Blatters Freunde sondieren die Lage
Der Fifa-Chef soll angeblich Möglichkeiten für einen Rücktritt vom Rücktritt prüfen
KÖLN (SID) - Dreister Testballon oder totaler Realitätsverlust? FifaBoss Joseph S. Blatter soll Medienberichten zufolge allen Ernstes Möglichkeiten für einen Rücktritt von seinem angekündigten Rücktritt prüfen. Laut Angaben der Zeitung „Schweiz am Sonntag“haben dem schwer in Bedrängnis geratenen Chef des Fußball-Weltverbandes treue Verbündete aus Afrika und Asien für den Kampf um sein fast schon verlorenes Amt Unterstützung zugesichert.
„Es ist schwer, jemanden zu finden, der ebenbürtig ist. Blatter hat eine faire Chance. Es kommt nun darauf an, wie er sich in den nächsten Monaten verhält“, sagte Blatters persönlicher Honorar-PR-Berater Klaus J. Stöhlker der Zeitung: „Blatter hat den Verband zu einem globalen, sehr erfolgreichen Konzern aufgebaut – und er ist ein Spitzendiplomat.“Au- ßerdem, fügte der in Ludwigshafen geborene Medienexperte mit deutschem und schweizerischem Pass hinzu, sei Blatter der „gewählte Präsident“.
Domenico Scala, Vorsitzender der Compliance-Kommission des Fußball-Weltverbands Fifa, machte dagegen in einem Statement klar, dass „für mich die Reformen das zentrale Thema sind. Deshalb halte ich es für unverzichtbar, wie angekündigt den eingeleiteten Prozess des Präsidenten-Wechsels umzusetzen.“
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) unterstrich nochmals die Forderung seines Präsidenten Wolfgang Niersbach nach Blatters schnellstmöglichem Abgang. Die Medienberichte „bestärken uns in unserer klaren Haltung: Der von Blatter selbst angekündigte Rücktritt muss jetzt so schnell wie möglich formal vollzogen werden“, erklärte DFB-Medien- direktor Ralf Köttker. Für die AntiKorruptions-Expertin Sylvia Schenk (Frankfurt) erscheint eine Rolle rückwärts des umstrittenen FifaBosses undenkbar: „Nach dem, was er da vorgeführt hat, kann er nicht weitermachen“, sagte die Leiterin der Arbeitsgruppe Sport von Transparency International: „Das würden auch die Sponsoren und sonst niemand anderes mitmachen. Das weiß Blatter auch.“
Derweil hat die US-Bundespolizei FBI ihre Untersuchungen ausgeweitet. Unbestätigten Angaben des „Wall Street Journal“zufolge ist der US-Sportartikelriese Nike konkreter ins Visier der Fahnder geraten. Hintergrund ist eine bereits bekannte Sonderzahlung des Konzerns von mehr als 36 Millionen Euro im Zusammenhang mit seinem Ausrüstervertrag für Brasiliens Nationalmannschaft.