Champion der einfachen Leute
Man kann Hillary Clintons Reden nur vor dem Hintergrund des Wahlduells 2008 sehen. Damals gab sie die erfahrene, in zahllosen Kämpfen erprobte Managerin der Politik, die sich mit den Mechanismen der Macht bestens auskennt und aus eigener Anschauung weiß, wie hart das Leben im Weißen Haus sein kann, zu hart für ein Greenhorn wie Barack Obama. Was fehlte, war ein Leitmotiv. Es fehlte etwas von der Art, was Obama skizzierte, indem er über alle Gräben hinweg die wiedervereinigten Staaten von Amerika beschwor. Und während der Außenseiter die Herzen eroberte, indem er facettenreich aus seiner Biografie erzählte, zog es die Favoritin vor, ihre Familiengeschichte weitgehend auszublenden.
Clinton II hat daraus ihre Lehren gezogen. In ihrer ersten Kampagnenrede war alles einer einzigen Leitmelodie untergeordnet. Dem Wiederaufstieg der Mittelschichten. Der Warnung vor einem Amerika, das sich in die soziale und wirtschaftliche Sackgasse begibt, wenn es die Schere zwischen Großverdienern und dem großen Rest der Gesellschaft immer weiter auseinanderklaffen lässt. Unter einer Präsidentin Clinton soll sich der Trend umkehren. Ihre Botschaft ist die: Sie kann ein Champion der einfachen Leute sein, weil sie selber aus einfachen Verhältnissen stammt – mag sie auch seit über zwanzig Jahren in der Chefetage des politischen Establishments sitzen.