Ein Spiel weg vom Strand
Im Urlaubsort Faro fordert Bundestrainer Löw gegen Gibraltar noch einmal Konzentration
FARO (SID/dpa/sz) - Als Joachim Löw am Freitagvormittag bei strahlendem Sonnenschein ein paar Minuten am Pool des Luxushotels Conrad in Quinta Do Lago verbrachte, hatte man das Gefühl, der Bundestrainer befände sich an der portugiesischen Algarve bereits in den Ferien: Shorts, Badelatschen, Sonnenbrille. Doch halt! „Wir sind noch nicht im Urlaub“, stellte der 55-Jährige vor dem letzten Saisonauftritt des Weltmeisters in der EM-Qualifikation gegen Gibraltar am Samstag (20.45 Uhr, RTL) bei der Pressekonferenz in Faro fest. Hierfür hatte er immerhin die Sonnenbrille abgelegt und sich Joggingschuhe angezogen.
„Wir wollen einen guten Saisonabschluss, im letzten Spiel noch einmal Spaß und Freude haben und möglichst auch viele Tore erzielen“, sagte Löw vor dem ungleichen Duell des Weltmeisters gegen die Hobbyfußballer vom Affenfelsen. „Ich möchte nicht von fünf, sechs, sieben Toren sprechen“, sagte der Schwarzwälder weiter, aber er erwarte ein konzentriertes und gutes Spiel von seinen Profis. Dass sein Team die nächsten drei Punkte auf dem Weg zur EM 2016 einfährt, daran ließ er auch nach dem 1:2 zuletzt im Test gegen die USA keinen Zweifel. „Das ist ein ganz anderes Spiel“, erklärte Löw. „Gibraltar kann nicht so ein Tempo spielen wie die USA.“Weshalb er auch darauf verzichtete, die Niederlage gegen die Amerikaner mit der Mannschaft auszuwerten.
Dennoch seien weder er noch sein Team in Urlaubsstimmung – trotz des Umfeldes mit Meer, Sand und Golfplätzen. „Nein, wir sind ein Stück weg vom Strand. In eineinhalb Tagen kommt keine Stimmung auf, als wären wir schon im Urlaub. Die Spieler wissen schon, dass sie nochmal eine gute Leistung abrufen müssen. Das werden wir hinkriegen“, versprach er. Schließlich rangiert seine Mannschaft nach zuletzt nicht immer berauschenden Auftritten in der EM-Qualifikationsgruppe D mit lediglich zehn Zählern derzeit überraschend nur auf dem dritten Rang – hinter Polen (11) und Schottland (10).
Abschiedsspiel für Weidenfeller
Dass nur wenige Tausend Zuschauer im Éstadio Algarve sein werden, wo die britische Enklave Gibraltar mangels geeignetem Heimstadion antreten muss, „sollte uns egal sein“, ergänzte Löw. In der Startelf wird es nur wenige Veränderungen gegenüber dem Spiel gegen Jürgen Klinsmanns Mannschaft geben, kündigte der Bundestrainer am Freitag an. In der Abwehr beginnt der Münchner Jérôme Boateng für den Stuttgarter Antonio Rüdiger. Im Tor steht heute Roman Weidenfeller.
Für den Dortmunder Weltmeister ist sein fünftes allerdings wohl zugleich sein letztes Länderspiel. Zwar vermied Löw die Bezeichnung Abschied, aber er forciert einen Umbruch bei den Keepern hinter Stammkraft Manuel Neuer. „Die Zukunft gehört den jungen Torhütern“, sagte Löw und nannte namentlich die U21-Schlussmänner Marc-André ter Stegen (FC Barcelona), Bernd Leno (Bayer Leverkusen) und Timo Horn (1. FC Köln). „Roman war für uns die letzten eineinhalb Jahre ein unglaublich wichtiger Spieler“, erklärte Löw und verwies auf einen „positiven Einfluss“des 34 Jahre alten Dortmunders bei der erfolgreichen WM in Brasilien gerade auf die jüngeren Kollegen.
Apropos jung: Bei DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger und Kollege Lukas Podolski rief die Reise an die Algarve einige Erinnerungen wach. Bei der Europameisterschaft 2004 in Portugal hatten die damaligen Teenager kurz nach ihrem jeweiligen Länderspiel-Debüt zum Aufgebot gehört – und das bittere EM-Aus unter Teamchef Rudi Völler miterlebt. Gespielt wurde im schönen Städtchen Faro damals allerdings nicht, nur trainiert.
Dementsprechend muss es auch nicht als böses Omen gewertet werden, dass der mittlerweile 30-jährige Schweinsteiger am Freitagnachmittag in sozialen Netzwerken ein Foto von sich am Meer postete. Dazu schrieb er: „Nach elf Jahren zurück am gleichen Strand!“