Tod eines Helden
„Kill the Messenger“– Informative und spannende Politikstunde über Amerikas Drogenkrieg
ill the Messenger“steht im Englischen dafür, den Überbringer einer Nachricht zu töten. Der US-Politthriller mit Jeremy Renner kommt weniger brutal daher, als der Titel andeutet, entfaltet aber eine stille Wucht.
Üblicherweise folgen Verschwörungsthriller einem einfachen Muster: Ein Held entdeckt eine schreckliche Wahrheit, dunkle Mächte wollen verhindern, dass diese Wahrheit ans Licht kommt, der Held setzt sich darüber hinweg. Ende. Bei „Kill the Messenger“wird dieses Ende nach 50 Minuten erreicht. Es folgt eine ebenso spannende Filmstunde darüber, was dem US-Journalist Gary Webb im Jahr 1996 nach der Veröffentlichung seiner wichtigsten Geschichte passierte. Der Film basiert auf tatsächlichen Begebenheiten.
Der Reporter der „San Jose Mercury News“schrieb in seiner Artikelserie „Dark Alliance“über Verbindungen zwischen der CIA und dem Drogenschmuggel der nicaraguanischen Contra-Rebellen in die USA. Seine Thesen wurden von großen US-Medien heftig kritisiert. Webb verlor seinen Job, im Dezember 2004 wurde er erschossen in seinem Haus aufgefunden. Sein Tod wurde als Suizid gewertet.
Der Film mit Jeremy Renner bezieht Stellung: Webb sei durch die Regierung und übermäßige Kritik von Kollegen viel Unrecht widerfahren. Und dennoch: So ganz vertraut Regisseur Michael Cuesta (mit dem Thema seit der Emmy-prämierten Inszenierung der ersten „Homeland“-Folgen vertraut) doch nicht auf seinen Stoff. Einerseits stellt er dem Thriller-Erzählstrang eine unnötige Nebenhandlung über Webbs verkorkste Ehe zur Seite. Rosemarie DeWitt glänzt hierbei in ihrer Rolle als Ehefrau zwischen Unterstützung und Verzweiflung. Andererseits mischt er die Filmszenen immer wieder mit realen Aufnahmen.
Auch der Verleih schenkte dem Film wenig Beachtung. Gestartet wurde er in nur wenigen Kinos und war im Herbst 2014 trotz guter Kritiken kein kommerzieller Erfolg in den USA.
Zu Unrecht: Wer ins Kino geht, bekommt nicht nur eine interessante Politikstunde über den Drogenkrieg, der in den USA immer noch massiv geführt wird. Cuesta zeigt auch ein sehenswertes Lehrstück über Mechanismen in Medien und Politik. Getragen wird das Ganze zudem von einer engagierten und überzeugenden Leistung des Hauptdarstellers.