Musiker nehmen Zuhörern etwas die „Erdenschwere“
Die Künstler binden das Publikum bei ihrem Auftritt im Marienmünster in Dießen in den Auftritt mit ein. Es ist eine Mischung aus echter bairischer Musik, Kabarett und Kirchenmusik.
Bei einem „Theatrum sacrum“, einer szenisch belebten Andacht der Barockzeit, rückt oft das wechselnde Altarbild in den Fokus. Anders gestaltete sich die Belebung beim Münsterkonzert in Dießen: Hier sorgten Vorträge kleiner Geschichten, Mitsing-Passagen und kurze Jodler für Lebendigkeit. Das Trio der Protagonisten wurde angeführt von Monika Drasch.
Echte bairische Musik, Kabarett, dazu eine etwas freche Art: Es gibt kaum etwas, das man der Niederbayerin nicht zutraut. Aber seit mehreren Jahren ist die 58-Jährige auch in der Kirchenmusik aktiv – wobei es immer noch ein wenig ungewohnt wirkt, wenn dieses ernste Genre mit bunten Haaren und bunter Geige vorgetragen wird. Das erste Instrument, das die rund 130 Besucher erahnen konnten, war der Dudelsack.
Drasch spielte einen haarfeinen Schnarrton, über dessen Klang Bariton Martin Danes in den Altarraum schritt: „Salve Regina“erklang es, mit einem Sologesang nahe an der Gregorianik. Und auch
die weiteren Gesänge richteten sich oft an Maria.
Der vom Rundfunk bekannte Erzähler Peter Weiß widmete sich zwischen den Musikpartien dem religiösen Leben. „Alle glauben, doch dabei vermag niemand zu wissen, was Gott selber sei“, sprach er in leicht fragender Haltung – aber nicht perfekt verstehbar, da die im Radio so beeindruckenden,
spannend-leisen Rücknahmen der Stimme im Kirchenraum oft vom Nachhall überdeckt wurden. Mit gebremstem Sprechtempo fassten seine nachdenklichen Passagen später etwas Tritt.
Von Beginn an deutlich war Monika Drasch. Ihre hohe, klare Gesangsstimme beeindruckte in einem Engellied, bei dem sie das Publikum gleich motivierte mitzumachen. Sehr anrührend war ein „Annalied“, gewidmet der Großmutter Jesu. Zwischenzeitlich mahnte der Sprecher, dass jeder Mensch dahin streben solle, „dass du dich der Person, die dir gegeben, wohl schickest“. Diese alten Zeilen von Johannes Aventinus und Jeremias Drexel waren gerade durch ihre verstaubte Ausdrucksweise sehr würdevoll.
Mit Instrumentalstücken ergänzte Münsterorganist Stephan Ronkov das „Theatrum“in Form von virtuosen Bach-Interpretationen, die aber gerade am Anfang oft etwas lang gerieten. Im weiteren Verlauf legte die Orgel dann ihre Schwere und Ausführlichkeit ab und das Programm gewann mehr Flüssigkeit.
Während der Unterschleißheimer Sänger nun viele Stücke mit Gitarre unterlegte, nutzte die Uttingerin fallweise auch ihre grüne Geige zur Begleitung. Den größten Effekt hatte ihre Stimme selbst, die sich klar im Raum durchsetzte. Zusehends ergänzte Drasch sogar dirigierende Handzeichen. Bei „Oh Maria, Königin“war sie einer Chorleiterin zum Verwechseln ähnlich, allerdings die Besucher anleitend. Ein besonderes Highlight wurde ein Marienlied, kombiniert mit Akkordeon (Danes) und Blockflöte (Drasch). Feingliedrig war das musikalische Jubilieren, und genussreich waren die kleinen Jodler zum Schluss der Refrains.
Zu diesen heimatbezogenen Klängen kombinierte Peter Weiß – sehr passend – einen alten Selhamer-Lobestext auf Bayern, das Gott so „kräftig gesegnet“habe, dass es manchmal scheine, als hätten „die Heiligen ihren Himmel verlassen“, um in den „herrlich erbauten Gotteshäusern“Bayerns zu weilen.
Ihren Platz im Altarraum verließen nun auch Martin Danes und Monika Drasch, um von der Empore herab noch weitere Klangeindrücke zu zaubern. Zur wunderbaren Hörperle wurde dabei das ausbalancierte Zusammenspiel von Dudelsack und Orgel – ebenso perfekt wie das abschließende Gesangsduett, das die Gastmusiker mit feinen Jodlern krönten. Besonders durch die zweite Hälfte schien es, als habe das „Theatrum“etwas Erdenschwere von den Hörern weggenommen. Es gab dankbaren Beifall.