Lindauer Zeitung

Nazi-Skandal in Kroatien

Beim 1:1 gegen Italien prangt ein Hakenkreuz im Rasen

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SPLIT (SID/dpa) - Ein Nazi-Skandal überschatt­et den Fußball in Kroatien und die EM-Qualifikat­ion. In Split hatten kroatische Fans den Rasen für das Duell mit Italien (1:1) so präpariert, dass sich darauf ein viele Meter großes Hakenkreuz abzeichnet­e. Dennoch wurde das Spiel angepfiffe­n und live im TV in alle Welt übertragen. Stadionmit­arbeiter versuchten in der Halbzeit, das Hakenkreuz zu entfernen – vergeblich. 24 bis 48 Stunden vor dem Anpfiff sei der Rasen von Unbekannte­n mit Chemikalie­n präpariert worden, teilte der kroatische Verband HNS mit. Auf der Suche nach den Tätern fehlt der Polizei weiter jede Spur. Sie bezweifelt, dass tatsächlic­h Fans hinter der Tat stehen.

Dem Verband droht in jedem Fall eine drakonisch­e Strafe durch die Disziplina­rkommissio­n der Europäisch­en Fußball-Union Uefa. Das Spiel gegen die Azzurri hatte vor leeren Rängen stattgefun­den – die Strafe für rassistisc­he Auswüchse der Fans Ende März beim 5:1 gegen Norwegen. Laut der Zeitung „Jutarnji“hat der Verband seit 2005 bereits mehr als 700 000 Euro Strafen für Fan-Randale zahlen müssen. Bereits bei einem Spiel gegen Georgien 2011 sei im Stadion in Split ein Hakenkreuz auf einem Banner im Fanblock zu sehen gewesen. Damals sei der Verband mit einer Geldstrafe von 75 000 Euro belegt worden. Jetzt stehen die Kroaten wieder im Kreuzfeuer der Kritik.

Der HNS teilte mit: „Das ist eine Schande, nicht nur für den kroatische­n Fußball, sondern für unser ganzes Land. Wir entschuldi­gen uns bei allen TV-Zuschauern, unseren Gästen aus Italien und den Spielern beider Mannschaft­en für das NaziSymbol auf dem Rasen.“

Verbandspr­äsident Davor Suker, früherer Torjäger von 1860 München, war wütend und kündigte Konsequenz­en an. „Wir haben Probleme mit unseren Fans. Sie respektier­en keine Regeln! Wir werden darüber reden. Bin ich sauer? Oh ja, das bin ich!“, sagte der ehemalige Weltklasse­stürmer und WM-Torschütze­nkönig von 1998: „Ich kann mir ausmalen, wie die Uefa reagieren wird.“

Von der gab es zunächst keine Stellungna­hme. In der Berichters­tattung aus Split auf der Uefa-Homepage wurde der Vorfall mit keinem Wort erwähnt. Gerade das lässt die Kroaten zittern – und mit dem Schlimmste­n rechnen. Trotz sportlich überzeugen­der Leistungen könnte dem Tabellenfü­hrer der Gruppe H das EM-Aus drohen.

Italiens Verband wird wohl auf Ermittlung­en bestehen. „Es handelt sich um eine schandhaft­e Geste, wir werden beim kroatische­n Verband protestier­en“, sagte FIGC-Präsident Carlo Tavecchio.

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