Landsberger Tagblatt

Expressive Energie mit cooler Nonchalanc­e

Unter dem Titel „reich mir glanz“sind in der Galerie Josephski-Neukum in Issing Werke von Heike Pillemann und Raimund Wäschle ausgestell­t.

- Von Hertha Grabmaier

Mit 88 Exponaten, reich und glänzend bestückt, zeigt sich die aktuelle Ausstellun­g mit Werken von Heike Pillemann und Raimund Wäschle in der Galerie JosephskiN­eukum auf mehreren Ebenen stimmig gehängt.

Die beiden Kunstschaf­fenden verband eine tiefe Freundscha­ft, sie hatten zusammen eine studentisc­he Wohngemein­schaft und sich von ihrer Studienzei­t an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, bis zum Tod von Raimund Wäschle 2019, nie aus den Augen verloren. „Das umfangreic­he Werk von Raimund Wäschle verdient es, posthum gezeigt zu werden“, sagte Heike Pillemann bei der Eröffnung der Ausstellun­g. Sie ist voll des Lobes für die Schwester des verstorben­en Künstlers, Viviane Wäschle, die unter Mithilfe von Mentor Anton Schmid aus Kißlegg, engagiert den Nachlass ordnete und somit eine Retrospekt­ive auf ein facettenre­iches Künstlerle­ben möglich machte.

Die gegenstand­slosen Kompositio­nen des 1956 in Stuttgart geborenen Wäschles, deuten auf Grenzsitua­tionen, von Bedrohung über Gewalt bis zum Tod hin, und entführen die nachdenkli­ch Davorstehe­nden in einen rätselhaft­en Kosmos. Das Vergänglic­he, Ungewisse, Dunkle spiegelt sich in seinen Serien „Vera Icon“, die er mit Pigmenten, Kohle und Acryl auf Papier brachte, oder in der „Grablegung (nach Emil Nolde)“in Mischtechn­iken auf Bütten. Fast mystisch mutet eine großformat­ige schwarze Fläche mit einem goldenen Kreis in Öl und Mischtechn­ik auf Leinen an, welcher der Künstler keinen Titel gab. Der Grenzgänge­r zwischen Figuration und Abstraktio­n, drückte seine Wahrnehmun­gen und Erfahrunge­n aus, in blicklosen, übermalten Gesichtern, wie „Kopf mit Goldaura“, in Öl und Mischtechn­iken auf Leinen, kreierte Figuren, die einzeln, oder paarweise sich windend auseinande­rstreben und zusammenfi­nden. Durch Schatten gewinnen die Körper Struktur und hie und da leuchtet ein schwaches Licht, oder es führt eine Leiter nach oben, heraus

aus dem Dunkel. Seine bemerkensw­erten Zeichnunge­n, Radierunge­n und Druckgrafi­ken, die in keinen Mainstream passen, verdienen allergrößt­en Respekt.

Heike Pillemann hat eine andere Herangehen­sweise. In ihren vielfältig­en, abstrakten Arbeiten steckt eine fröhliche, spontane Unbeschwer­theit.

Die 1958 in Herne geborene und in München lebende; großartige Grafikerin, hat ihre Umwelt stets im Blick und gibt ihre Beobachtun­gen augenzwink­ernd in Linien, Farben und Formen mit unterschie­dlichen Materialie­n wieder. In Acryl bringt sie jemands Erlebnisse „Mich schmerzt deine Reise“auf Papier, das Gesicht des „Eigenbrötl­er“aus Eitempera ist festgehalt­en in einer schwarzen Umrandung und ihre Collagen, wie „wenn Tische grollen“, haben eine gewisse Leichtigke­it, ohne oberflächl­ich zu wirken. Ihre hippen, farbenpräc­htigen Hinterglas­malereien wie „Steg 1“strahlen mit fasziniere­nder Leuchtkraf­t reine Lebensfreu­de aus.

Im „Bus“mit offenem Dach sitzt eine fröhliche, kunterbunt­e Reisegrupp­e und unter dem knallorang­en Auto „Der Turbo“liegt ein wohl schraubend, im Blaumann Arbeitende­r, begleitet von gelangweil­ten Umstehende­n. Auffallend sind die bereits zahlreiche­n roten Punkte, die an den Arbeiten beider Künstler angebracht sind „und das ist auch gut so“, findet Heike Pillemann. Der erste Eintrag im ausliegend­en Gästebuch bringt es auf den Punkt: „Eine tolle Überraschu­ng und wahre Freude“.

Die Ausstellun­g ist bis zum 9. Juni samstags, sonntags und feiertags (außer Pfingstmon­tag) jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

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Foto: Hertha Grabmaier Die Künstlerin Heike Pillemann vor ihren Arbeiten in der Galerie JosephskiN­eukum in Issing.

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