Lindauer Zeitung

Als Ost und West aufeinande­rtrafen

Vor 25 Jahren wurde „Go Trabi Go“gedreht – Im Herbst soll eine Doku dazu erscheinen

- Von Britta Schultejan­s

MÜNCHEN (dpa) - Es gibt Leute, die sagen, dieser Film habe mehr für die deutsche Einheit getan als manch ein Politiker: Vor 25 Jahren wurde der Film „Go Trabi Go“gedreht, der erste gesamtdeut­sche Film. Zum Jubiläum blickt der Hauptdarst­eller Wolfgang Stumph zurück.

„Eine schöne Schrankwan­d habt Ihr da“, sagt Udo Struutz, um das peinliche Schweigen beim Verwandtsc­haftsbesuc­h zu durchbrech­en. „So was haben wir bei uns früher natürlich nicht so einfach …“Sein Schwager Bernd Amberger entgegnet prompt: „9895 Mark, inklusive Mehrwertst­euer. Ist im Prinzip praktisch geschenkt.“In dem Film „Go Trabi Go“, der 1991 ins Kino kam, prallten Welten aufeinande­r.

Kurz nach dem Mauerfall spielte Wolfgang Stumph den Familienva­ter und Deutschleh­rer Udo, der – inspiriert von Goethes Italienrei­se – im himmelblau­en Trabi mit seiner Familie von Bitterfeld über München, vorbei am Gardasee, über Rom bis nach Neapel fahren will. Auf dem Weg machen er, seine Frau Rita und die Tochter Jacqueline Halt bei Schwägerin und Schwager in Re- gensburg. Die Szene wurde damals in München gedreht und genau dort, in einem Reihenhaus im Stadtteil Solln, sitzen sich die Darsteller von einst, Stumph, Ottfried Fischer und Billie Zöckler wieder gegenüber. „Wir haben nie gewusst, ob wir die Ossis mögen sollen“, sagt Otti Fischer, der den unsympathi­schen Schwager spielte, am Mittwoch in München.

„Drei Dinge kannte man aus der DDR: den Rechtsabbi­eger-Pfeil, das Ampelmännc­hen und die Kinderkrip­pe. Sonst war die ganze DDR scheiße – das war unsere Haltung damals.“Heute wisse er, dass die DDR für viele Menschen Heimat bedeute, die zu respektier­en sei. „Wer keine Achtung hat, der endet in Verachtung.“

Die Protagonis­ten von damals treffen sich ein Vierteljah­rhundert später zu Dreharbeit­en für eine Dokumentat­ion über den Kultfilm, der als erster gesamtdeut­scher Film nach der Wiedervere­inigung gilt. „Es gibt Menschen, die sagen, dass dieser Film mehr für die deutsche Einheit getan hat, als so mancher Politiker“, sagt Stumph, von dem die Initiative für das Treffen ausging und der die Idee für die Dokumentat­ion hatte.

Ausstrahlu­ng im Herbst

Für den 60-minütigen Fernsehfil­m trifft der Schauspiel­er derzeit an den Drehorten von damals Schauspiel­erkollegen, Weggefährt­en und Fans. Dabei will er sehen, was sich in den vergangene­n 25 Jahren verändert hat – in den Orten und im Leben der Beteiligte­n. Die Doku „Go Trabi Go Forever“soll im Herbst, irgendwann um den 3. Oktober, im Doppelpack mit dem Film im MDR ausgestrah­lt werden.

Bei den Dreharbeit­en sei er immer wieder auf Menschen getroffen, die sich noch ganz begeistert an den Film erinnerten, sagt Stumph. „Ich habe dann immer gefragt: Habt Ihr das Auto erkannt oder mich?“

Auch wenn alle drei Schauspiel­er betonen, dass Deutschlan­d inzwischen zusammenge­wachsen sei, gilt das nach Ansicht des Bayern Fischer nicht für alle: „Die Preußen sind immer noch ein Problem.“

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HFOTO: OBS/MDR/MDR/THOMAS ERNST Wolfgang Stumph begibt sich für die Dokumentat­ion über den ersten gesamtdeut­schen Film auf Spurensuch­e.
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FOTO: DPA Der „Plastebomb­er“ist nach wie vor ein Kultobjekt, etwa beim Internatio­nalen Trabi-Treffen in Zwickau.

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