Landsberger Tagblatt

Er macht immer noch eine gute Figur

Porträt Lenny Kravitz überzeugt seit 30 Jahren mit rockigem Retrosound. Nun erscheint sein neues Album, doch seine Fans feiern ihn momentan vor allem für seinen gestählten Körper.

- Felicitas Lachmayr

Lässig stemmt er seinen braun gebrannten Sixpack in die Höhe, macht fünf Klimmzüge, spreizt die Beine zum Spagat und spaziert aus dem Bild. Im nächsten Video liegt er auf der Hantelbank oder heizt im Jeep durch die Prärie – mit Sonnenbril­le und Netzhemd. Die Rede ist nicht vom jungspundi­gen Fitness-Influencer, sondern von Lenny Kravitz: US-Musiker und Inbegriff von Coolness, dabei ist der Mann mit Dreadlocks und tätowierte­n Oberarmen fast 60.

Im Netz wird er für seine jugendlich­e Erscheinun­g gefeiert, und fast scheint es, als würde er nichts anderes machen als zu joggen und seine Muskeln zu trainieren. Aber eben nur fast: Denn neben dem Körpergest­ähle hat Kravitz seine Musik nicht vergessen. Am Freitag erscheint mit „Blue Electric Light“sein zwölftes Album, und man darf gespannt sein, ob er auch musikalisc­h eine gute Figur macht.

Er, der sich stilistisc­h nicht labeln lässt, der von Jimi Hendrix oder den Beatles inspiriert seit 30 Jahren mit rockigem Retrosound aufwartet. Rock, Funk, Soul – Kravitz liegt irgendwo dazwischen, oder, wie er selbst mal sagte: „Ich mache Rock, aber viele Rock-Sender spielen mich nicht, weil ich ihnen irgendwie zu funky bin. Und die R-’n’-B-Sender sagen: Du bist schwarz, aber nicht so richtig. Du passt nicht in unser Format.“Als Sohn einer Schauspiel­erin und eines Fernsehpro­duzenten wächst Kravitz in New York auf, lernt Gitarre und Klavier, schreibt eigene Songs. Die Plattenfir­men lehnen ab, doch er lässt sich nicht entmutigen, mietet stattdesse­n ein Studio, nimmt das Album selbst auf und ist plötzlich heiß begehrt – bei Produzente­n und Musikern. Mit Anfang 20 hat er einen Plattenver­trag, arbeitet mit Mick Jagger, Madonna oder Aerosmith zusammen und liefert mit „Fly away“1998 seinen wohl größten Hit. Kravitz engagiert sich politisch, verkauft inzwischen auch eigene Möbel, als Schauspiel­er war er unter anderem in „Die Tribute von Panem“zu sehen.

Vor kurzem erhielt er einen Stern auf dem Walk of Fame in Los Angeles, Tochter Zoë hielt die Rede: „Ich habe gesehen, wie du dich in den schönsten Arten verändert hast. Ich habe gesehen, wie du bei wichtigen Dingen immer derselbe geblieben bist. Aber hauptsächl­ich habe ich durch deine Hemden durchsehen können.“Pointiert und cool, wie der Vater, so die Tochter.

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Foto: dpa

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