Kehraus schafft klare Sicht auf Dinge
Oberstufentheater bringt Gerhard Polts Film in Kurzfassung auf Freilichtbühne
LINDAU-AESCHACH (jes) - Witzige Dialoge und ein hartnäckiger Ferdinand Weitel, gespielt von Felix Albers, haben Freunde, Eltern und Geschwister beim diesjährigen Oberstufentheater des Bodenseegymnasiums belustigt: Gerhard Polts „Kehraus“bot in jugendgerechter Fassung eine erfrischende Abwechslung vom Drama.
Albers wird seiner Rolle als naiver und vertrauensvoller Weitel wunderbar gerecht. Er bleibt dem Versicherungsvertreter Herrn Von Mehling hartnäckig auf den Fersen, was Jamo Grimberg mit dessen Figur stets auf der Flucht sein lässt. Tessa Fiegle überzeugt als Frau Waguscheit, die alles tut außer zu arbeiten. Ein Großteil des Stücks spielt sich in ihrem Büro ab, in dem die Mitarbeiter ihr Nichtstun mit Kaffee und Krapfen abrunden. Die für Kehraus typischen Wiederholungen von Gesagtem kommen beim Publikum gut an. Dass Fasching ist und niemand Lust hat zu arbeiten wird ebenso deutlich dargestellt. Der Text beinhaltet viel Ironie und schwarzen Humor: „Von Mehling dreht noch einem Toten eine Lebensversicherung an“, sagt Waguscheit zu dessen Talent.
Eine Einsteigerin empfindet: „Krapfen-Essen war das Beste“
Zwischen den Szenen spielen Felix Sechser und Joschka Feilhauer sowie David Börner und Simon Kurek an Trompete und Posaune. Passend zum Faschingsdienstag tragen die Musiker kurze bunte Shorts zu ihren Sakkos. Nicht beirren ließen sie sich, als ein Windhauch die Notenblätter von den Ständern wehte und den Zuschauern einen weiteren Grund zum Lachen bot.
In der Satire beobachtet der Vor- stand seine Mitarbeiter per Videokamera. Die Szene, in der Weitel in eine Sitzung platzt, spielen die jungen Schauspieler zwischen ihrem Publikum. Gleichzeitig geht es im Büro auf der Bühne lustig zu. Luis Stoll verkörpert den Mitarbeiter Böhm, der ununterbrochen Witze reißt. Rüden, Heinzel und Berzelmeier sind schockiert um dieses Verhalten und Weitel ist sichtlich ungehalten, als er Mehling auf dem Bildschirm im Vorstandszimmer entdeckt. Als Höhepunkt verkündet der Vorstand, er werde „aufgrund chronischen Leistungsmangels die gesamte Abteilung auflösen“. „Gekündigt, gekündigt, gekündigt“ruft Anna Jakob als fröhliche Frau Heinzel.
Das Stück endet mit Weitel und Waguscheit an einer Bushaltestelle. Die beiden geben sich versöhnlich, da Weitel ihr von dem Überwachungsvideo erzählt hat. „Ich lasse deine Unterlagen morgen verschwinden, sie sind noch nicht in der EDV“, sagt Waguscheit und beendet damit die Misere eines Mannes, der zu viele Versicherungen abgeschlossen hat, die er gar nicht braucht.
Theaterlehrer Steffen Köhler sei durch Zufall auf das Stück gestoßen. Er habe das Hörspiel in die Hände bekommen und sagt zur gekürzten Version: „Wir haben alles Derbe weggelassen. Auch eine Schießerei wäre noch gekommen.“
Tessa ist zum ersten Mal dabei gewesen. Ihr habe das Theater großen Spaß gemacht: „Durch die Komödie war alles lockerer. Wir haben bei den Proben viel gelacht und dass wir dabei Krapfen essen konnten war das Beste.“