Die Münchner Antwort auf die Fertig-Pizza
Ein Jungunternehmer hat das Broitel erfunden, ein längliches Brötchen mit Leberkäsefüllung – Supermärkte ordern das ungewöhnliche Produkt bereits
MÜNCHEN – In der kulinarischen Welt gibt es kaum ein Gericht, das nicht mit einer prächtigen Entstehungsgeschichte aufwarten kann. Die Maultasche etwa sollen einst Mönche erfunden haben, die ihr Fleisch in der Fastenzeit vor dem Herrgott verstecken wollten. Von der Weißwurst wiederum heißt es, sie sei zufällig entdeckt worden, als ein Metzgerlehrling irrtümlich die falschen Därme besorgte. Und nicht nur Currywurst-Liebhaber glauben fest daran, dass Lena Brücker den Imbissklassiker erfunden hat, als sie mit einer Flasche Ketchup und einer Dose Currypulver in der Hand stol- perte und sich beides am Boden vermengte. Es gibt da nur einen Haken: Je klangvoller solche Anekdoten sind, desto geringer ist in der Regel ihr Wahrheitsgehalt. Inwiefern dies auch auf die Entstehungsgeschichte des Broitels zutrifft, sei einmal dahingestellt. In jedem Fall erzählt sie Michael Ostermair so: Vor mehr als zwei Jahren habe er in der elterlichen Küche in Puchheim bei München mit allerlei Backformen experimentiert. Sein Ziel: „Ich wollte ein fertiges Leberkäseprodukt mit Brot entwickeln, das man bequem zu Hause aufbacken kann“, sagt der 31-Jährige. Zufällig, so erzählt er es heute, sei damals eine der Formen umgekippt, was ihn auf die Idee brachte, den Brotteig als längliche Rinne zu formen, die nur an einem Ende offen ist. Hinein kam die Leberkäse-Füllung und voilà – fertig war das Broitel. „Der Name leitet sich vom altdeutschen Wort für Brot ab“, erklärt Michael Ostermair und grinst: „Ich liebe so Sachen mit einer Story dahinter.“
Bevor es daran ging, diese Story zu verkaufen, standen jedoch Monate des Tüftelns, Probierens und Verwerfens an. „Es hat ein Jahr gedauert, bis wir die perfekte Zusammensetzung herausgefunden hatten“, erzählt Ostermair. Herausgekommen sei schließlich ein „hundert Prozent handgefertigtes Produkt“, betont er, „mit regionalen, hochwertigen Zutaten“. So stamme das Broitel-Brot von der renommierten Bäckerei Grimminger; und der Leberkäse werde eigens von der Münchner Traditionsmetzgerei Schelkopf hergestellt. Beides zusammen wird vorgebacken und tiefgefroren, sodass man das Broitel zu Hause nur noch in den Backofen schieben muss.
Ungewohnt bissfest
„Viele Leute sind skeptisch, wenn sie das Wort Tiefkühlkost hören“, sagt Michael Ostermair. „Doch bisher hat der Geschmack jeden überzeugt.“Tatsächlich kommt das Brot überraschend gehaltvoll und knusprig daher; der Leberkäse ist derweil ungewohnt kompakt und bissfest – „weil bei uns auch teureres Rindfleisch reinkommt“, wie Ostermair sagt. Er glaubt fest daran, dass dem 2,50 Euro teuren Broitel ein Siegeszug bevorsteht – erst in München, später in Bayern, Deutschland und irgendwann gar in ganz Europa.
Immerhin: Seit rund einem Jahr gibt es den „Leberkäse to go“bereits in den Münchner Filialen von Feinkost Käfer; vor wenigen Wochen sind Kooperationen mit den acht Supermärkten in der Landeshauptstadt angelaufen. Langfristig könne ihr Brot auch mit ganz und gar unbayerischen Füllungen bestückt werden, sagt Michael Ostermair. „Ich stelle mir da auch vegetarische oder vegane Varianten vor. Oder eine Currywurst im Brot – das hätte sicher was.“