Gast bei Sexpartys, aber kein Zuhälter
Freispruch für ehemaligen französischen Spitzenpolitiker Dominique Strauss-Kahn
PARIS - Im Prozess um ausschweifende Partys mit Prostituierten ist der ehemalige französische Spitzenpolitiker Dominique Strauss-Kahn Fast freigesprochen worden. Der 66-Jährige sei nicht der Organisator der Sexpartys in Paris, Brüssel und Washington gewesen, sondern nur Gast, so die Richter in Lille. Damit habe sich Strauss-Kahn nicht wegen Zuhälterei strafbar gemacht.
Der Ex-Politiker hatte während des Prozesses immer wieder betont, er habe nicht gewusst, dass die Frauen auf den Partys Prostituierte waren. „Es mit Prostituierten zu tun, ist nicht meine Vorstellung von sexuellen Beziehungen“, sagte er. Die Frauen zeichneten in ihren Aussagen das Bild eines Mannes, der grob mit ihnen umging. „Das war wie ein brutales Kräftemessen. Er hat nicht aufge- hört. Ich habe viel geweint“, berichtete die frühere Prostituierte Mounia. Von „Gemetzel“ist in den Unterlagen der Ermittler die Rede.
Auch den Mitangeklagten des einst mächtigsten Mannes der Finanzwelt konnten die Richter nichts nachweisen. Sogar der belgische Bordellbesitzer Dodo Alderweireld, bekannt als „Dodo, die Salzlake“, kassierte einen Freispruch. Das Gericht stufte ihn wie die anderen 14 Angeklagten, meist Honoratioren aus Lille, als Kunden bei den Sexpartys ein. Lediglich René Kojfer, der PRBeauftragte des Luxushotels Carlton wurde wegen Zuhälterei zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt.
Karriereende nach Sexaffären
Die sogenannte Carlton-Affäre war kurz nach dem Karriere-Aus von Strauss-Kahn ans Licht gekommen. Der einstige Hoffnungsträger der Sozialisten musste am 18. Mai 2011 zurücktreten, nachdem er ein Zimmermädchen im New Yorker Luxushotel Sofitel zum Oralsex gezwungen haben soll. Das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt, weil Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Hotelangestellten bestanden. Dennoch kamen danach andere sexuelle Übergriffe heraus. So beschuldigte die Publizistin Tristane Banon den Ex-Minister der Vergewaltigung. Strauss-Kahn habe sich auf sie gestürzt „wie ein brünftiger Schimpanse“. Die mutmaßliche Attacke war verjährt, sodass es nicht zum Prozess kam. Strauss-Kahns Karriere nahm mit der Festnahme in New York trotzdem ein abruptes Ende. Zuvor steuerte er auf eine Präsidentschaftskandidatur zu.
Strauss-Kahns Biograf Michel Taubmann bezeichnete das Urteil vom Donnerstag als „wichtigen Sieg“für den Sozialisten. Dass er in die Politik zurückkehrt, glaubt Taubmann nicht. Im Fernsehen räumte der Journalist ein: „Man kann unschuldig sein und trotzdem als schlechter Mensch angesehen werden.“Dieser Ruf wird „DSK“auch nach dem Freispruch behalten.