„Bin hinsichtlich Rio 2016 aktuell in der Pole Position“
FRIEDRICHSHAFEN - Maximilian Hartung (Foto: dpa) ist bei der Europameisterschaft in Montreux der beste deutsche Athlet gewesen. Seine Bilanz: Gold mit dem Säbelteam, Silber im Einzel. Hinsichtlich der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio, an denen nur zwei deutsche Säbelfechter teilnehmen können (Mannschaftsgold wird nicht ausgefochten), ist der 25-Jährige aktuell in der Pole Position. Mit Maximilian Hartung sprach Giuseppe Torremante.
Herr Hartung, Gratulation zur tollen Leistung. Was bedeuten die beiden Medaillen für die OlympiaQualifikation?
Aktuell bin ich nach drei Wettbewerben in der Pole Position. Aus Deutschland dürfen nur zwei Säbelfechter in Rio teilnehmen. Insgesamt sind es zehn Turniere über den Zeitraum eines Jahres, die für die Qualifikation zählen. Der Erfolg bei der EM zählt etwas mehr als ein Weltcup, diese Punkte können auch nicht gestrichen werden. Nun stehen im Juli in Moskau die Weltmeisterschaften an, bei denen ich meine Leistung bestätigen will und muss.
Mit der Mannschaft haben Sie gegen Italien (45:44) die Goldmedaille geholt, im Einzel Silber (11:15 gegen Aron Szilagyi aus Ungarn). Wie nahe waren Sie am Gold?
Olympiasieger Szilagyi hat die besseren Entscheidungen getroffen. Ich muss die Videostudie des Gefechts abwarten und dann kann ich mit meinem Trainer meine Schwachpunkte besser analysieren – mit dem Ziel, es bei der WM in Moskau, sollten wir da wieder aufeinandertreffen, besser zu machen.
Die deutschen Fechter gewannen bei der EM drei Medaillen (je einmal Gold, Silber, Bronze). Warum hat es nicht zu mehr gereicht?
Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Beim Fechten brauchst du einen guten Trainer, der dich voranbringt. Das ist das Wichtigste für den Erfolg. Wir haben mit unserem Bundestrainer Vilmos Szabo großes Glück. Aber die Stelle ist unattraktiv, schlecht bezahlt. Aus dem Ausland kommt da kein guter Trainer nach Deutschland. Der Reiz fehlt. Entweder gibt es private Geldgeber, die uns unterstützen, oder die öffentliche Hand schießt mehr Geld zu. Wenn sich hier in Zukunft nichts ändert, dann werden wir irgendwann mal keine Medaillen mehr gewinnen.
Wie lange können Sie sich nach der Europameisterschaft ausruhen?
Drei bis vier Tage, dann beginnt die Vorbereitung auf die WM in Moskau.
Sie studieren an der Zeppelin University Friedrichshafen. Sind Studium und Sport noch im Einklang?
Bis jetzt ja. Ich habe für mein Studium (Soziologie, Politik und Wirtschaft) acht Semester Zeit. Fünf sind schon vergangen. Den Rest muss ich noch machen, bekomme aber nichts geschenkt. Da ich bis Rio 2016 noch viel Programm habe, will ich mit den Verantwortlichen über eine gute Lösung sprechen.