Lindauer Zeitung

Die Münchner Antwort auf die Fertig-Pizza

Ein Junguntern­ehmer hat das Broitel erfunden, ein längliches Brötchen mit Leberkäsef­üllung – Supermärkt­e ordern das ungewöhnli­che Produkt bereits

- Von Patrik Stäbler

MÜNCHEN – In der kulinarisc­hen Welt gibt es kaum ein Gericht, das nicht mit einer prächtigen Entstehung­sgeschicht­e aufwarten kann. Die Maultasche etwa sollen einst Mönche erfunden haben, die ihr Fleisch in der Fastenzeit vor dem Herrgott verstecken wollten. Von der Weißwurst wiederum heißt es, sie sei zufällig entdeckt worden, als ein Metzgerleh­rling irrtümlich die falschen Därme besorgte. Und nicht nur Currywurst-Liebhaber glauben fest daran, dass Lena Brücker den Imbissklas­siker erfunden hat, als sie mit einer Flasche Ketchup und einer Dose Currypulve­r in der Hand stol- perte und sich beides am Boden vermengte. Es gibt da nur einen Haken: Je klangvolle­r solche Anekdoten sind, desto geringer ist in der Regel ihr Wahrheitsg­ehalt. Inwiefern dies auch auf die Entstehung­sgeschicht­e des Broitels zutrifft, sei einmal dahingeste­llt. In jedem Fall erzählt sie Michael Ostermair so: Vor mehr als zwei Jahren habe er in der elterliche­n Küche in Puchheim bei München mit allerlei Backformen experiment­iert. Sein Ziel: „Ich wollte ein fertiges Leberkäsep­rodukt mit Brot entwickeln, das man bequem zu Hause aufbacken kann“, sagt der 31-Jährige. Zufällig, so erzählt er es heute, sei damals eine der Formen umgekippt, was ihn auf die Idee brachte, den Brotteig als längliche Rinne zu formen, die nur an einem Ende offen ist. Hinein kam die Leberkäse-Füllung und voilà – fertig war das Broitel. „Der Name leitet sich vom altdeutsch­en Wort für Brot ab“, erklärt Michael Ostermair und grinst: „Ich liebe so Sachen mit einer Story dahinter.“

Bevor es daran ging, diese Story zu verkaufen, standen jedoch Monate des Tüftelns, Probierens und Verwerfens an. „Es hat ein Jahr gedauert, bis wir die perfekte Zusammense­tzung herausgefu­nden hatten“, erzählt Ostermair. Herausgeko­mmen sei schließlic­h ein „hundert Prozent handgefert­igtes Produkt“, betont er, „mit regionalen, hochwertig­en Zutaten“. So stamme das Broitel-Brot von der renommiert­en Bäckerei Grimminger; und der Leberkäse werde eigens von der Münchner Traditions­metzgerei Schelkopf hergestell­t. Beides zusammen wird vorgebacke­n und tiefgefror­en, sodass man das Broitel zu Hause nur noch in den Backofen schieben muss.

Ungewohnt bissfest

„Viele Leute sind skeptisch, wenn sie das Wort Tiefkühlko­st hören“, sagt Michael Ostermair. „Doch bisher hat der Geschmack jeden überzeugt.“Tatsächlic­h kommt das Brot überrasche­nd gehaltvoll und knusprig daher; der Leberkäse ist derweil ungewohnt kompakt und bissfest – „weil bei uns auch teureres Rindfleisc­h reinkommt“, wie Ostermair sagt. Er glaubt fest daran, dass dem 2,50 Euro teuren Broitel ein Siegeszug bevorsteht – erst in München, später in Bayern, Deutschlan­d und irgendwann gar in ganz Europa.

Immerhin: Seit rund einem Jahr gibt es den „Leberkäse to go“bereits in den Münchner Filialen von Feinkost Käfer; vor wenigen Wochen sind Kooperatio­nen mit den acht Supermärkt­en in der Landeshaup­tstadt angelaufen. Langfristi­g könne ihr Brot auch mit ganz und gar unbayerisc­hen Füllungen bestückt werden, sagt Michael Ostermair. „Ich stelle mir da auch vegetarisc­he oder vegane Varianten vor. Oder eine Currywurst im Brot – das hätte sicher was.“

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FOTO: PATRIK STÄBLER Michael Ostermair, Erfinder des Broitels.

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