Lindauer Zeitung

Verblüffen­de Technik

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Was Telefonier­en angeht, lebe ich in der Steinzeit. Sagen meine Freunde. Weil ich das Telefon zum Telefonier­en benutze. Wenn meine Freunde wissen wollen, wie das Wetter ist, schauen sie auf das Smartphone. Ich schaue in den Himmel. Wenn meine Freunde von jemandem etwas wissen wollen, schreiben sie ihm via Smartphone. Der Antwort ist meist eine Gegenfrage angefügt. Der Antwort auf die Gegenfrage schließt sich eine weitere Frage an (...). So ein Dialog dauert oft lange. Wenn ich von jemandem was wissen will, rufe ich ihn an. So ein Te- lefonat dauert etwa eine Minute. Für Smartphone­besitzer viel zu kurz und irgendwie auch Zeitversch­wendung.

Mein Umfeld hält mich für merkwürdig. Deshalb habe ich einer Freundin ein gebrauchte­s Smartphone abgekauft. In der Anleitung stehen verblüffen­de Dinge wie: „Führen Sie keine anstrengen­den und aufwühlend­en Gespräche.“Wie? Mit einem Smartphone darf ich meine Partnerin nicht anrufen? Woanders steht: „Rufen Sie nur Personen an, die Sie auch wirklich anrufen wollen.“Schade, weil ich nachts gerne wildfremde Menschen anrufe, um zu fragen, ob sie schon schlafen. Diese Gespräche dauern sogar weniger als eine Minute. Und dann: „Das Smartphone eignet sich ausgezeich­net dafür, Sie und Ihre Familie in gefährlich­en Situatione­n zu schützen.“Wir werden überfallen, der Räuber hält mir die Knarre an den Kopf – und ich zücke mein Smartphone. So ein Ding kann doch viel mehr, als ich dachte. Trotzdem benutze ich nun wieder mein altes Handy. Weil nirgends steht, wie man mit einem Smartphone telefonier­t. (dg) Das Schweizer Taschen-Smartphone.

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FOTOMONTAG­E: COLOURBOX, JOHANNA SCHULZ

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