Millionär über Nacht
Internetpionier Jan Henric Buettner zu Gast in der Talkrunde „Sag mal ...“
RAVENSBURG (str) - Jan Henric Buettner ist unermesslich reich. Das Internet hat ihn zu einem vermögenden Mann gemacht. Der gebürtige Hamburger gründete 1992 einen der weltweit ersten MultimediaOnlinedienste, baute ab 1994 das Portal AOL Europe auf und legte ab 1998 in Kalifornien einen Wagniskapitalfonds auf, der unter anderem in Internetfirmen investiert. „Ich bin nicht der tollste Typ aller Zeiten“, stellt Buettner trocken fest. „Ich mähe gerne Rasen und habe Spaß an alltäglichen Dingen.“Michael MeyerBöhm, Manager bei Schwäbisch.Media, befragte Buettner am Donnerstag in seinem Talk „Sag mal...“in Ravensburg. Mehr als 70 Zuhörer wollten den Unternehmer näher kennenlernen.
Seinen Reichtum verdankt Buettner unter anderem einer Auseinandersetzung mit Bertelsmann. Er fühlte sich von dem Medienkonzern über den Tisch gezogen, weil BertelsmannChef Thomas Middelhoff ihn für die Beteiligung am Multimedia-Onlinedienst „VideoTel“mit lächerlichen Summen abspeisen wollte. Buettner zog vor Gericht. Nach einem Vergleich waren Buettner und sein Firmenpartner Multimillionäre.
Wie es sich anfühle, sozusagen über Nacht Millionär zu werden, wollte Moderator Meyer-Böhm wissen. „Es ist kein Glücksgefühl, das lange anhält“, sagt Buettner. Geld mache viele Angreifer zu Verteidigern. „Deshalb sind viele Milliardenerben so unglücklich. Sie sagen sich: Jetzt darfst Du nicht verlieren, was der Vater Dir vererbt hat.“
Buettner entschied sich, Angreifer zu bleiben. Vor Kurzem wechselte der Internetpionier das Metier – und erschuf an der Ostseeküste eines der schönsten Strandhotels in Deutschland, das Weissenhaus Grand Village Resort & Spa. „Nach einer Sinnkrise sagte ich mir, kümmere dich um dieses Fleckchen Erde.“Als sich die Gelegenheit ergab, das Schloss samt Strand zu kaufen, griff er zu. In junge US-Unternehmen mit aussichtsreichen Ideen investiert Buettner allerdings immer noch. Wagniskapital – eine Branche, die zwischen Gier und Angst pendle, beschrieb MeyerBöhm. „Ganz recht“, entgegnete Buettner. Bei vielen Leuten bringe dieses Business das „Schlechte“zum Vorschein. „Für mich ist es der größte Erfolg im Leben, normal geblieben zu sein.“