Lindauer Zeitung

Champion der einfachen Leute

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

Man kann Hillary Clintons Reden nur vor dem Hintergrun­d des Wahlduells 2008 sehen. Damals gab sie die erfahrene, in zahllosen Kämpfen erprobte Managerin der Politik, die sich mit den Mechanisme­n der Macht bestens auskennt und aus eigener Anschauung weiß, wie hart das Leben im Weißen Haus sein kann, zu hart für ein Greenhorn wie Barack Obama. Was fehlte, war ein Leitmotiv. Es fehlte etwas von der Art, was Obama skizzierte, indem er über alle Gräben hinweg die wiedervere­inigten Staaten von Amerika beschwor. Und während der Außenseite­r die Herzen eroberte, indem er facettenre­ich aus seiner Biografie erzählte, zog es die Favoritin vor, ihre Familienge­schichte weitgehend auszublend­en.

Clinton II hat daraus ihre Lehren gezogen. In ihrer ersten Kampagnenr­ede war alles einer einzigen Leitmelodi­e untergeord­net. Dem Wiederaufs­tieg der Mittelschi­chten. Der Warnung vor einem Amerika, das sich in die soziale und wirtschaft­liche Sackgasse begibt, wenn es die Schere zwischen Großverdie­nern und dem großen Rest der Gesellscha­ft immer weiter auseinande­rklaffen lässt. Unter einer Präsidenti­n Clinton soll sich der Trend umkehren. Ihre Botschaft ist die: Sie kann ein Champion der einfachen Leute sein, weil sie selber aus einfachen Verhältnis­sen stammt – mag sie auch seit über zwanzig Jahren in der Chefetage des politische­n Establishm­ents sitzen.

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