Weltkulturerbe erweitert Urban-Art-Schau
„Street-Art“ist aus der Graffiti-Szene entstanden und findet immer mehr Liebhaber
VÖLKLINGEN (dpa) - Mit rund 20 großen „Street-Art“- -Werken weitet das Weltkulturerbe Völklinger Hütte seine Biennale zur Graffiti-Kunst aus. Renommierte Künstler aus aller Welt haben sich im Rahmen der erweiterten Ausstellung auf einem „Urban Art Parcours “mit den Themen Industrie, Natur, Gesellschaft und Politik auseinandergesetzt. Ausgestellt sind die Werke in der früheren Kokerei, dem heutigen Landschaftsgarten „Paradies“. Weltweit zählt die alle zwei Jahre stattfindende Schau zu den wichtigsten dieser Kunstform.
Mit dem neuen Parcours wächst die „Urban Art Biennale 2015“auf rund 120 Werke von Künstlern aus 21 Ländern an. In den kommenden Monaten sollen weitere hinzukommen. Schwerpunkt ist die rund 10 000 Quadratmeter große Möllerhalle des früheren Eisenwerks, in der einst Rohstoffe für die Eisenverhüttung gelagert wurden.
Anders als die übrigen Projekte sollten diese Werke auch nach Ende der Ausstellung fest installiert bleiben, sagte Weltkulturerbe-Generaldirektor Meinrad Maria Grewenig bei der Präsentation. Sie sollen auch als Anregung für Besucher dienen, um sich neu mit Themen wie Industrie, Technik, Natur und Kunst auseinanderzusetzen.
Ein Werk des Künstlers Ludo beschäftigt sich mit der Beziehung von Industrie und Natur. An der 30 Meter hohen Wand des ehemaligen Kohleturms tapezierte der Franzose einen „Tree of Life“– eine Ölplattform, aus der ein in Acryl-Farben gemalter Baum wächst. In einem alten Raum der Kokerei hat sein Landsmann Thomas Canto seine dreidimensionale Installation „Celestial Time Blast“aus bemalten Holzteilen und gespannten Seilen eingerichtet. Sie soll die Dynamik der urbanen Kultur versinnbildlichen.
Die gesellschaftliche Dimension der Urban Art zeigen vier von Sprayern gestaltete Bauzäune vom Gebäude der Europäischen Zentralbank (EZB), das vor Kurzem in Frankfurt am Main unter heftigen Protesten eröffnet wurde. Auf einem der kapitalismuskritischen Objekten ist EZB-Präsident Mario Draghi als vielfach duplizierte Pinocchio-Marionette zu sehen.
Auch der ägyptische Urban-Art Künstler Ammar Abo Bakr thematisiert das aktuelle Geschehen: Mit „Happy Jemen “hat er einem kleinen Mädchen ein Denkmal gesetzt, das bei der jüngsten Militärintervention unter Führung Saudi-Arabiens und mit Beteiligung Ägyptens starb.
Die „Urban Art Biennale“hat in diesem Jahr den Schwerpunkt arabische Welt. Seit der Eröffnung Ende März sind nach Angaben von Generaldirektor Grewenig bereits mehr als 40 000 Eintrittskarten verkauft worden. Die Organisatoren hoffen auf mehr als 100 000 Besucher bis zum Ende der Ausstellung im Herbst