Der Locker Room muss büßen
Zufriedenheit äußert sich bei jedem anders, aber Deutschlands bester Tennisspieler Tommy Haas ist auch da wenig durchschnittlich veranlagt. „Im Großen und Ganzen sehr zufrieden“, sei er mit seinem Comeback, bilanzierte der 37-Jährige am Donnerstag in Stuttgart. Das hat Haas aber nicht gehindert, vorher nach eigenem Bekunden noch kurz die Umkleidekabine zu zerlegen. „Ich habe gerade so ziemlich alles zerstört, was man im Locker Room zerstören kann. Danach ging’s mir deutlich besser“, plauderte Haas ungewohnt offenherzig aus dem Nähkästchen. Haas war noch nie dafür bekannt, eine besonders hohe Frustrationsschwelle zu haben. Er erwartet viel von sich, und wenn es nicht hinhaut mit seiner Leistung, fährt er gern mal aus der Haut. Grund zum Ärgern hatte er, denn bei seiner 6:7 (7:9), 2:6-Niederlage gegen den 15 Jahre jüngeren Australier Bernard Tomic war es „ziemlich blöd“gelaufen. Haas, ein Stilist vor dem Herrn mit einem wundervoll anzuschauenden Schlagrepertoire, spielte einen grandiosen ersten Satz und verlor ihn just in dem Moment, als er am stärksten spielte und sich den Satzball herausgearbeitet hatte. Sein Volley war lang und druckvoll und hätte wohl in neun von zehn Fällen zum Satzgewinn gereicht, doch Tomic machte kurz die Augen zu, zog durch und landet den Rückhandpassierball des Tages. 6:6 statt 7:5. Kurz danach war der Satz weg, Haas kassierte ein schnelles Break und dann noch eins, weil ein Zuschauer ihn mit einem Aus-Ruf irritierte. Das war’s mit dem TraumViertelfinale gegen Topstar Rafael Nadal, der sich in drei Sätzen gegen Marcos Baghdatis durchsetzte. Immerhin: Die Schulter, verantwortlich für die einjährige Pause, hat gehalten, selbst bei der Aufräumaktion in der Kabine. „Für die Schulter war das auch ein guter Test. Es kann aber auch noch besser werden.“Haas ist gut drauf, keine Frage. (hü)