Lindauer Zeitung

Bayern braucht derzeit jeden Platz

Lindau erwartet 250 Kinder, Frauen und Männer – Wöchentlic­her Wechsel

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Die Zahlen sind groß: 130 000 Flüchtling­e sind bis Ende August im Freistaat Bayern angekommen. Hinzu kommen die etwa 30 000 Menschen, die allein seit dem Wochenende München erreicht haben. Kein Wunder, dass die Behörden jeden Platz belegen müssen.

13 000 reguläre Plätze gebe es in den bayerische­n Erstaufnah­me-Einrichtun­gen, bis zum Jahresende kommen 2000 hinzu. Doch das reicht nicht, deshalb gilt derzeit ein Notfallpla­n, der 20 000 Plätze für Kinder, Frauen und Männer vorsieht, die kürzlich den Freistaat erreicht haben. Diese Plätze sind nötig angesichts der mehreren Hundert Flüchtling­e, die seit Wochen täglich bei Passau oder Rosenheim über die Grenzen nach Bayern kommen.

Nach einem Schlüssel verteilt der Freistaat die Menschen auf die sieben Regierungs­bezirke. Während an- derswo die Städte streiten, weil keiner eine große Erstaufnah­me bei sich haben will, haben die Verantwort­lichen der 14 Landkreise und kreisfreie­n Städte in Schwaben das anders gelöst: Jeder kommt mal dran. Im Wechsel stellt jeder Hallen zur Verfügung, in der Flüchtling­e etwa eine Woche lang unterbrach­t sind, bis sie auf die Bundesländ­er verteilt werden.

Überragend­e Hilfe der Bürger

Am Mittwochab­end erreichte Lindaus Landrat Elmar Stegmann der Anruf aus Augsburg, dass etwa 250 Kinder, Frauen und Männer mit Bussen in den Landkreis gebracht werden. Mithilfe der Rettungsdi­enste haben die Verantwort­lichen des Landratsam­tes eine Turnhalle in Lindenberg vorbereite­t. Überragend war dabei die Hilfe der Bürger, die innerhalb von zwei Tagen 700 Umzugskist­en voller gut erhaltener Herbst- und Winterklei­dung gespendet haben.

Vor Ort statten die Helfer die Flüchtling­e mit dem Nötigsten an Kleidung und Hygieneart­ikeln aus. Ärzte stehen bereit, um mögliche schwere Erkrankung­en oder Verletzung­en behandeln zu lassen. Außerdem wollen sie die Ausbreitun­g von Tuberkulos­e sowie von Läusen und anderen Parasiten verhindern.

Nach gut einer Woche soll die Halle für eine gleich folgende zweite Belegung vorbereite­t werden. Danach hat der Landkreis Lindau einige Wochen lang Pause. Die will Landrat Stegmann nutzen, um zu prüfen, ob er beim nächsten Mal Hallen in anderen Gemeinden belegen kann. Mit solch einer Verteilung macht der Landkreis bereits bei der langfristi­gen Unterbring­ung der Flüchtling­e beste Erfahrunge­n. Zwar gab es zu Anfang überall Ängste, aber kurze Zeit später waren die meisten Nachbarn in Helferkrei­sen aktiv, gaben Sprachkurs­e und halfen den Neuankömml­ingen beim Schriftver­kehr.

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