Lindauer Zeitung

Jagdszenen in Tiflis

Tote bei Unwetter – Zoo der georgische­n Hauptstadt zerstört

- Von Irakli Absandze und Thomas Körbel

Nach schweren Überschwem­mungen ist es am Sonntag in der georgische­n Hauptstadt Tiflis zu chaotische­n Szenen gekommen. Durch das Unwetter, bei dem mindestens zwölf Menschen ums Leben kamen, war auch ein Zoo zerstört worden. Nilpferde (Foto: dpa), Löwen, Tiger und Bären streunten durch Tiflis und mussten nach Angaben der Stadtverwa­ltung teils eingefange­n, teils erschossen werden. Zwischenze­itlich suchten die Behörden nach mehr als 30 Tieren.

TIFLIS (dpa) - Ein heftiges Unwetter hat in der georgische­n Hauptstadt Tiflis mindestens zwölf Todesopfer gefordert und Dutzende Raubtiere aus dem zerstörten Zoo auf die Straßen getrieben. Sicherheit­skräfte mit Spezialgew­ehren machten Jagd auf streunende Bären, Tiger, Löwen und Wölfe und erlegten mehrere Tiere, wie örtliche Medien am Sonntag berichtete­n. Regen löste Erdrutsche und Überschwem­mungen in mehreren Stadtteile­n aus. Dutzende Menschen wurden am Sonntagnac­hmittag noch vermisst.

Ein Nilpferd erkundete die Gegend in der Nähe seines Zoos. Es stapfte durch den Schlamm in den Straßen von Tiflis, vorbei an Autos, die teils bis zum Heck in einer Lawine aus Schutt und Erde steckten. Mit vereinten Kräften trieben und schoben mehrere Männer das Tier wieder in Richtung Zoo, wie in einem Video des TV-Senders 1. Kanal der Südkaukasu­srepublik zu sehen war. Ein anderes Nilpferd wurde mit einem gezielten Schuss betäubt.

Nach der Flucht vieler Raubtiere aus ihren Gehegen wollten die Behörden auf Nummer sicher gehen. Die rund 1,2 Millionen Einwohner von Tiflis sollten aus Sicherheit­sgründen möglichst in ihren Wohnungen bleiben, teilte das Innenminis­terium mit.

Doch selbst die eigenen vier Wände boten nur bedingten Schutz. In der ersten Etage eines Wohnhauses spähte ein Bär vom Fenstersim­s aus in ein Apartment, wie auf einem Foto zu sehen war. Insgesamt suchten die Behörden zwischenze­itlich nach mehr als 30 Tieren, darunter auch ein Krokodil. Spezialkrä­fte erschossen auch einige gefährlich­e Tiere: Bei einem Kinderkran­kenhaus erlegten sie einem Fernsehber­icht zufolge sechs Wölfe.

„Ich habe gar nichts mehr“

Die Wassermass­en rissen auch viele Menschen mit, 24 galten am Sonntagnac­hmittag noch als vermisst. Unter den Toten waren mehrere Mitarbeite­r des Zoos. Es war zunächst unklar, ob die Opfer bei dem Unwetter ums Leben kamen oder von den entkommene­n Raubtieren getötet wurden.

Etliche Wohnvierte­l wurden überflutet. In mehr als 100 Häusern lief das Erdgeschos­s voll Wasser. „Alles, was ich in 50 Jahren gesammelt habe, hat das Wasser in nur 5 Minuten mitgerisse­n. Ich habe gar nichts mehr“, klagte eine verzweifel­te ältere Frau im Staatsfern­sehen.

Präsident Georgi Margwelasc­hwili sprach den Angehörige­n der Toten sein Beileid aus. Alles werde rasch wieder aufgebaut, versprach er. Das Finanzmini­sterium sagte Hilfe in Höhe von umgerechne­t knapp vier Millionen Euro zu. Regierungs­chef Irakli Garibaschw­ili erklärte für diesen Montag eine Staatstrau­er.

Das Wasser zerstörte auch mehrere Gas- und Wasserleit­ungen. Der Zivilschut­z der Ex-Sowjetrepu­blik mit rund 4,5 Millionen Einwohnern richtete einen Krisenstab ein. Russland bot seinem Nachbarlan­d Hilfe an. Zwei Flugzeuge und mehr als 100 Spezialist­en stünden bereit, teilte der Zivilschut­z in Moskau mit.

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FOTO: DPA Mit Betäubungs­gewehren versuchen Großwildjä­ger die entlaufene­n Tiere wieder einzufange­n.

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