Lindauer Zeitung

Ernährungs­atheist hasst Blumenkohl

Uli Böttcher und Brian Lausund laden zu Vorbereitu­ngen für ihr Grillfest ins ausverkauf­te Zeughaus

- Von Jessica Bautz

LINDAU (jes) - Die Kabarettis­ten Uli Böttcher und Brian Lausund haben am Mittwochab­end mit ihrem Programm „Grillen“im voll besetzten Zeughaus das Publikum bei den Vorbereitu­ngen zu ihrem Grillfest teilhaben lassen. Mit Cowboyhut und Hemd betraten sie die Bühne und verkündete­n ihr diesjährig­es Motto der Feier: Square Dance. Den wollten sie mit ihren Freunden am Abend tanzen.

Böttcher deutete auf den großen schwarzen Grill, der mit zwei Hockern das Bühnenbild bildete, und lud schon mal alle Anwesenden zum Restefress­en am Folgetag ein. Das Publikum hatte angebissen. Eine Unterhaltu­ng über die Wünsche und Eigenarten der erwarteten Gäste bildete den roten Faden, an den Böttcher und Lausund im Laufe des Abends Anekdoten über Veronika, Manni, Gitte, Ali und alle anderen hinzufügte­n.

Lausunds Figur hatte ein Jahrtausen­d altes Himalayasa­lz entsorgt, nachdem das Mindesthal­tbarkeitsd­atum abgelaufen war. Er machte sich damit auf ironische Weise über Unverständ­liches in der Lebensmitt­elindustri­e lustig. Böttcher zeigte sich empört, er meinte: „Das Salz wäre noch gut zum Streuen im Winter gewesen“– und rettete damit den Lacher. Veronikas Alternativ­salz für die Steaks am Abend schmeckte beim Probieren nach „Fischstäbc­hen und runzligen Nüssen im Abgang“. Ein Zuschauer in der zweiten Reihe durfte probieren und war ebenso wenig begeistert. Nachdem die Schauspiel­er über die Farbe von Sojawürstc­hen brüteten, begann Lausund mit einer schier endlosen Beschwerde über gesunde Ernährung. Er selbst sei Ernährungs­atheist, und als ihr Freund Horst per SMS einen Gasgrill für sein Blumenkohl-Soufflé anforderte, rastete Lausund aus. Das Gemüse sei der Teufel in Kohlgestal­t. Er warnte das Publikum: „Blumenkohl ist giftig wie Schwermeta­ll. Es lagert sich überall im Körper ab und vergiftet Eure Kinder“.

Es trudelten weitere SMS ein, die auf einer Leinwand für die Zuschauer mitzulesen waren. Die erste Absage wurde mit einer akuten MDI begründet. Mutters Donauwelle implodiert? Nach langem Rätseln die banale Lösung: Magendarmi­nfekt. Auch Bilder von lustigen Schildern oder Katzenvide­os tauchten zwischen Erzählunge­n an der Wand auf. Wer sie noch

Brian Lausund

nicht kannte, lachte sehr.

Später sagten Horst, Gitte und Manfred ab. Grund zur Sorge bestand aber noch nicht. Mit der Nachricht, sie würde ein Spanferkel mitbringen, besserte Böttchers Mutter Lausunds Laune ohnehin. Alis Dönerspieß wäre für das Schweinefl­eisch aber kaum zu haben, womit Lausund ein typisches Klischee bediente.

Ein weiteres folgte zugleich: Ihre Eltern hätten keine Ahnung von Technik und dazu große Angst vor Elektrosmo­g. Böttcher erzählte ausgiebig, wie er seiner Mutter ein Seniorenha­ndy besorgte und ihr dessen Funktion erklärte. An der Wand erschienen indes weitere Absagen.

Brians Eltern beschäftig­ten sich ausschließ­lich mit dem Tod und seien „Restaurant­kritiker für Beerdigung­en“. Sein Vater möchte bei der eigenen Bestattung das Lied „Atemlos“von Helene Fischer gespielt be- kommen. Das Publikum zeigte sich begeistert vom schwarzen Humor.

Böttcher und Lausund schweiften von einem Thema zum nächsten und luden eher mäßig lustige Geschichte­n ab. Einen erfrischen­den Rollenwech­sel gab es, als Böttcher Freund Hannes mimte. Mit einem Kissen unter dem Hemd und im breitesten Schwäbisch erzählte der introverti­erte Facebook-Junkie von seinem Leben am Computer. Die Nachricht war offensicht­lich: Die Gesellscha­ft geht viel zu leichtsinn­ig mit privaten Informatio­nen im Internet um.

Humorvoll berichtete Lausund in einem Interview im „Aktuellen Sportstudi­o“von seinem Kindheitst­raum, Leichtathl­et zu werden. Böttcher mimte den Reporter und befragte sein Gegenüber nach Lausunds Peinlichke­it bei den Bundesjuge­ndspielen in der vierten Klasse. „Ich bin Comedian geworden und mach mich immer noch öffentlich zum Affen.“

Mit der Nachricht, „Tigerle“habe das Spanferkel gefressen – es erschien das Foto einer dicken Katze auf der Leinwand –, hatte mit Böttchers Mutter der Rest der geladenen Gäste abgesagt. Nun vollzählig hielten die beiden ihre Würstchen über ein Feuerzeug. „Hat man schon schnell sauber gemacht“, sagte Böttcher.

Den anfangs versproche­nen Square Dance bekam das Publikum dennoch zu sehen: von zwei Cowboys, die ihre Hüften schwingen ließen.

„Ich bin Comedian geworden und mach

mich immer noch öffentlich zum Affen.“

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FOTO: ARCHIV Brian Lausund und Uli Böttcher sorgten am Mittwochab­end für ein ausverkauf­tes Zeughaus.

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