VR-Bank zeichnet nachhaltige Projekte aus
Zum zehnten Mal vergibt die VR-Bank Landsberg-Ammersee den Nachhaltigkeitspreis. Dabei gibt es eine Überraschung – und sogar Freudentränen.
23 Bewerbungen waren eingegangen, das Preisgeld von 7500 Euro ging in gleichen Teilen an die von der elfköpfigen Jury ausgewählten ersten drei Projekte. Wer diese waren, konnten die zahlreichen Besucher der Verleihung des Nachhaltigkeitspreises der VR-Bank Landsberg-Ammersee erst gegen Ende der Feier im Veranstaltungssaal der Lechsporthalle erfahren. So lange wurden sie mit selbst komponierter Akkordeonmusik von Martin Hegele von ScheinEilig unterhalten und mit der Vorstellung aller Projekte unter launiger Moderation von Martin Cernen. Außerdem gab es eine spannende Rede von Prinzessin Sophie-Alexandra von Bayern.
Sie habe eine tiefe Verbundenheit gespürt, als sie die Einladung zur Preisverleihung erhalten habe, sagte sie. Woher diese rührte, wurde bei der Schilderung ihres Lebensweges deutlich. Sie studierte in England Politik und war bei den Vereinten Nationen sowie bei der WHO über viele Jahre mit Fragen zu Menschenrechten, Klima und Gesundheit beschäftigt. 2015 habe sie der UN-Generalversammlung beigewohnt, als die 17 Nachhaltigkeitsziele beschlossen wurden. Zwar gäbe es bei der globalen Gesundheitsvorsorge Fortschritte. Jedoch seien die Klimaschutzpläne völlig unzureichend und auch bei der Gleichberechtigung von Frauen gehe es zu langsam voran.
Bei den Vereinten Nationen habe Prinzessin Sophie-Alexandra die Kraft engagierter Menschen kennengelernt. „Diese Erfahrungen haben mich in meiner Überzeugung gestärkt, dass regionale Aktionen wesentlich sind, um globale Herausforderungen zu meistern.“Nachhaltigkeit sei nicht nur Aufgabe von Politik und großen Unternehmen. „Ihre Projekte zeigen, dass jeder die Macht hat, Veränderungen zu bewirken“, sagte sie zu den Bewerbern. VR-BankVorstandsmitglied Martin Egger bedankte sich bei der Prinzessin, die ihr erstes Kind erwartet, mit
Blumen und einem Geschenkkorb mit Babysachen.
Die Projekte waren äußerst vielfältig. Sie reichten von Massivholzmöbeln aus regionalem Holz (Schreinerei Dosch), über verschiedene Wasserprojekte, die die Wertschätzung von Wasser fördern sollen, bis zum mobilen UnverpacktLaden (Tante Resi), einem Hof für alte und kranke Tiere (Lebenshof Hohenwart) und der Lech-Renaturierung durch den Luftwaffenfischereiverein Lechfeld. Ebenso zur Wahl standen die Stoffwindelberatung von Susanne Berger, die durch die Reduzierung von Wegwerfwindeln das Müllaufkommen verringern möchte, sowie das Schulgartenprojekt von „Kräuterhexe“
Traudl Manka. Ein Adventskalender fürs Gemeinwohl, Solarprojekte der Energieagentur Lena, die Archegemeinschaft in Landsberg, Spendenläufe und Christbaumabholaktionen des FT Jahn, ein Pfandsystem für Mehrwegbeutel, regionale Landwirtschaft (Jegglhof) sowie die Rikschafahrten der Awo standen zur Wahl.
Letztlich machten zwei langjährige Projekte das Rennen: Die BRKSchatztruhen in Dießen und Landsberg, die heuer ihr 15-jähriges Bestehen feiern, und das Repair-Café Landsberg der Awo. Über 4000 Reparaturen haben die rund 30 Ehrenamtlichen in den vergangenen acht Jahren dort durchgeführt. Außerdem dient es
der Hilfe zur Selbsthilfe. Die Second-Hand-Läden des BRK setzten ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft, so die Begründung für die Projektauswahl. In den Läden kann jeder einkaufen, der Erlös kommt sozialen Zwecken zugute.
Für Freudentränen sorgte die Preisvergabe an die Familie Stangl aus Eching. Sie baute einen Mutterkuhstall mit Gründach aus Holz aus dem eigenen Wald. Eingestreut wird mit Material aus der Region, das Futter wird selbst erzeugt, das Fleisch direkt vermarktet. So erfülle das Projekt gleich mehrere Kategorien der Nachhaltigkeit, so die Begründung. Viele Jahre musste der Bio-Betrieb mit der Gemeinde Eching um den Bau des neuen
Stalls für die 13 Pinzgauer Rinder und zwei Schweine ringen. Die Mehrkosten für das Gründach nahmen sie in Kauf, eine Förderung dafür gibt es nicht, wie Alexandra und Martin Stangl sagten. Ideen dafür holten sie sich etwa bei Reisen in Norwegen, wo es viele begrünte Dächer gibt. Große Triebfeder des Projekts war Tochter Anna (13). Ihre Motivation: Die Liebe zu den Tieren, die im Sommer auf verschiedene Weiden gebracht werden, so am Grüntensee, im Weingarten in Eching, in der Mühlau in Schondorf sowie im Pfarrgarten in Beuern. „Wir bringen nicht das Futter zu den Tieren, sondern die Tiere zum Futter“, so Landwirt Stangl.