Im Dorf verankert, in der Tradition verwurzelt
Der Musikverein Hergensweiler hat ausgesprochen viele aktive Mitglieder
HERGENSWEILER (rue) - Wenn alle aktiven Mitglieder des Musikvereins Hergensweiler gemeinsam auf der Bühne spielen, dann entsteht ein beeindruckendes klangliches und optisches Bild. Denn derzeit gehören der Kapelle 71 Musikanten an. Dies macht ihn zu einem der mitgliederstärksten Vereine im Bezirk 7 des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes. Hinzu kommt, dass der MV Hergensweiler fast ebenso viele passive Mitglieder hat.
Woher kommt diese starke Verbundenheit zum Verein? „Dadurch, dass wir selber Jugendarbeit ma- chen, haben wir immer übergangslos Nachwuchs gehabt“, sagt Gerhard Bingger, Vorsitzender des MV Hergensweiler. Diese selbst organisierte Jugendarbeit habe den Vorteil, dass die jungen Leute ihre musikalische Ausbildung mit dem klaren Ziel durchlaufen, zur Gesamtkapelle zu kommen.
Schon vor dem Eintritt in die Grundschule dürfen die Kinder Blockflöte lernen. Daran schließt sich der Instrumentalunterricht an, den zum Teil Mitglieder des Vereins und zum Teil Musiklehrer erteilen. Später spielt der Nachwuchs im Jugendvororchester und dann in der Jugendkapelle Leiblachtal. Es han- delt sich um ein gemeindeübergreifendes Orchester, in dem Jugendliche vor allem aus Hergensweiler, Niederstaufen und Sigmarszell gemeinsam musizieren. „Dadurch haben wir eine spielfähige Mannschaft. Denn nicht jeder Verein kann alleine eine Jugendkapelle stellen“, erklärt Bingger. Um die Jugendarbeit im MV Hergensweiler kümmern sich Ines Gsell und Oliver Stohr.
Diese von Kindesbeinen enge Verbindung ist sicher auch eine Voraussetzung dafür, dass der Musikverein jedes Jahr das viertägige „Hergensweiler Fest“auf die Beine stellen kann. „Da sind ausnahmslos alle dabei“, lobt Gerhard Bingger die ge- samte Mannschaft. Hier kommen die enge Verzahnung der Generationen, die Tradition und die Verankerung im Dorf zum Tragen: „Das Hergensweiler Fest ist ja nicht nur ein Musikfest, sondern auch ein Dorffest mit Kinderfest. Es ist damit auch Teil der eigenen Kindheit. Das treibt jeden an“, meint Bingger.
Auch er selbst spielt seit seiner Kindheit im Musikverein Hergensweiler. Seinen ersten Auftritt hatte er mit elf, heute ist er 40. „Ich war immer bei der Musik dabei. Dadurch entsteht von alleine ein großer Freundeskreis.“Und die wöchentlichen Musikproben seien nicht nur Proben, sondern auch ein Treff. „Wir machen das auch aus Freude an der Kameradschaft“, erklärt der Vorsitzende.
Hier spielt die Musik! MV Hergens
weiler
Wolfgang Käser ist seit einigen Wochen neuer Dirigent
Das muss wohl so sein, weil im Jahresverlauf ungefähr 100 Einsätze zusammenkommen: jede Woche eine Probe, dazu etwa 45 bis 50 Auftritte im Jahr. „Die sind immer da, wenn man sie braucht“, lobt Bürgermeister Wolfgang Strohmaier dieses Engagement.
So begleitet der MV Hergensweiler alle wichtigen Ereignisse im Dorf – angefangen von kirchlichen Festen und diversen Frühschoppen über die Einweihung des Feuerwehrhauses bis hin zu Beerdigungen, wenn gewünscht. Zudem spielt der Verein für seine passiven Mitglieder – deren Zahl ist fast ebenso hoch wie die der aktiven Musiker – bei runden Geburtstagen ab dem 60. Lebensjahr ein Ständchen als Dank für die Unterstützung.
Den verschiedenen Anlässen entsprechend, reicht das Repertoire von Stimmungsmusik bis zu konzertanten Stücken. Seit etwa vier Wochen spielt die Kapelle unter neuer Leitung: Wolfgang Käser hat den Dirigentenstab von Christian Schmid übernommen.
Dass der anno 1836 gegründete Musikverein gut dasteht, ist freilich keine kurzfristige Entwicklung: „Wir haben das Riesenglück, dass der Verein auch in früheren Jahren auf einen guten Stand gebracht wurde“, sagt Bingger. Zu den Meilensteinen in der Vereinsgeschichte gehört vor allem das im Jahr 1989 erbaute Musikheim mit einem großen Proberaum, der nur vom Musikverein genutzt wird.
Eine Besonderheit ist auch die mehr als 45-jährige Freundschaft zur Gemeinde Neef an der Mosel. Etwa alle vier Jahre fährt der MV Hergensweiler dorthin und umrahmt drei Abende lang das Weinfest.
Auch dies geschieht, wie so vieles, aus einer starken Verbundenheit und Tradition heraus.