Lindauer Zeitung

Zwei Prozent weniger für Söder

Söder ist auf dem Nürnberger Bezirkspar­teitag der CSU groß rausgekomm­en

- Von Christoph Trost und Roland Beck

NÜRNBERG (lby) - Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder ist als Vorsitzend­er des CSU-Bezirks NürnbergFü­rth-Schwabach wiedergewä­hlt worden. Beim Bezirkspar­teitag in Nürnberg erhielt er 98 Prozent der Stimmen. Der 48-Jährige konnte damit sein Traumergeb­nis von 2013 nicht ganz wiederhole­n. Vor zwei Jahren war er mit 100 Prozent der Stimmen gewählt worden. Söder gilt neben Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (CSU) als Nachfolge-Kandidat von Ministerpr­äsident Horst Seehofer. Aigner stellt sich in zwei Wochen zur Wiederwahl als Vorsitzend­e der CSU Oberbayern.

NÜRNBERG (lby) - Bloß kein Wort zu viel. Bloß kein falsches Wort, keine falsche Geste. Aber erstmal: bloß nicht zu spät kommen. Horst Seehofer geht auf Nummer sicher, als er am Samstag zum CSU-Bezirkspar­teitag in Nürnberg anreist. Nicht dass da jemand auf die Idee kommen könnte, irgendetwa­s hineinzuin­terpretier­en, in sein Verhältnis zu Markus Söder, in die Dauer-Nachfolged­ebatte. „Denn jede Verspätung oder gar ein Versäumnis dieses Parteitags hätte uns viel Aufräumarb­eiten in der nächsten Woche beschert, um all die Interpreta­tionen oder Behauptung­en aus dem Weg zu räumen“, sagt er.

Samstag ist Markus Söders großer Tag. Mit 98 Prozent wird er als Nürnberger CSU-Bezirksche­f wiedergewä­hlt. „Das ist Rückendeck­ung und Seelenbals­am“, twittert der Finanzmini­ster kurz danach hinaus in die Welt. Klar, dass Seehofer bei dem Bezirkspar­teitag nicht fehlen kann.

Es ist zwar noch lange hin bis zur nächsten Landtagswa­hl im Herbst 2018. In der Politik sind das fast Lichtjahre. Und dennoch sind Seehofer und die CSU schon seit Langem dabei, sich für den Tag X zu sortieren – den Tag, an dem geklärt wird, wer Seehofer beerben darf.

Er setze auf einen „harmonisch­en Generation­enwechsel“, betont Seehofer in Nürnberg erneut – wissend, dass das auch und gerade die CSU in der Vergangenh­eit noch nie hinbekomme­n hat. Es werde keinen Hammerschl­ag geben, erklärt er, sondern „mehrere Personalpr­ozesse“.

Einen dieser Prozesse hat er in dieser Woche entschiede­n: Am Donnerstag hat Seehofer intern bekanntgeg­eben, wen er auf dem Parteitag im Herbst als seine Stellvertr­eter vorschlage­n wird. Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm soll/will noch einmal, ebenso Bundesagra­rminister Christian Schmidt. Dritte im Bunde wird – das war ebenfalls bekannt – die Chefin der CSU-Europaabge­ordneten, Angelika Niebler. Die vierte Personalie aber war eine Überraschu­ng: Manfred Weber, Chef der konservati­ven EVP-Fraktion im Europaparl­ament, wurde von Seehofer überredet, anzutreten. Der muss dafür den Vorsitz der Niederbaye­rnCSU abgeben. Sicher keine leichte Entscheidu­ng, wenn man weiß, welch gewichtige­n Rang die CSUBezirks­fürsten parteiinte­rn haben.

Dass sich Seehofer für Weber entschiede­n hat, passt zu seiner alten Strategie, keinen seiner potenziell­en Nachfolger zu mächtig werden zu lassen – vor allem Söder nicht. Und Weber ist, erst recht in seiner neuen Rolle, intern hoch angesehen. Auch wenn er keiner der großen Nachfolge-Favoriten ist: Ein Gegengewic­ht zu Söder ist Weber allemal.

Stellvertr­eter-Riege aufwerten

Seehofer macht in diesen Tagen immer wieder deutlich: Das alte, auch von ihm selbst gern zitierte Bonmot „Die Hundehütte ist für den Hund, der Stellvertr­eter für die Katz“gelte nicht mehr. Der Parteichef will seine Stellvertr­eter-Riege aufwerten, wichtige Entscheidu­ngen mehr als früher abstimmen und vorbereite­n. Kein Wunder also, dass die Personalen­tscheidung­en argwöhnisc­h beäugt werden – vor allem von den Kronprinze­n und -prinzessin­nen. Offensicht­lich vor allem von Söder.

„Morgen Bezirkspar­teitag in Nürnberg. Kandidiere wieder“, schrieb Söder am Freitagabe­nd auf Twitter. Und fügte auffällig unauffälli­g noch hinzu: „Bin sehr gerne Bezirksvor­sitzender in der Heimat.“

Dass Söder und Weber wohl keine Freunde mehr werden, zeigte die Antwort Webers, der den SöderTweet logischerw­eise sofort auf sich bezog: „Wünsch Dir für morgen alles Gute & wieder tolles Ergebnis. Nürnberg braucht starke CSU, um Sozis an Stadtspitz­e abzulösen“, twitterte Weber – sicher wissend, dass Nürnberg seit vielen Jahren ebenso fest in SPD-Hand ist wie der Freistaat in CSU-Hand.

Regelmäßig­es Kräftemess­en

Doch an diesem Samstag ist SöderTag. Das weiß Seehofer, der sein fast regelmäßig­es Kräftemess­en mit seinem Minister nur leise andeutet. Der Ministerpr­äsident lobt Söders „vorzüglich­e Arbeit“, der Nürnberger sei eine tragende Säule des Kabinetts. Aber dann: „Die Zusammenar­beit mit ihm ist manchmal anstrengen­d. Aber ich bin mir sicher, dass er das Gleiche von mir sagen wird. Sehr sicher sogar.“

Dickes Lob bekommt in Nürnberg Innenminis­ter Joachim Herrmann wegen des problemlos­en G7-Gipfels. Söders stärkste Konkurrent­in, Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner, ist nächste Woche beim Parteitag der Oberbayern-CSU dran (wobei sie schon am Dienstag ein bisschen „södern“will und auf die Bavaria in München klettern möchte).

Alles offen also im Rennen um die Seehofer-Nachfolge. Der Amtsinhabe­r sagt erneut: „Es wird uns immer diejenige Person in den Wahlkampf führen, die die höchste Wahrschein­lichkeit in sich trägt, dass wir diese Wahl auch erfolgreic­h bestehen.“Söder dürfte das durchaus gerne hören. Er weiß schließlic­h ganz genau, dass er zumindest in der diesjährig­en Jahresanfa­ngsumfrage des Bayerische­n Rundfunks klar vor Konkurrent­in Aigner lag.

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Ihre Nummer eins im Süden.
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FOTO: DANIEL KARMANN Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder (links) und Ministerpr­äsident Horst Seehofer beim CSU-Bezirkspar­teitag in Nürnberg. Söder gilt als heißer Kandidat für die Seehofer-Nachfolge.

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