„Kompletten Schutz gibt es nicht“
RAVENSBURG - Die Cyberattacke auf den deutschen Bundestag hat größeren Schaden angerichtet als angenommen. Experten rechnen sogar damit, dass Computersysteme und Server teilweise neu aufgesetzt werden müssen. Julia Baumann hat mit Franzesco Chiappetta vom IT-Sicherheitsunternehmen Avira in Tettnang über die gefährlichen neuen Viren gesprochen.
Warum bekommen die Sicherheitsexperten im Bundestag das Virus nicht in den Griff ?
Es gibt Viren, die sich selbst wiederherstellen und auch Dateien infizieren. Da reicht es dann nicht mehr, einfach nur das Hauptvirus zu entfernen, man muss auch alle Spuren vernichten, die es hinterlas- sen hat. Wenn sich das Virus in einem Netzwerk befindet und auch noch darauf programmiert ist, sich in einem Netzwerk zu verbreiten, ist das natürlich umso schwieriger.
Es ist nun die Rede davon, dass auch Teile der Hardware ausgetauscht werden müssen. Was hat es damit auf sich?
Hacker können mittlerweile Viren so programmieren, dass sie auch Hardware angreifen. Sie setzen sich dann zum Beispiel in einem Chip fest und führen dazu, dass das betreffende Gerät überhitzt. Das ist allerdings nicht sehr verbreitet. Wenn im Bundestag nun tatsächlich Geräte ausgetauscht werden müssen, spricht das dafür, dass da wirklich Profis am Werk waren.
Wie kann sich der Bundestag denn künftig besser vor solchen Angriffen schützen?
Kompletten Schutz gibt es nicht. Bei uns laufen jeden Tag 60 000 Viren ein. Teils handelt es sich dabei um ganz neue, teils um abgewandelte alte Viren. Zu einem großen Teil gelangen die Viren über Email-Anhänge ins System, oft aber auch über verseuchte Internetseiten. Da klickt man im Internet auf ein Foto und wird darüber zu einer Seite geleitet, die mit einem Virus infiziert ist. Man kann das Risiko natürlich minimieren: Indem man seine Anti-Viren-Programme immer auf dem neuesten Stand hält und keine E-Mail-Anhänge mit Mahnungen öffnet. Die kommen normalerweise mit der Post.