Lindauer Zeitung

Hillary Clinton muss jetzt Farbe bekennen

Bewerbung ums Präsidente­namt nimmt Fahrt auf

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Zwei Monate lang war sie fast inkognito unterwegs. Mit Wählern traf sie sich nur in kleinem Kreis, sie mied nicht nur die großen Bühnen, sondern auch die Journalist­en mit ihren Fragen. Seit Hillary Clinton ihre Bewerbung fürs Weiße Haus verkündete, führte sie einen Wahlkampf praktisch unter Ausschluss der Öffentlich­keit.

Auf einer Insel im New Yorker East River versucht Hillary Clinton nun mit einer programmat­ischen Rede Pflöcke einzuschla­gen, bevor zwei Tage darauf ihr republikan­ischer Rivale Jeb Bush offiziell an den Start des Rennens geht. Die 68-jährige frühere Außenminis­terin muss inhaltlich Farbe bekennen auf zwei Konfliktfe­ldern, die es in ihrer Partei gären lassen: Irak und Freihandel.

Im Zweistroml­and spielt Barack Obama mit dem Gedanken, wieder Stützpunkt­e einzuricht­en, kleine Militärbas­en für die mittlerwei­le 3500 US-Berater. Linke Demokraten warnen vor der Gefahr, wieder in einen Konflikt hineingezo­gen zu werden, den Amerika nicht lösen kann. Republikan­ische Falken verlangen die Entsendung eines größeren Kontingent­s, während sie dem Weißen Haus vorwerfen, sich zu verzetteln.

Die zweite Kontrovers­e dreht sich um TPP, das transpazif­ische Freihandel­sabkommen. Obama arbeitet mit Hochdruck darauf hin, aber aus den eigenen Reihen bläst heftiger Gegenwind. Obwohl die Abmachung einen Bogen um China machen wird, fürchten gewerkscha­ftsnahe Demokraten ein Lohn-Dumping, ein Aufweichen von Standards auf Kosten amerikanis­cher Arbeitsplä­tze. Die Kandidatin bringt es in die Zwickmühle, denn im Außenresso­rt hat sie aktiv an TPP mitgewirkt.

Und dann ist da noch der Streit um die Dollarsche­ine. Die Clintons hätten es zu sehr aufs liebe Geld abgesehen. Ihre Reden ließen sie sich im Schnitt mit 250 000 Dollar pro Auftritt bezahlen, macht seit 2014 rund 30 Millionen Dollar. Und ihrer gemeinnütz­igen Stiftung, die viel Gutes tue, fehle das nötige Fingerspit­zengefühl. Zum nachträgli­chen Streitfall wurde ein Spendensch­eck Algeriens, dessen Regierung mit Folter und Behinderun­g der Pressefrei­heit in Verbindung gebracht wird.

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FOTO: AFP Startet in die nächste Phase ihres Wahlkampfe­s um die US-Präsidents­chaft: Hillary Clinton.

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