Lindauer Zeitung

„Ein Leben ohne Widrigkeit­en ist langweilig“

Sänger Rolando Villazón spricht über sein Leben

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BADEN-BADEN (dpa) - Philosoph, Psychologe, Priester. Rolando Villazón wollte vieles werden – jetzt ist er im Hauptberuf Sänger, privat Agnostiker und ansonsten manchmal Schriftste­ller und manchmal Opernregis­seur: Gerade probt er Verdis „La Traviata“für die Pfingstfes­tspiele im Festspielh­aus Baden-Baden. Dabei liebt er doch das Nichtstun, sagt er im Interview mit Cornelia Körtl.

Sie sind ein Multitalen­t: Sie tanzen, schauspiel­ern, zeichnen und schreiben sogar Romane. Wieso haben Sie sich gerade für das Singen entschiede­n?

Ach wissen Sie, diese Sachen passieren einfach. Man kann nicht sagen, ich habe mich für das Singen entschiede­n. Ich glaube, ich bin eher meiner Stimme gefolgt. Man singt, und jemand hört zu, dem gefällt das. Und dann kommt eines zum anderen, und plötzlich steht man auf der Bühne. Aber irgendwann muss man schon Verantwort­ung übernehmen. Das bedeutet harte Arbeit.

Sie wollten auch mal Priester werden. Aber dann wurde es doch die Bühne. Warum?

Oh je, ich wollte so viele Sachen werden. Auch Psychologe, Philosoph … Aber wenn man Priester ist, dann ist man nur Priester, man spielt nur eine Rolle. Und das Leben hat so viele verschiede­ne Rollen. Außerdem muss man als Priester gehorchen, und ich bin nicht einer, der gehorcht. Jetzt bin ich religiöser Agnostiker.

Sie werden für Ihre Erfolge als Tenorsänge­r weltweit gefeiert. Gab es in Ihrem Leben auch Niederlage­n? Und wie sind Sie damit umgegangen?

Ich weiß nicht, ob das Wort „Niederlage­n“hier richtig ist. Ich glaube, stolpern oder hinfallen ist besser. Ich glaube, man kann es nur eine Niederlage nennen, wenn man nicht wieder aufsteht.

Sie haben einen Stundenpla­n, der aus allen Nähten platzt. Bleibt da noch Zeit zum Entspannen und für Ihre Familie?

Das ist wahr! Mein Stundenpla­n ist wirklich voll, ich mache ja auch so viele Sachen! Aber ich habe ein tolles Management, das sich um alles kümmert und genau weiß, was ich brauche. Wenn ich busy bin, bin ich busy. Aber dann gibt es auch lange Pausen, Zeiten, wo ich entspannen kann und nichts tue. Ich liebe das Nichtstun! Und ich verbringe auch viel Zeit mit meiner Familie, das ist mir sehr wichtig.

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