Landsberger Tagblatt

Ein Instrument mit zwei Antennen

Die Musik klingt ein bisschen wie bei einer Geige, und doch auch ganz anders. Es geht um das Theremin. Annika ist begeistert von dem Instrument, das jedoch nur wenige kennen.

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Berlin Annika sitzt vor ihrem Instrument mit den zwei Antennen. Ihre Hände schweben darüber. Es ertönt eine Melodie. Theremin klingt nicht nur anders, als alles, was man kennt. Es wird auch völlig anders gespielt. Töne entstehen, ohne dass man das Instrument berührt. Nicht einmal ein Jahr spielt Annika Theremin. Durch einen Zufall hat sie das Instrument entdeckt. „Ich habe schon Cello gespielt, seit ich sieben bin. Und dann ein paar Jahre später habe ich im Radio so eine Sendung gehört übers Theremin“, erzählt sie. Letztes Jahr sollte dann jeder bei einem Projekt in Annikas Schule etwas völlig Neues lernen. Da ist ihr die Sendung wieder eingefalle­n.

Jeden Tag übt Annika zwei Stunden. „Am Anfang ist es mir sehr schwergefa­llen, die richtigen Töne zu finden. Das ist jetzt immer noch die Herausford­erung, aber es geht schon viel besser“, sagt Annika. Carolina Eyck ist Annikas Theremin-Lehrerin. Sie erklärt, dass die zwei Antennen des Theremins elektromag­netische Felder aussenden. Diese beeinfluss­t die Spielerin

oder der Spieler mit dem Körper. Nähert sich die rechte Hand der Stabantenn­e, wird der Ton höher. Geht sie weg, kommen tiefere Töne. Mit der linken Hand steuert man, lauter und leiser zu spielen und formt auch die Melodie.

Carolina Eyck selbst hat schon mit sieben Jahren ihr erstes Theremin bekommen. Das stand plötzlich im Wohnzimmer, erinnert sie sich. „Da meine Eltern sich sowieso mit elektronis­cher Musik beschäftig­t haben und auch eine Band hatten, war das irgendwie

naheliegen­d, ein elektronis­ches Instrument auszuprobi­eren“, erklärt die Musikerin. Sie erzählt, dass sie eher ein ruhiges, schüchtern­es Kind war. Deshalb habe das Instrument auch zu ihr gepasst.

Carolina Eyck weiß auch, warum das Instrument wenig bekannt ist. Weil es lange keine Spieltechn­ik gab und weil es schwer zu spielen sei, erklärt sie. Das ist auch der Grund, warum wenige Musikerinn­en und Musiker Theremin profession­ell spielen können und damit öffentlich auftreten. Annika will auf jeden Fall dran bleiben und nach der Schule am liebsten Theremin studieren, wenn es ginge. Bisher gibt es so ein Studium nicht. Aber für ihre Lehrerin Carolina Eyck ist das für die Zukunft ein Ziel. Vielleicht erfüllt sich ja für beide der Wunsch.

Theremin-Spielerin Carolina Eyck tritt mit ihrem Instrument weltweit auf Bühnen auf. Sie spielt dann mit einem Orchester zusammen. Dafür gibt es extra komponiert­e Stücke. Beim Musizieren kann sie sich dann an den Begleitins­trumenten orientiere­n. Denn bei einem gut gestimmten Klavier ist es viel einfacher, einen sauberen Ton zu spielen, als auf dem Theremin. Am Klavier drückst du eine Taste und bekommst einen Ton. Das Theremin allerdings hat weder Tasten wie ein Klavier noch Saiten wie eine Geige oder Grifflöche­r wie eine Blockflöte. Man braucht ein gutes Gehör, sagt Carolina Eyck. Ihren Schülerinn­en und Schülern bringt sie bei, Töne auf einer unsichtbar­en Saite zu spielen. Das ist das Geheimnis ihrer Technik. (Hannah Luisa Burmeister, dpa)

 ?? Foto: Kina/dpa ?? So sieht das Instrument Theremin von innen aus. Kaum vorstellba­r, dass man damit wirklich Musik machen kann.
Foto: Kina/dpa So sieht das Instrument Theremin von innen aus. Kaum vorstellba­r, dass man damit wirklich Musik machen kann.

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