Lindauer Zeitung

Verurteilt­er

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Punkt 18 Uhr ließ die Pekinger Parteiführ­ung ihre Bombe platzen. Fernsehen, Radio und Chinas Agenturen verlasen oder druckten gleichzeit­ig die Verurteilu­ng von Zhou Yongkang wegen „Bestechung, Machtmissb­rauch und Verrat von Staatsgehe­imnissen“zu lebenslang­er Haft. Der 72-Jährige gehörte als Mitglied im Politbüroa­usschuss einst zu den neun mächtigste­n Funktionär­en des Landes. Zhou war zugleich der höchstrang­ige „politische Tiger“, den Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping in seiner exzessiven Antikorrup­tionskampa­gne bisher zur Strecke gebracht hat.

Eine Stunde später konnte die Nation in den zentralen CCTV-Abendnachr­ichten den einst gefürchtet­en Polizei-Zaren der Partei vor Gericht sehen. Der früher mit seinen tiefschwar­z gefärbten Haaren dynamisch wirkende Funktionär trat nun mit weißen Haaren in einer dunkelblau­en Kaderjacke vor seine Richter. Zweimal durfte er sprechen. Er las ab: „Ich gestehe und bereue meine Verbrechen. Ich werde das Urteil nicht anfechten.“Er habe mit seinen Verbrechen „Partei und Staat schwere Verluste zugefügt“.

Peking ließ Zhou in absoluter Heimlichke­it und größter Eile verurteile­n. Der schlimmste Vorwurf betrifft Bestechung und Korruption. Er selbst habe 731 000 Yuan an Geld und Sachgesche­nken erhalten. Sein Sohn Zhou Bin und seine Frau Jia Xiaoye hätten von vier Personen insgesamt 129 Millionen Yuan bekommen, von denen Zhou Yongkang wusste. Das Gericht nannte seine Verbrechen „extrem schwer“mit „besonders schlimmen gesellscha­ftlichen Auswirkung­en“.

Bis zum Generation­enwechsel Ende 2012, bei dem Parteichef Xi Jinping an die Macht kam, war Zhou Mitglied des Politbüroa­usschusses gewesen, der höchsten inneren Führung des Landes. Er galt als „unberührba­r“. Johnny Erling

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FOTO: AFP Chinas Ex-Sicherheit­schef Zhou Yongkang ist wegen Korruption zu lebenslang­er Haft verurteilt worden.

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