„Die Industrie hat längst resigniert“
BERLIN (her) - Vor der Regierungskonferenz zu Elektromobilität warnt Professor Ferdinand Dudenhöffer (Foto: dpa) , Automobilexperte und Direktor des Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen, vor einem „teuren Strohfeuer“.
Bisher sind 25 000 Elektroautos in Deutschland zugelassen. Die Bundesregierung hatte eine Million E-Autos bis 2020 zum Ziel. Lässt sich das noch erreichen?
Die Bundesregierung ist beim Thema Elektromobilität kläglich gescheitert. Die Klimakanzlerin hat sich nicht um dieses Zukunftsthema gekümmert. Die Industrie hat längst resigniert. Der Gipfel ist eine reine Alibi-Veranstaltung. Hier wird eine große Chance vertan für die Zukunft der Auto- und Energieindustrie in Deutschland. Die E-Autos werden künftig in China und USA entwickelt, gebaut und gefahren. Die Kanzlerin ist mit großen Worten angetreten und hat nichts gemacht. Vor sieben Jahren hat die Kanzlerin das Ziel von einer Million Elektroautos gesteckt. Heute sind wir kaum einen Schritt weiter.
Hat die Automobilindustrie nicht auch zu wenig getan?
Nein. Die Verantwortung liegt bei der Politik. Die Automobilindustrie hat Milliarden in die Entwicklung gesteckt. Konzerne wie BMW haben ein eigenes Werk dafür errichtet. Sie bauen inzwischen Elektroautos, aber in Zukunft vor allem in China und in den USA. Elektromobilität hat hier zu wenig politische Unterstützung.
Sind steuerliche Sonderabschreibungsmöglichkeiten für Elektroautos als Dienstwagen sinnvoll?
Dieses Programm geht an 95 Prozent der deutschen Autofahrer vorbei. Das wird ein teures Strohfeuer für Besserverdienende. Wir brauchen ein umfassendes Programm. Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos mit nur 3000 Säulen ist erbärmlich. Der Spritpreis sollte für drei Jahre um einen Cent pro Liter erhöht werden. Das würde zwei Milliarden Euro einbringen. Damit könnten Prämien von 5000 Euro für den Kauf eines Elektroautos finanziert, 80 000 Ladestationen in den 60 größten Städten gebaut und durch Car-Sharing mit Elektroautos Verbrauchern die Technik näher gebracht werden.