Ernährungsatheist hasst Blumenkohl
Uli Böttcher und Brian Lausund laden zu Vorbereitungen für ihr Grillfest ins ausverkaufte Zeughaus
LINDAU (jes) - Die Kabarettisten Uli Böttcher und Brian Lausund haben am Mittwochabend mit ihrem Programm „Grillen“im voll besetzten Zeughaus das Publikum bei den Vorbereitungen zu ihrem Grillfest teilhaben lassen. Mit Cowboyhut und Hemd betraten sie die Bühne und verkündeten ihr diesjähriges Motto der Feier: Square Dance. Den wollten sie mit ihren Freunden am Abend tanzen.
Böttcher deutete auf den großen schwarzen Grill, der mit zwei Hockern das Bühnenbild bildete, und lud schon mal alle Anwesenden zum Restefressen am Folgetag ein. Das Publikum hatte angebissen. Eine Unterhaltung über die Wünsche und Eigenarten der erwarteten Gäste bildete den roten Faden, an den Böttcher und Lausund im Laufe des Abends Anekdoten über Veronika, Manni, Gitte, Ali und alle anderen hinzufügten.
Lausunds Figur hatte ein Jahrtausend altes Himalayasalz entsorgt, nachdem das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen war. Er machte sich damit auf ironische Weise über Unverständliches in der Lebensmittelindustrie lustig. Böttcher zeigte sich empört, er meinte: „Das Salz wäre noch gut zum Streuen im Winter gewesen“– und rettete damit den Lacher. Veronikas Alternativsalz für die Steaks am Abend schmeckte beim Probieren nach „Fischstäbchen und runzligen Nüssen im Abgang“. Ein Zuschauer in der zweiten Reihe durfte probieren und war ebenso wenig begeistert. Nachdem die Schauspieler über die Farbe von Sojawürstchen brüteten, begann Lausund mit einer schier endlosen Beschwerde über gesunde Ernährung. Er selbst sei Ernährungsatheist, und als ihr Freund Horst per SMS einen Gasgrill für sein Blumenkohl-Soufflé anforderte, rastete Lausund aus. Das Gemüse sei der Teufel in Kohlgestalt. Er warnte das Publikum: „Blumenkohl ist giftig wie Schwermetall. Es lagert sich überall im Körper ab und vergiftet Eure Kinder“.
Es trudelten weitere SMS ein, die auf einer Leinwand für die Zuschauer mitzulesen waren. Die erste Absage wurde mit einer akuten MDI begründet. Mutters Donauwelle implodiert? Nach langem Rätseln die banale Lösung: Magendarminfekt. Auch Bilder von lustigen Schildern oder Katzenvideos tauchten zwischen Erzählungen an der Wand auf. Wer sie noch
Brian Lausund
nicht kannte, lachte sehr.
Später sagten Horst, Gitte und Manfred ab. Grund zur Sorge bestand aber noch nicht. Mit der Nachricht, sie würde ein Spanferkel mitbringen, besserte Böttchers Mutter Lausunds Laune ohnehin. Alis Dönerspieß wäre für das Schweinefleisch aber kaum zu haben, womit Lausund ein typisches Klischee bediente.
Ein weiteres folgte zugleich: Ihre Eltern hätten keine Ahnung von Technik und dazu große Angst vor Elektrosmog. Böttcher erzählte ausgiebig, wie er seiner Mutter ein Seniorenhandy besorgte und ihr dessen Funktion erklärte. An der Wand erschienen indes weitere Absagen.
Brians Eltern beschäftigten sich ausschließlich mit dem Tod und seien „Restaurantkritiker für Beerdigungen“. Sein Vater möchte bei der eigenen Bestattung das Lied „Atemlos“von Helene Fischer gespielt be- kommen. Das Publikum zeigte sich begeistert vom schwarzen Humor.
Böttcher und Lausund schweiften von einem Thema zum nächsten und luden eher mäßig lustige Geschichten ab. Einen erfrischenden Rollenwechsel gab es, als Böttcher Freund Hannes mimte. Mit einem Kissen unter dem Hemd und im breitesten Schwäbisch erzählte der introvertierte Facebook-Junkie von seinem Leben am Computer. Die Nachricht war offensichtlich: Die Gesellschaft geht viel zu leichtsinnig mit privaten Informationen im Internet um.
Humorvoll berichtete Lausund in einem Interview im „Aktuellen Sportstudio“von seinem Kindheitstraum, Leichtathlet zu werden. Böttcher mimte den Reporter und befragte sein Gegenüber nach Lausunds Peinlichkeit bei den Bundesjugendspielen in der vierten Klasse. „Ich bin Comedian geworden und mach mich immer noch öffentlich zum Affen.“
Mit der Nachricht, „Tigerle“habe das Spanferkel gefressen – es erschien das Foto einer dicken Katze auf der Leinwand –, hatte mit Böttchers Mutter der Rest der geladenen Gäste abgesagt. Nun vollzählig hielten die beiden ihre Würstchen über ein Feuerzeug. „Hat man schon schnell sauber gemacht“, sagte Böttcher.
Den anfangs versprochenen Square Dance bekam das Publikum dennoch zu sehen: von zwei Cowboys, die ihre Hüften schwingen ließen.
„Ich bin Comedian geworden und mach
mich immer noch öffentlich zum Affen.“