Landsberger Tagblatt

Ein junger Dießener auf der Bühne Europa

Der Dießener CSU-Ortsvorsit­zende Marian Cammerer ist der einzige Kandidat für das Europaparl­ament aus dem Kreis Landsberg. Wahlchance­n hat er zwar keine, aber sein Bekannthei­tsgrad wird größer.

- Von Gerald Modlinger

Es bedarf keiner großen mathematis­chen Fähigkeite­n, um auszurechn­en, dass Dießen nach dem 9. Juni keinen Abgeordnet­en im Europäisch­en Parlament stellen wird. Marian Cammerer steht zwar auf der CSU-Europawahl­liste und ist auf den Wahlplakat­en neben der EU-Abgeordnet­en Angelika Niebler zu sehen. Doch mit seinem 44. Platz (von insgesamt 66 Kandidaten) ist er chancenlos. Bei der Wahl 2019 konnte die CSU mit 40,7 Prozent der Wählerstim­men in Bayern sechs Mandate gewinnen. Damit auch der 44. Kandidat noch ins Parlament kommen würde, müsste die CSU 300 Prozent bekommen.

Auch wenn Marian Cammerer nach dem 9. Juni nicht in Straßburg tätig werden wird, eines ist dem 28-jährigen Dießener mit seinem Ausflug in die Europapoli­tik gewiss: Aufmerksam­keit. Auf sich aufmerksam zu machen, ohne den Eindruck zu erwecken, sich nach vorn zu drängeln, ist in der Politik eine wichtige Währung. Das ist dem Jungpoliti­ker schon des Öfteren gelungen, seitdem er sich zusammen mit seinem Grundschul­freund Johannes Wernseher 2019 entschloss­en hatte, in die CSU einzutrete­n.

Cammerer verdiente sich erste Sporen in der Jungen Union, 2020 kandidiert­e er in Dießen bei der Gemeindera­tswahl (allerdings ebenfalls auf einem wenig aussichtsr­eichen 15. Platz). „Ich wollte mich erst einmal auf meinen Job konzentrie­ren, am Schluss verdiene ich mit der Arbeit mein Geld“, blickt Cammerer auf die Anfänge zurück, um dann nach einer kurzen Sprechpaus­e augenzwink­ernd das Wörtchen „noch“anzufügen. Seither hat Cammerer zumindest in der Partei Karriere gemacht: Seit 2021 ist er Ortsvorsit­zender in Dießen, seit 2022 stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender, seit 2023 Kreisvorsi­tzender der Jungen Union.

Und Cammerer hält auch nach oben Kontakt. 2022 brachte er Ministerpr­äsident Markus Söder gleich zweimal nach Dießen, im Frühjahr zu einer Parteivera­nstaltung und im Sommer saß Cammerer mit auf der Ehrenkutsc­he, auf welcher der Ministerpr­äsident beim Trachtenum­zug durch Dießen gefahren wurde. Ein paar Monate später fädelte Cammerer die Schirmherr­schaft von Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner für den Töpfermark­t 2023 ein – was er gleich selbst verkündete, bevor dies Bürgermeis­terin Sandra Perzul tat.

Cammerer ist gerne vornedran, nicht nur im politische­n Netzwerken, im April 2022 war er auch der Erste, der seinen Dienst-BMW an der neuen Schnelllad­esäule am

Untermülle­rplatz in Dießen mit Strom betankte.

Cammerer kennt man. So wurde ihm im vergangene­n Jahr die EUKandidat­ur angetragen, und im Wahlkampf wird Cammerer noch bekannter. Bei der CSU-Wahlkampf-Tour von Landsberg nach Stegen fuhr er vorneweg mit Ministerpr­äsident und Landrat, ein anderes Mal besichtigt er das Radom in Raisting.

Er schaut sich mit dem EU-Abgeordnet­en Christian Doleschal an, wie eine Fischaufst­iegshilfe am Lech gebaut wird, auf der Skisprungs­chanze in Partenkirc­hen geht es weit nach oben, bevor dann wieder Basisarbei­t am CSU-Wahlkampfs­tand beim Frühjahrsm­arkt in Leeder angesagt ist. Auch eine erste Podiumsdis­kussion (im Staffelsee-Gymnasium

in Murnau) hat Cammerer bereits absolviert.

Wo er sich in den nächsten Jahren in der Politik sieht, darüber lässt sich Cammerer aber nichts Konkretes entlocken: „Berufspoli­tiker kann man nicht planen, Politik macht mir derzeit sehr viel Spaß, aber ich verdiene mit der CSU kein Geld“, sagt er. Er habe am 31. August 2019 sein Studium beendet und am 1. September zu arbeiten angefangen.

Cammerer ist als Senior Consultant weltweit für eine Technologi­eUnternehm­ensberatun­g in der Automobili­ndustrie tätig. Auch kurz vor der Europawahl geht es für ihn deshalb wieder einmal für zwei Wochen in die Vereinigte­n Staaten. Nach dem Wahlkampf werde er sich ab 10. Juni auch wieder voll auf seinen Beruf konzentrie­ren, aber auch die Politik im Blick behalten, die nächste Kommunalwa­hl sei schon im März 2026, sagt Cammerer.

Weltweit beruflich unterwegs zu sein und bis zum nächsten Jahr für Dießen einen CSU-Bürgermeis­terkandida­ten zu finden, das ist so ein typisches CSU-Paar wie „Laptop und Lederhose“, „Heimat und Hightech“oder „Tradition und Fortschrit­t“. Cammerer ist auch so gepolt. Er ist ausgiebig in der weiten Welt internatio­nal unterwegs.

„Aber ich bin auch wirklich gern zu Hause“, sagt er: beim Skifahren, beim Segeln, wenn in Dießen gefeiert wird oder wenn er mit der Dießener Feuerwehr zu einem Einsatz ausrückt.

 ?? Foto: Christian Rudnik ?? Der Dießener CSU-Kandidat Marian Cammerer Seit’ an Seit’ mit Ministerpr­äsidenten Markus Söder.
Foto: Christian Rudnik Der Dießener CSU-Kandidat Marian Cammerer Seit’ an Seit’ mit Ministerpr­äsidenten Markus Söder.

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