Der Tiger springt neben der Kapuzinerkresse
Skulpturentreffen im Paulinengarten beim Graf-Zeppelin-Haus
FRIEDRICHSHAFEN - Für drei Monate ist es im Paulinengarten neben dem Graf-Zeppelin-Haus lebendig geworden, denn dort ist „grobe Technik im 21. Jahrhundert“eingezogen – so nennt sich das von Uwe Petrowitz organisierte Internationale Skulpturentreffen mit Arbeiten von zwölf Künstlern.
Am weitesten her kommen die Berliner Künstler Peter Lindenberg und Latifa Sayadi. Leicht wiegen sich Lindenbergs elf grüne Kapuzinerkresse-Stängel im Wind – dreimal mannshoch sind sie und doch von graziler Poesie. Ein Meisterwerk der Balance nannte die Laudatorin Sayadis geknickte Skulptur, die in Schräglage auf einer einzigen Stütze steht. Balance war auch bei anderen Werken gefragt, die aus Stahl, Schrott oder Holz entstanden sind. Archaische Formen lieben der Radolfzeller Bildhauer Alexander Weinmann, der Wächtergestalten ausstellt, und Reiner Anwander aus Hosskirch, der seine Holzskulptur aus einem Fachwerkbalken gearbeitet hat. Mit der Kettensäge hat auch Gesine Smaglinski aus Überlingen ihre Skulptur geschaffen, die sich nach oben und unten öffnet. Eigenwillig ist die rostüberzogene Skulptur des Schweizers Marc Moser, die eine schwere Decke auf vier dünnen Stäben über dem Sockel schwe- ben lässt. Weit greift die Skulptur des Ravensburger Bildhauers Markus Meyer in den Raum: Rostige T-Träger, verkantet und zusammengeschweißt, werden zum Zeichen einer neuen Freiheit, in die Freiheit entlässt auch Carol Lambarts Stahlskulptur.
Wer nun müde geworden ist, kann sich an Cornelius Hackenbrachts „Quell-Fluss“niederlassen: massive Steinquader laufen fächerförmig auf eine gerundete steinerne „Quelle“zu. Vergnüglich ist dann der Besuch bei den aus Schrott „gezeichneten“Pferdchen des Heiligenberger Künstlers Hans Aberham, das Spiel mit dem verdrehbaren „Nasen-Kubus“von René Geier aus Lindau sowie der springende Tiger mit dem stählernen Leib und dem Streifenmuster von Mirko Siakkou-Flodin aus Zussdorf.