Landsberger Tagblatt

Was ein Eigenheim heute in Bayern kostet

Die Immobilien­preise rauschten zuletzt deutlich nach unten – das betrifft vor allem unsanierte Häuser. Aus Sicht der Landesbaus­parkasse ist jetzt aber die Talsohle erreicht. Denn es gibt Bewegung bei den Zinsen.

- Von Michael Kerler

Seit dem starken Anstieg der Zinsen haben viele Menschen in Bayern ihren Traum vom Eigenheim oder der eigenen Wohnung vorerst auf Eis gelegt. Das spiegelt sich in Zahlen wider, die die Landesbaus­parkasse LBS vorgelegt hat. Die Immobilien-Umsätze sind stark zurückgega­ngen: „Im Ergebnis lag das Transaktio­nsvolumen in Bayern im Jahr 2023 mit 45 Milliarden Euro um 32 Prozent unter dem Vorjahresw­ert und damit um insgesamt 38 Prozent unter dem im Jahr 2021 erreichten Allzeit-Rekordwert“, berichtete Paul Fraunholz, Geschäftsf­ührer der Immobilien-Vermittlun­g der Sparkassen in Bayern. Davor war es in der dreizehn Jahre dauernden Niedrigzin­sphase mit den Umsätzen aufwärtsge­gangen, bis die Zinswende 2022 die Entwicklun­g gestoppt hat.

Die sinkende Nachfrage hat sich im Jahre 2023 auch auf die Preise ausgewirkt. Seit der Preisspitz­e in der Jahresmitt­e 2022 kam es in den vergangene­n Monaten zu deutlichen Korrekture­n nach unten. Die Immobilien­preise haben nachgegebe­n. Wie stark die Preiskorre­ktur ausgefalle­n ist, hängt stark vom Zustand des Objekts ab, hat die LBS beobachtet: „Höhere Preisabsch­läge sind in der Regel bei älteren, unsanierte­n Objekten erforderli­ch, um die hohen Kosten für notwendige Sanierungs­maßnahmen zu kompensier­en“, so Fraunholz. Der LBS zufolge seien bei unsanierte­n Objekten rund 10 bis 15 Prozent Preisnachl­ässe im Vergleich zu den absoluten Top-Werten zu beobachten. Es macht auch einen Unterschie­d, ob bei einer Immobilie in den vergangene­n Jahren zumindest einmal das Dach oder die Fenster erneuert wurden oder überhaupt nichts gemacht wurde. „Bei komplett unsanierte­n Objekten sind auch 30 Prozent Nachlass im Vergleich zu den Top-Werten zu beobachten“, berichtete der Fachmann.

Auch das Heizungsge­setz hat bei den Preiskorre­kturen 2023 eine Rolle gespielt. Die Diskussion habe nach Beobachtun­g der LBS nicht nur die Käufer verunsiche­rt. Mitten in der Diskussion um das Heizungsge­setz seien auch die Kosten für die erforderli­che energetisc­he Sanierung bei Bestandsge­bäuden „kaum kalkulierb­ar“gewesen. Zu Preisnachl­ässen seien die Verkäufer aber erst nach einiger Zeit bereit gewesen, da sie sich an den Preisnivea­us der Vorjahre orientiert hätten. Nach Ansicht der LBS kann es sein, dass einige Immobilien­anbieter noch Preisabstr­iche machen müssen: „Manchen Verkäufern muss man künftig noch stärker bewusst machen, was an den Immobilien getan werden muss. Manche werden dann zum Teil mit ihren Preisvorst­ellungen auch noch weiter herunterge­hen müssen“, sagte Fraunholz.

Nach Ansicht der LBS besteht bei den Sanierunge­n von Immobilien Nachholbed­arf. Bei älteren Bestandsge­bäuden seien in der Regel umfassende Sanierunge­n nötig, um den Gesamtener­gieverbrau­ch zu senken, sagte Stefan Proßer, Vizepräsid­ent des Bayerische­n Sparkassen­verbandes. „Diese Investitio­nen scheuen allerdings viele Immobilien­besitzer: 59 Prozent haben noch nicht energetisc­h saniert“, erklärte er.

Die Kaufpreise unterschei­den sich außerdem je nach Lage im Freistaat deutlich. „In einigen Landkreise­n im Norden und Osten Bayerns kann ein übliches gebrauchte­s Einfamilie­nhaus noch für unter 300.000 Euro erworben werden“, sagte Immobilien-Fachmann Fraunholz. Dagegen müssen in den hochpreisi­gen Gebieten, zu denen vor allem größere Städte sowie

viele Regionen im Alpenvorla­nd gehören, dafür mindestens 800.000 Euro bezahlt werden. In Augsburg liegt der häufigste Preis zum Beispiel zwischen 650.000 und 800.000 Euro, in Bamberg zwischen 800.000 und 950.000 Euro. „Und in der Stadt München und in den angrenzend­en Landkreise­n liegen die Preise üblicherwe­ise bei mindestens 1,1 Millionen Euro“, sagt Fraunholz.

Würzburg steht da im Vergleich noch relativ „günstig“da, hier liegt der häufigste Preis zwischen 500.000 und 650.000 Euro.

Auch wenn durch den Einbruch am Immobilien­markt die absoluten Preisrekor­de gekappt wurden, liegen die Kaufpreise immer noch hoch: Ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen sei noch immer rund doppelt so teuer wie vor zehn Jahren. Manche Objekte sind auch überhaupt nicht billiger geworden: „Neu gebaute, neuwertige oder sorgfältig sanierte Objekte zeigten

sich in den vergangene­n zwei Jahren weitgehend preisstabi­l“, sagte Fraunholz.

Inzwischen hellt sich der Immobilien­markt zudem auf: Im ersten Quartal 2024 konnten die bayerische­n Sparkassen 10,5 Prozent mehr Darlehen im Wohnungsba­u zusagen. Eine denkbare Zinssenkun­g durch die EZB im Sommer könnte weiteren Schub bringen. Auch bei den Preisen scheint der größte Teil der Korrektur schon stattgefun­den zu haben: „Seit Beginn dieses Jahres bleiben die Immobilien­preise für gebrauchte Häuser und Wohnungen bei den von unseren Maklerinne­n und Maklern vermittelt­en Objekten im Durchschni­tt konstant“, weiß Fraunholz. Und da die Nachfrage nach Wohnraum weiterhin groß ist – auch durch den Zuzug – erwartet die LBS, dass die Immobilien­preise im Großen und Ganzen auf dem derzeitige­n Niveau bleiben und mittelfris­tig steigen werden.

„59 Prozent haben noch nicht energetisc­h saniert.“

Stefan Proßer, Vizepräsid­ent des Bayerische­n Sparkassen­verbandes

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Foto: BErnHard WEizEnEGGE­r Die Immobilien­preise haben nachgegebe­n. Immer öfter gibt es bei unsanierte­n Objekten größere Preisabsch­läge.

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