Maniküre unter Männern
Wir haben es schon immer gewusst: Fußball ist die schönste Nebensache der Welt. Es gibt nämlich wichtigere Dinge. Fingernägel zum Beispiel. So lieferte beim EM-Quali-Kick Gibraltar gegen Deutschland die spektakulärste Szene auch kein Spieler, sondern Bundestrainer Jogi Löw: Der sich beim Stande von 4:0 die Nägel gefeilt hat. Ergebniskosmetik der ungewöhnlichen Art. „Mir ist einfach ein Nagel abgebrochen“, erklärte Jogi später, der wie andere einen Kugelschreiber immer eine Feile bei sich trägt. Wieso auch nicht. Heißt es doch schon lange, „Jogi hat die Haare schön.“Er wirbt für Gesichtscreme und hautschonendes Rasierwasser, sieht selbst in klatschnassem Hemd makellos aus – Jogi, die Stilikone. Und damit Vorbild.
Marko Reus’ stylische Frisur etwa wird ebenso ernsthaft besprochen, wie seine Dribblings. Andere Spieler reißen sich nach Schlusspfiff die Trikots vom Leib, halten Tattoos und Sixpacks in die Kamera, ach ja, der Fußball ist ja auch noch da. Es wird nicht lange dauern, bis eine Friseuse Mario Götze auf der Auswechselbank die Haare macht (Zeit dazu wird er finden) oder ein Max Kruse sich während des Spiels einen VWKäfer auf die Haut stechen lässt.
Hinter der Aufhübschung steckt aber noch mehr und sie kennt einen Pionier: David Beckham. Mit metrosexuellem Touch früher genauso bewundert wie belächelt. Heute nur noch bewundert, zertrümmerte der Brite die Grenzen zwischen Kicker und Kickerin. Hat den Rasen zum Laufsteg gemacht, hat durchgesetzt, was längst nicht alle wollten: die Maniküre unter Männern.