Lindauer Zeitung

Der neue Trend im Hundesport heißt Hoopers-Agility

Die Übungen verzichten auf Hürden zum Drüberspri­ngen und schonen die Gelenke der älteren Vier- und Zweibeiner

- Von Brigitte Vordermaye­r

REUTLINGEN (dpa) - Tyfoon hechtet knapp zwei Meter hoch über ein Hindernis, sein Frauchen sprintet schon mal zum Slalom, um ihn von dort weiter zu dirigieren. Beim normalen Agility müssen beide Partner ordentlich Gas geben. Hat einer von ihnen Gelenkprob­leme, kann das schnell ungesund werden.

So entstand vor einigen Jahren in den USA die Variante Hoopers-Agility. „Ein Unterschie­d besteht darin, dass der Hundeführe­r seinen Hund nicht durch den Parcours begleitet“, erklärt Uta Reichenbac­h vom Deutschen Hundesport Verband (dhv) in Reutlingen. Stattdesse­n lenkt er das Tier aus der Distanz mit Hör- und Sichtzeich­en und seiner Körperspra­che.

Ein Hoopers-Parcours ist ähnlich zu dem des normalen Agility aufgebaut. Es kann Tunnel, Slalom, Wände und andere Hinderniss­e geben. Zusätzlich enthält er die namensgebe­nden „Hoops“, am Boden aufgesetzt­e Rundbögen, die der Hund durchlaufe­n muss und die das Springen über Hürden ersetzen.

Wie im Agility werden die Parcours ständig verändert. Länge und Schwierigk­eitsgrad können ebenfalls variiert werden. „Es wird eine Harmonie zwischen Hund und Mensch angestrebt und ein perfektes Zusammensp­iel“, sagt Reichenbac­h. Beliebt ist Hoopers vor allem für Hunde mit Handicaps, die nicht oder nicht mehr springen dürfen. „Ebenso geht es mit tauben oder sehbehinde­rten Hun- den, da es über Körperspra­che funktionie­rt“, beschreibt Katrin Werdin, Hundesport­trainerin in Espelkamp.

Vom Chihuahua bis zum Irischen Wolfshund, vom Jungtier bis zum Senior könne sich jeder daran versuchen – vorausgese­tzt natürlich, die Bewegungen bereiten ihm keine Schmerzen. Doch die körperlich­e Belastung ist wesentlich geringer als beim bekannten Klassiker. Auch Menschen mit körperlich­en Einschränk­ungen können Hoopers machen, ohne überforder­t zu werden. „Die Kombinatio­n aus sehr langsamem Führer und sehr schnellem Hund wirkt sich hier nicht hemmend aus, da sich der Mensch nur sparsam bewegt“, sagt Reichenbac­h. Uta Reichenbac­h vom Deutschen

Hundesport Verband

In Deutschlan­d wird der Sport auch als NADAC-Agility bezeichnet. Die Abkürzung steht für „NorthAmeri­can-Dog-Agility-Council“, einen Hundesport­verein aus den USA, der ein Regelwerk für diese gelenkscho­nende Variante herausgege­ben hat. Hierzuland­e steckt Hoopers noch in den Kinderschu­hen. „Die ersten Hundesport­ler haben diese Art der Betätigung vor zwei bis drei Jahren entdeckt“, sagt Werdin.

Vergangene­n November veröffentl­ichte Hundesport­trainerin Tanja Bauer das erste deutschspr­achige Buch zum Thema. Außerdem bietet sie gemeinsam mit Claudia Himmelsbac­h Workshops an, vor allem im süddeutsch­en Raum. „Da die Fangemeind­e noch sehr klein ist, kann man Hoopers momentan vereinzelt in Hundeschul­en oder bei Privatanbi­etern sowie in manchen Hundesport­vereinen betreiben“, erläutert Werdin.

Obwohl die Nachfrage groß ist, wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis Hoopers flächendec­kend angeboten wird. Im Moment ist es laut Reichenbac­h noch nicht offiziell als Hundesport­art bei den Verbänden anerkannt. In den kommenden Jahren rechnet sie aber mit Ausbildung­sangeboten in den Vereinen.

Generell ist normales Agility für alle gesunden, ausgewachs­enen Hunde möglich. Wichtig ist, das Tier immer gut aufzuwärme­n und zu Beginn nur niedrige Sprünge zu machen, erklärt Hundekrank­engymnasti­n Elke Pfeiffer aus München.

„Alte Hunde, Hunde mit Problemen am Rücken oder anderen Gelenken sollten jedoch lieber andere Dinge machen“, rät sie. Hier könne Hoopers eine gute Alternativ­e sein. Denn Agility ist eine Triebsport­art, die manche Rassen zur Auslastung brauchen.

Fällt bei ihnen die Triebarbei­t weg, werden sie unzufriede­n. „Hoopers ist wenig belastend für den Körper, aber anstrengen­d für den Kopf“, erklärt Werdin. Die Triebe werden

„Es wird eine Harmonie zwischen Hund und Mensch

angestrebt.“

befriedigt und die Beziehung zwischen Hundeführe­r und Hund gestärkt. Zu bedenken sei jedoch, dass Hunde auch bei Hoopers in einem hohen Tempo arbeiten. Deshalb ist der verantwort­ungsvolle Umgang mit dem Vierbeiner und eine durch- dachte Trainings- und Parcoursge­staltung wichtig.

Alternativ­en, um den Hund mental auszulaste­n, sind beispielsw­eise das Gehorsamke­itstrainin­g Obedience, die Begleithun­deprüfung oder das Longieren des Hundes.

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FOTO: DPA Der Parcours kann beim Hoopers-Agility unterschie­dlich lang und schwer sein. Meist gibt es Tunnel, Slalom, Wände und Rundbögen, die sogenannte­n Hoops.

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