Hillary Clinton muss jetzt Farbe bekennen
Bewerbung ums Präsidentenamt nimmt Fahrt auf
WASHINGTON - Zwei Monate lang war sie fast inkognito unterwegs. Mit Wählern traf sie sich nur in kleinem Kreis, sie mied nicht nur die großen Bühnen, sondern auch die Journalisten mit ihren Fragen. Seit Hillary Clinton ihre Bewerbung fürs Weiße Haus verkündete, führte sie einen Wahlkampf praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Auf einer Insel im New Yorker East River versucht Hillary Clinton nun mit einer programmatischen Rede Pflöcke einzuschlagen, bevor zwei Tage darauf ihr republikanischer Rivale Jeb Bush offiziell an den Start des Rennens geht. Die 68-jährige frühere Außenministerin muss inhaltlich Farbe bekennen auf zwei Konfliktfeldern, die es in ihrer Partei gären lassen: Irak und Freihandel.
Im Zweistromland spielt Barack Obama mit dem Gedanken, wieder Stützpunkte einzurichten, kleine Militärbasen für die mittlerweile 3500 US-Berater. Linke Demokraten warnen vor der Gefahr, wieder in einen Konflikt hineingezogen zu werden, den Amerika nicht lösen kann. Republikanische Falken verlangen die Entsendung eines größeren Kontingents, während sie dem Weißen Haus vorwerfen, sich zu verzetteln.
Die zweite Kontroverse dreht sich um TPP, das transpazifische Freihandelsabkommen. Obama arbeitet mit Hochdruck darauf hin, aber aus den eigenen Reihen bläst heftiger Gegenwind. Obwohl die Abmachung einen Bogen um China machen wird, fürchten gewerkschaftsnahe Demokraten ein Lohn-Dumping, ein Aufweichen von Standards auf Kosten amerikanischer Arbeitsplätze. Die Kandidatin bringt es in die Zwickmühle, denn im Außenressort hat sie aktiv an TPP mitgewirkt.
Und dann ist da noch der Streit um die Dollarscheine. Die Clintons hätten es zu sehr aufs liebe Geld abgesehen. Ihre Reden ließen sie sich im Schnitt mit 250 000 Dollar pro Auftritt bezahlen, macht seit 2014 rund 30 Millionen Dollar. Und ihrer gemeinnützigen Stiftung, die viel Gutes tue, fehle das nötige Fingerspitzengefühl. Zum nachträglichen Streitfall wurde ein Spendenscheck Algeriens, dessen Regierung mit Folter und Behinderung der Pressefreiheit in Verbindung gebracht wird.