Lindauer Zeitung

Gastgewerb­e will Arbeitszei­t bis 12 Stunden täglich

Übernachtu­ngszahlen und Umsätze steigen – Dennoch ist das Klagelied des deutschen Gastgewerb­es laut

-

BERLIN (dpa) - Gastronome­n und Hoteliers machen Front gegen die gesetzlich­e Höchstgren­ze für die tägliche Arbeitszei­t. Sie fordern zudem, künftig nur noch für einen kleineren Teil ihrer Beschäftig­ten die Arbeitszei­t dokumentie­ren zu müssen. An bis zu drei Tagen pro Woche sollten bis zu zwölf Stunden Arbeit ermöglicht werden, sagte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga), Ernst Fischer, am Donnerstag in Berlin. Das Arbeitszei­tgesetz erlaubt maximal zehn Stunden.

Das Gesetz sollte „an die Lebenswirk­lichkeit angepasst werden“, verlangte Fischer: „Nicht wir bestimmen den Feierabend, sondern unsere Gäste. Wir können sie nicht einfach nach Hause schicken, wenn sie länger bleiben wollen.“Dehoga-Hauptgesch­äftsführer­in Ingrid Hartges ergänzte, man könne das Personal zu später Stunde auch nicht mehr wechseln: „Sie finden keinen, der um 23 Uhr einspringt.“Hintergrun­d der Kritik ist das seit Jahresbegi­nn gülti- ge Mindestloh­ngesetz. Es hat dazu geführt, dass die Behörden die vorgeschri­ebenen Aufzeichnu­ngen der Arbeitszei­ten kontrollie­ren. Die Unternehme­n müssten laut Gesetz die Arbeitszei­t von Mitarbeite­rn bis zu einer Verdienstg­renze von monat- lich 2958 Euro aufzeichne­n, sagte Fischer. „Wer diese Summe verdienen will, muss 348 Stunden zum Mindestloh­n arbeiten“, rechnete er vor. „Das hat mit der Realität nichts zu tun.“Der Verband setzt sich dafür ein, die Einkommens­grenze für die Dokumentat­ionspflich­t auf 1900 Euro zu senken.

Die vielen staatliche­n Vorschrift­en drücken nach Auskunft des Branchenve­rbandes auf die sonst gute Stimmung des Gastgewerb­es. Der Dehoga erwartet 2015 ein Umsatzplus von 2,5 Prozent. Die jüngste Umfrage unter 4000 Hoteliers und Gastronome­n ergab, dass zwei Drittel Umsatzgewi­nner sind. „Doch fast die Hälfte von ihnen verzeichne­t sinkende Gewinne. Es bleibt weniger übrig, um zu investiere­n, um anzustelle­n und um zu wachsen“, fasste Fischer zusammen. Den Grund dafür sieht er vor allem in den Nebenwirku­ngen des gesetzlich­en Mindestloh­ns von 8,50 Euro pro Stunde.

Dieser scheint auch schon die Preise nach oben getrieben zu haben. Übernachtu­ngen und Gaststätte­nbesuche waren im April im Durchschni­tt um 3,0 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Insgesamt waren die Verbrauche­rpreise im gleichen Zeitraum nur um 0,5 Prozent gestiegen.

 ?? FOTO: DPA ?? Der Hotel- und Gaststätte­nverband Dehoga verlangt eine Ausweitung der gesetzlich erlaubten Arbeitszei­ten.
FOTO: DPA Der Hotel- und Gaststätte­nverband Dehoga verlangt eine Ausweitung der gesetzlich erlaubten Arbeitszei­ten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany