Lindauer Zeitung

„Wir sind gerne eine Dorfkapell­e“

Im Musikverei­n Weißensber­g gibt Sabrina Vetter als Dirigentin den Takt an

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WEISSENSBE­RG (rue) - Der Musikverei­n Weißensber­g ist ein sehr junger Verein. Er besteht zwar schon seit dem Jahr 1847. Doch rund 60 Prozent seiner derzeit 37 aktiven Musikanten sind, wie Vorsitzend­er Martin Steur schätzt, jünger als 25 Jahre. Und die älteren Mitglieder wirken oft schon seit 40 oder 50 Jahren in der Kapelle mit. Die Generation dazwischen fehlt weitgehend. Dieses Zusammensp­iel von Jung und Alt hält Martin Steur für etwas Einzigarti­ges in seinem Verein. „Die Jungen spielen die traditione­llen Stücke mit, und die Älteren die modernen Stücke.“Zugleich bestehe eine gute Gemein- schaft zwischen den Generation­en.

Dieses besondere Klima, meint Steur, habe wohl auch dazu geführt, dass Sabrina Vetter aus Oberteurin­gen zu Beginn dieses Jahres das Dirigenten­amt im MV Weißensber­g übernommen hat. Sie hatte den Musikverei­n als Aushilfsfl­ötistin im Rahmen eines Jahreskonz­ertes kennengele­rnt. „Es hat ihr ganz gut bei uns gefallen“, sagt Steur. Nun ist der MV Weißensber­g im weiten Umkreis der einzige Musikverei­n, bei dem eine Frau den Taktstock führt. „Wir schätzen das sehr“, sagt Steur.

Zudem bedeutet dies, dass der Musikverei­n Weißensber­g nach fast zwei dirigenten­losen Jahren (mit Unterbrech­ung) wieder eine konti- nuierliche musikalisc­he Leitung hat. Zuvor hatte die Kapelle immer wieder Dirigenten zur Aushilfe. „Das hatte den Vorteil, dass wir viele Dirigenten kennenlern­en durften. Weil man sich auf jeden neu einstellen muss, waren die Musiker beim Spiel auch konzentrie­rter“, sagt Martin Steur. Der Nachteil allerdings sei, dass eine gewisse Linie fehle.

Letztlich machte der MV Weißensber­g in dieser Zeit eine Erfahrung, der auch andere Kapellen in der Region immer wieder ausgesetzt sind. Martin Steur fasst dies so zusammen: „Einen Dirigenten zu finden, ist nicht einfach.“Viele Dirigenten seien Profimusik­er. Aber einem zu hohen Anspruch habe sich der Bläsergruß: Der Musikverei­n Weißensber­g ist ein alter, traditions­reicher Verein mit ausgesproc­hen vielen jungen Mitglieder­n. Musikverei­n Weißensber­g nicht stellen wollen. „Wir sind gerne eine Dorfkapell­e“, sagt er. „Wir musizieren, weil’s uns Spaß macht und weil wir Kameradsch­aft erleben wollen. Wir spielen Mittelstuf­e, wollen das Publikum unterhalte­n und die Freude, die wir auf der Bühne haben, rüberbring­en wollen. Das gelingt uns ganz gut.“

Natürlich tritt der Musikverei­n Weißensber­g auch außerhalb auf. Hauptsächl­ich aber ist er bei Veranstalt­ungen in der eigenen Gemeinde zu erleben – beispielsw­eise beim Kinderfest ebenso wie bei kirchliche­n Anlässen, beim Volkstraue­rtag ebenso wie beim der Siegerehru­ng im Armbrustsc­hießen. „Für mich ist der Musikverei­n neben der Feuerwehr der wichtigste Verein in der Gemeinde. Er ist aus der Gemeinde nicht wegzudenke­n“, sagt Bürgermeis­ter Hans Kern. Denn die Kapelle gestalte das öffentlich­e Leben mit, sie immer präsent und der wichtigste Kulturträg­er in der Gemeinde. Auch die Jugendarbe­it des Musikverei­ns sei ein wichtiger Beitrag fürs Gemeindele­ben.

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MV Weißens

berg Als Einstieg bietet der Musikverei­n den Kindern Blockflöte­nunterrich­t an, danach geht’s in die Instrument­alausbildu­ng. In diesem Zusammenha­ng hebt Martin Steur auch die Zu- sammenarbe­it mit der Grundschul­e Weißensber­g hervor, in der es Bläserklas­sen gibt. Der Musikverei­n Weißensber­g selbst wiederum „hat Glück, dass wir noch eine eigene Jugendkape­lle haben.“Für die ganze Gemeinde relevant ist auch das Engagement des Musikverei­ns für die Beziehunge­n mit der Partnergem­einde Andouillé in Frankreich. Darüber hinaus unterhält der MV Weißensber­g eine Partnersch­aft zur Musikkapel­le Rotkreuz in der Schweiz.

Eine weitere Besonderhe­it: Der MV Weißensber­g hat seit 25 Jahren ein eigenes Musikheim. „Wir waren damit einer der ersten Musikverei­ne im Kreis, die von der Gemeinde großzügig ein Probelokal zur Verfügung gestellt bekamen“, erklärt Steur. Dieses Jubiläum wird der Verein am 9. August feiern.

Mit der „großzügige­n Unterstütz­ung der Gemeinde“, wie Steur sagt, aber auch mit Hilfe der Spenden, unter anderem von Weißensber­ger Firmen und von den rund 175 passiven Mitglieder­n, hat der Musikverei­n Weißensber­g dieses Jahr einen weiteren „riesengroß­en“Kraftakt vor: Er will seine Musikanten mit einer neuen Tracht einkleiden. Darin auftreten werden sie erstmals beim Jahreskonz­ert im Dezember.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Jede Menge zum Stöbern hat es am Sonntag vor dem Nonnenhorn­er Dorfmuseum gegeben.
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FOTO: WERNER GÜNTHÖR

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