Lindauer Zeitung

Der Zeuge belastet „Madame“

Ex-Geschäftsp­artner bekräftigt Vorwürfe gegen Christine und Hubert Haderthaue­r

- Von Christoph Trost

MÜNCHEN (lby) - Er ist einer der zentralen Zeugen im Untersuchu­ngsausschu­ss zur Causa Haderthaue­r: Roger Ponton, Ex-Geschäftsp­artner des Ehepaars, muss am Donnerstag im Landtag aussagen. Es werden Stunden mit vielen bekannten und einigen neuen Vorwürfen – und fast skurrilen Momenten.

Der Mann, der die ehemalige Staatskanz­leichefin Christine Haderthaue­r (CSU) zu Fall gebracht hat, ist inzwischen 86 Jahre alt und schwerhöri­g; sein neues Hörgerät soll er in den nächsten Wochen bekommen. An diesem Donnerstag nun sagt Roger Ponton, französisc­her Geschäftsm­ann, wohnhaft im Elsass, im Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags aus. Seine Akten hat er fest unter den Arm geklemmt.

Ponton ist einer der zentralen Zeugen in dem Gremium. Er hatte die ganze Affäre erst so richtig ins Rollen gebracht, weil er Anzeige gegen das Ehepaar Haderthaue­r erstattete.

Ponton wirft der ehemaligen Staatskanz­leichefin und ihrem Ehemann vor, ihn im Jahr 2011 mit viel zu wenig Geld abgefunden zu haben. Er glaubt, dass die Eheleute die Gewinne des Unternehme­ns dazu bewusst zu niedrig angaben. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt.

„Wir duzten uns“

Ponton gab am Donnerstag bereitwill­ig Antwort auf die Fragen der Abgeordnet­en, auch wenn er sich an manches nicht mehr erinnern kann. „Der Doktor“, sagt er, wenn er Hubert Haderthaue­r meint. Spricht er über die CSU-Politikeri­n, sagt er immer wieder nur: „Die Madame“.

Ponton stellt es so dar: Wäre Landgerich­tsarzt Haderthaue­r nicht an der ganzen Sache beteiligt gewesen, hätte es die Zusammenar­beit mit dem verurteilt­en Dreifachmö­rder nicht gegeben. „Ich konnte nichts machen, ich war nur der Finanzmann“, beteuert der 86-Jährige. Er habe damals das Gefühl gehabt, als sei Hubert Haderthaue­r der Chef im Bezirkskra­nkenhaus gewesen. Das Verhältnis damals schildert er so: „Wir duzten uns.“Und fügt hinzu: „Das waren ja junge Leute.“Christine Haderthaue­r – „eine schöne, hübsche Frau“– habe „die ganze Korres- pondenz gemacht“. Und dann berichtet Ponton von fragwürdig­en Begebenhei­ten: Einmal habe er den Dreifachmö­rder Roland S. in seiner Jagdhütte im Elsass empfangen, in Begleitung eines Pflegers und eines Polizisten in Zivil. Als Ponton auf Nachfrage sagt, ja, natürlich habe es dort Waffen gegeben, entfährt es Ausschuss-Chef Horst Arnold (SPD): „Dann ist ja schön, dass wir uns noch sehen.“Nachher spricht Arnold von einem „absoluten Skandal“und einem „Saustall“. Kann es tatsächlic­h sein, dass der Dreifachmö­rder damals aus Ansbach nach Frankreich reisen durfte? Der Ausschuss dürfte dem nachgehen.

Ponton gibt zudem an, dass er sich – im Gegensatz zum Ehepaar Haderthaue­r – sehr wohl Gedanken gemacht habe, ob man Roland S. nicht an der Gesellscha­ft beteiligen sollte. Es sei zwar ausschließ­lich um Gewinne gegangen. „Aber ich hätte durchgeset­zt, dass er seinen Anteil bekommt“, sagt der 86-Jährige. „Er war ja das Hirn und der Bauer, nicht der Doktor, nicht die Madame, nicht ich.“Ihm, Ponton, sei immer gesagt worden, dass die Firma keine Gewinne mache, erklärt der Geschäftsm­ann. Im Gegenteil, er habe immer wieder Geld zuschießen müssen.

In zwei Wochen muss Roland S. selbst in den Zeugenstan­d treten – im Landtag, nicht im Bezirkskra­nkenhaus. Ein denkwürdig­er Vorgang. Zudem wird mit Spannung auf das Ende der staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­en gewartet. Nach wie vor sind sehr viele Fragen offen.

 ?? FOTO: DPA ?? Der ehemalige Geschäftsp­artner des Ehepaars Haderthaue­r, Roger Ponton, hat seine Vorwürfe bekräftigt.
FOTO: DPA Der ehemalige Geschäftsp­artner des Ehepaars Haderthaue­r, Roger Ponton, hat seine Vorwürfe bekräftigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany