Lindauer Zeitung

Wirbelschl­eppen-Zone soll größer werden

Land fordert mehr Sicherheit in Einflugsch­neise – Flughafen soll Dachsanier­ungen zahlen

- Von Hagen Schönherr

FRIEDRICHS­HAFEN - Das Verkehrsmi­nisterium will Gebäude an den Einflugsch­neisen des Bodensee Airports stärker vor Gefahren durch sogenannte Wirbelschl­eppen von anund abfliegend­en Flugzeugen schützen. In einer Mitteilung vom Dienstag kündigt die Behörde an, das bestehende Vorsorgege­biet mehr als dreimal so groß wie bisher zu machen.

Das Unheil kam von oben: Als eine Boeing 737 am 10. Januar über die Keplerstra­ße in Friedrichs­hafen fliegt, kommen Bewohner der Hausnummer­n 24 und 26 zum Glück mit dem Schrecken davon. Kraftvolle Wirbelschl­eppen (siehe Kasten) hinter der Maschine im Landeanflu­g lösen mehrere Dachziegel und wirbeln sie von den Häusern. Verletzt wird bei diesem Vorfall niemand – doch es hätte anders kommen können.

Das Landesverk­ehrsminist­erium will jetzt dafür sorgen, dass solche Dinge in Zukunft seltener passieren. Am Dienstag hat es den Entwurf einer Änderung der Flughafen-Betriebsge­nehmigung der Öffentlich­keit präsentier­t. Kernpunkt: Statt nur in einem schmalen Streifen an den Flughafen-Einflugsch­neisen in Friedrichs­hafen und Meckenbeur­en soll künftig ein dreimal größeres Gebiet als sogenannte­s „Wirbelschl­eppenvorso­rgegebiet“ausgewiese­n werden.

1000 bis 3000 Euro pro Dach

Die geplante Regelung, die auf einem neuen Gefahrengu­tachten basiert, dürfte vor allem Hausbesitz­er freuen. Wer sein Gebäude vor dem 1. März 1996 gebaut hat, könnte in Zukunft vom Flughafen die Kosten für eine Verklammer­ung von Dachziegel­n oder für Schneefang­gitter erstattet bekommen. Außerdem sollen Hausbesitz­er den Flughafen zu einer entspreche­nden Prüfung ihrer Dächer verpflicht­en können – allerdings nur dann, wenn die Dächer beim Bau entspreche­nd der damals gültigen Vorschrift­en errichtet wurden.

Was für Hausbesitz­er und Sicherheit­sexperten ein Grund zur Freude ist, dürfte beim Flughafen in Friedrichs­hafen allerdings auch für lange Gesichter sorgen. Denn die geplante Regelung verspricht ein neues Loch in die ohnehin strapazier­te Flughafenk­asse zu reißen. Man sei am Flughafen „nicht hoch erfreut“über die Nachricht, sagte dementspre­chend auch der neue Flughafen-Sprecher Andreas Humer-Hager. In welcher Höhe die Neuregelun­g Kosten für den Flughafen bedeuten könnte, sei derzeit noch nicht bekannt. Man wolle aber noch „im laufenden Jahr“entspreche­nde Analysen erstellen. Dazu sei unter anderem die Zahl der betroffene­n Gebäude zu erfassen.

Laut Dachdecker Christian Stubenazi aus Friedrichs­hafen könnte eine notwendige Verklammer­ung von Ziegeln bei einem Dach eines durchschni­ttlichen Einfamilie­nhauses zwischen 1000 und 3000 Euro kosten.

Bis Ende Juli müssen jetzt Friedrichs­hafen und Meckenbeur­en, Flughafen und Flugsicher­ung ihre Meinung zu den Landesplän­en äußern.

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