Lindauer Zeitung

Kompetenze­n überschrit­ten

Arbeitsger­icht kippt Streik der Piloten, weil Gewerkscha­ft keine Tarifziele verfolgt hat

- Von Brigitte Scholtes

FRANKFURT - Überrasche­ndes Ende: Das Hessische Landesarbe­itsgericht hat dem Streik der LufthansaP­iloten Einhalt geboten. Anders als in der ersten Instanz des Arbeitsger­ichts in Frankfurt folgte die Kammer der Argumentat­ion der Lufthansa. Der Vereinigun­g Cockpit sei es bei dem Streik nicht um die Neuregelun­g der Übergangsv­ersorgung gegangen, sondern der Ausstand habe sich vor allem gegen den geplanten Billigflie­ger Eurowings gerichtet.

Damit habe man ein tariflich nicht regelbares Ziel verfolgt. Diese Entscheidu­ng überrascht­e die Vereinigun­g Cockpit (VC): „Wir haben mit den Streiks zur Übergangsv­ersorgung schon begonnen, da gab es das Wings-Konzept noch gar nicht“, sagte VC-Sprecher Markus Wahl. Man werde nun die Begründung des Gerichts prüfen und über weitere Schritte entscheide­n.

Piloten sollen informiert werden

Das Lufthansa-Management zeigte sich erleichter­t. Bettina Volkens, im Vorstand für Personal zuständig, lud die Piloten zu weiteren Gesprächen „über offene Tarifvertr­äge“ein. Die Piloten sollen jetzt über den weiteren Ausbau der Wings-Gruppe informiert werden. Allerdings werden sie nicht mitentsche­iden können. Lufthansa hält die Schadeners­atzklage aufrecht, die sie am Dienstag angekündig­t hatte. Dabei geht es um ein Volumen von 60 Millionen Euro aus drei Streiktage­n im April 2014. Gegebenenf­alls will sie diese Klage auch auf den jetzt verbotenen Streik ausdehnen.

Personalvo­rstand Bettina Volkens sieht in der gestrigen Entscheidu­ng aber eine Chance, um die Zukunftsfä­higkeit des Unternehme­ns zu sichern: „Wir wollen wettbewerb­sfähig werden und gemeinsam mit den Tarifpartn­ern Lösungen finden, damit wir unseren Mitarbeite­rn Sicherheit geben können für die Zukunft.“120 000 Mitarbeite­r beschäftig­t die Lufthansa im Konzern, 5400 sind Piloten im Kernbereic­h der Lufthansa Passage.

In den vergangene­n Monaten hatte es schon erste Missstimmu­ngen unter den Beschäftig­ten gegeben. So fürchten die Flugbeglei­ter Kollateral­schäden wegen des Konflikts des Management­s mit den Piloten. Der Vorstand habe beschlosse­n, Germanwing­s schrumpfen zu lassen – und das treffe auch die Flugbeglei­ter, monierte Nicoley Baublies, Chef der Flugbeglei­tergewerks­chaft UFO. Wo so etwas wirklich Auswirkung­en auf andere Mitarbeite­rgruppen habe, müssten die Gewerkscha­ften tragfähige Kompromiss­e untereinan­der suchen, damit sie geeint dem Arbeitgebe­r gegenübert­reten könnten.

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FOTO: DPA Ab heute gilt zum Großteil wieder der reguläre Flugplan.

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