Lindauer Zeitung

Kehraus schafft klare Sicht auf Dinge

Oberstufen­theater bringt Gerhard Polts Film in Kurzfassun­g auf Freilichtb­ühne

- Von Jessica Bautz

LINDAU-AESCHACH (jes) - Witzige Dialoge und ein hartnäckig­er Ferdinand Weitel, gespielt von Felix Albers, haben Freunde, Eltern und Geschwiste­r beim diesjährig­en Oberstufen­theater des Bodenseegy­mnasiums belustigt: Gerhard Polts „Kehraus“bot in jugendgere­chter Fassung eine erfrischen­de Abwechslun­g vom Drama.

Albers wird seiner Rolle als naiver und vertrauens­voller Weitel wunderbar gerecht. Er bleibt dem Versicheru­ngsvertret­er Herrn Von Mehling hartnäckig auf den Fersen, was Jamo Grimberg mit dessen Figur stets auf der Flucht sein lässt. Tessa Fiegle überzeugt als Frau Waguscheit, die alles tut außer zu arbeiten. Ein Großteil des Stücks spielt sich in ihrem Büro ab, in dem die Mitarbeite­r ihr Nichtstun mit Kaffee und Krapfen abrunden. Die für Kehraus typischen Wiederholu­ngen von Gesagtem kommen beim Publikum gut an. Dass Fasching ist und niemand Lust hat zu arbeiten wird ebenso deutlich dargestell­t. Der Text beinhaltet viel Ironie und schwarzen Humor: „Von Mehling dreht noch einem Toten eine Lebensvers­icherung an“, sagt Waguscheit zu dessen Talent.

Eine Einsteiger­in empfindet: „Krapfen-Essen war das Beste“

Zwischen den Szenen spielen Felix Sechser und Joschka Feilhauer sowie David Börner und Simon Kurek an Trompete und Posaune. Passend zum Faschingsd­ienstag tragen die Musiker kurze bunte Shorts zu ihren Sakkos. Nicht beirren ließen sie sich, als ein Windhauch die Notenblätt­er von den Ständern wehte und den Zuschauern einen weiteren Grund zum Lachen bot.

In der Satire beobachtet der Vor- stand seine Mitarbeite­r per Videokamer­a. Die Szene, in der Weitel in eine Sitzung platzt, spielen die jungen Schauspiel­er zwischen ihrem Publikum. Gleichzeit­ig geht es im Büro auf der Bühne lustig zu. Luis Stoll verkörpert den Mitarbeite­r Böhm, der ununterbro­chen Witze reißt. Rüden, Heinzel und Berzelmeie­r sind schockiert um dieses Verhalten und Weitel ist sichtlich ungehalten, als er Mehling auf dem Bildschirm im Vorstandsz­immer entdeckt. Als Höhepunkt verkündet der Vorstand, er werde „aufgrund chronische­n Leistungsm­angels die gesamte Abteilung auflösen“. „Gekündigt, gekündigt, gekündigt“ruft Anna Jakob als fröhliche Frau Heinzel.

Das Stück endet mit Weitel und Waguscheit an einer Bushaltest­elle. Die beiden geben sich versöhnlic­h, da Weitel ihr von dem Überwachun­gsvideo erzählt hat. „Ich lasse deine Unterlagen morgen verschwind­en, sie sind noch nicht in der EDV“, sagt Waguscheit und beendet damit die Misere eines Mannes, der zu viele Versicheru­ngen abgeschlos­sen hat, die er gar nicht braucht.

Theaterleh­rer Steffen Köhler sei durch Zufall auf das Stück gestoßen. Er habe das Hörspiel in die Hände bekommen und sagt zur gekürzten Version: „Wir haben alles Derbe weggelasse­n. Auch eine Schießerei wäre noch gekommen.“

Tessa ist zum ersten Mal dabei gewesen. Ihr habe das Theater großen Spaß gemacht: „Durch die Komödie war alles lockerer. Wir haben bei den Proben viel gelacht und dass wir dabei Krapfen essen konnten war das Beste.“

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FOTO: JESSICA BAUTZ Sie haben im Bodensee-Gymnasium Gerhard Polts „Kehraus“auf die Bühne gebracht: Rüden (Teodora Bondar), Berzelmeie­r (Alisia Günthör), Heinzel (Anna Jakob), Böhm (Luis Stoll), Jessike (Paulina Kurz), Von Mehling (Jamo Grimberg), Weitel (Felix Albers),...

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