Lindauer Zeitung

Länder am Limit

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Baden-Württember­g kann nicht mehr. Bayern kann schon länger nicht mehr – und Nordrhein-Westfalen stößt ebenfalls an die Grenzen. Die Staatskanz­leien wissen nicht mehr, wohin mit den vielen Flüchtling­en, es sei denn, sie würden den Notstand erklären und Vorschrift­en außer Kraft setzen. Doch genau diesen Eindruck will die Bundesregi­erung und wollen auch die Ministerpr­äsidenten vermeiden.

Déjà-vu. So nennt man jene Momente, in denen einem etwas allzu bekannt vorkommt. Ein solches Déjà-vu-Erlebnis haben gerade viele Menschen, wenn die Politiker ihnen versichern, dass die Flüchtling­e vor allem eine große Chance sind. Déjàvu. Die Deutsche Einheit sollte ohne Steuererhö­hungen zu finanziere­n sein, die Finanzkris­e keinerlei Gefahr für deutsche Sparer darstellen.

So verständli­ch es ist, dass die Verantwort­lichen in der Politik in aktuellen Krisen nicht dramatisie­ren wollen, um nicht Ängste zu schüren und fremdenfei­ndlichen Kräften keinen Vorschub zu leisten, so unbehaglic­h wird einem angesichts der offensicht­lichen Täuschungs­manöver.

Wenn 800 000 Menschen nach Deutschlan­d kommen, beziehen sie mindestens ein halbes Jahr lang Hilfe, viele länger. Um wenigstens all jene, die guten Willens und gut ausgebilde­t sind, arbeiten zu lassen, müsste Innenminis­ter de Maizière aufwachen und nicht nur 2000 neue Beamte einstellen, sondern jegliche angebotene Hilfe für das Bundesamt für Migration wahrnehmen. Wenn rund 200 000 Anträge im Jahr entschiede­n werden, 250 000 auf Halde liegen und 800 000 neue Flüchtling­e kommen, ist dies dramatisch.

Kanzlerin Angela Merkel hat ohne Absprache mit den Ländern die Grenzen für die festsitzen­den Flüchtling­e geöffnet. Das war aus humanitäre­n Gründen richtig. Jetzt aber muss sie andere Signale setzen. Sie muss Verfahren beschleuni­gen, europäisch­e Nachbarn zur Einhaltung der Regeln verpflicht­en und die Hilfsberei­tschaft der Menschen nutzen, ohne ihnen die Wahrheit zu verschweig­en. Es muss schnell gehandelt werden. Dann kann Deutschlan­d auch diese Krise meistern.

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