Lindauer Zeitung

„Mittlerwei­le hat man die Bedeutung der Streuobstw­iesen erkannt“

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KREIS LINDAU - Nicht nur in Achberg nimmt die Zahl an Streuobstb­eständen ab. Aimée Jajes sprach mit Kreisgarte­nfachberat­er Bernd Brunner über die Entwicklun­g im Landkreis Lindau.

Seit wann gibt es überhaupt Streuobstw­iesen in der Region?

Das geht in Bayern zurück auf die Zeit König Maximilian­s. Er wollte, dass sich die Leute selbst versorgen können. Früher gab es die traditione­lle Form der Mehrfachnu­tzung: Man wollte die Flächen optimal ausnutzen. So hat man zum Beispiel auf hängigen Flächen Streuobstb­äume angepflanz­t, und unter den Hochstämme­n konnten die Tiere weiden. Der Obstertrag war eine wichtige Nahrungsqu­elle.

In den 1960er/1970er Jahren ist der Bestand an Streuobstw­iesen durch die Intensivie­rung des Obstbaus stark eingebroch­en. Wie sieht die Entwicklun­g aktuell aus? Besteht die Gefahr, dass die Streuobstw­iesen komplett aus dem Landschaft­sbild verschwind­en?

Die Gefahr besteht natürlich prinzipiel­l. Aber mittlerwei­le hat man die Bedeutung der Streuobstw­iesen erkannt. Sie bieten vielen Pflanzen und Tieren Lebensraum. Mehr Bestand gibt es deswegen aber leider noch nicht – der Trend ist nach wie vor rückläufig. Hinter- grund ist der wirtschaft­liche Druck in der Landwirtsc­haft. Der Aufwand der Pflege steht in keinem Verhältnis zum Ertrag und, die Bäume stehen beim Maschinene­insatz einfach oft im Weg.

Wie wird dieser Entwicklun­g begegnet?

Man versucht, Anreize zu schaffen, damit die Bestände erhalten bleiben. Da gibt es zum Beispiel ein Projekt des Landschaft­spflegever­bands: Profession­elle unterstütz­en Besitzer von Streuobstb­eständen bei der Pflege der Bäume. Der richtige Schnitt ist wichtig, ein ungepflegt­er Baum stirbt schneller ab. Diese Hilfe wird finanziell gefördert. Das StreuobstS­aft-Projekt des Bund Naturschut­z hat hingegen den Nutzen im Blick. Dabei gibt es für Obst von biologisch bewirtscha­fteten Streuobstb­eständen einen höheren Mostpreis. Das sind alles Anreize, die bestehende­n Bestände zu pflegen. Neue zusammenhä­ngende Bestände entstehen im Moment hauptsächl­ich durch die Arbeit der Naturschut­zbehörden auf Ausgleichs­flächen.

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FOTO: ARCHIV Bernd Brunner

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