Solarpaneelen auch der Grasaufwuchs beschattet, sodass Grünland weniger austrockne und schneller wachse. Agri-PV-Felder hätten einen ähnlichen Effekt wie Agroforst-Flächen, auf denen auch schon höhere Sommergersten-Erträge beobachtet worden seien, weil das Nebeneinander von Forst- und Landwirtschaft Trocken- und Hitzestress abmildere.