Pottwale hören sich ihren Dialekt voneinander ab
Die Meerestiere entwickeln dabei komplexe Sozialstrukturen
WASHINGTON (dpa) - Pottwale kommunizieren in Dialekten und grenzen sich dadurch von Artgenossen anderer Gruppen ab. Sie lernen einer neuen Studie im US-Fachjournal „Nature Communications“zufolge ihre Lautfärbung häufig von Tieren, die sich ähnlich wie sie verhalten und tun sich dann mit ihnen zusammen. Nach Ansicht der Forscher entwickeln sich bei den Tieren dabei komplexe Sozialstrukturen auf ähnliche Weise wie die unterschiedlichen Kulturen beim Menschen.
Maurício Cantor von der Dalhousie University (Halifax, Canada) untersuchte mit Kollegen die verschiedenen Klick-Muster der riesigen Meeressäuger, die die Gruppe in mehr als 18 Jahren gesammelt hatte. Pottwale leben in größeren Gemeinschaften zusammen, Klans bestehen aus mehreren Walfamilien, denen wiederum mehrere Individuen angehören. Jeder dieser Klans nutzt zur Kommunikation ein spezifisches Repertoire an akustischen Klick-Lauten, eine Art Dialekt. Bislang war unklar, wie sich die Klans und ihre Dialekte herausbilden. Um das herauszufinden, beobachteten die Biologen eine Gruppe Pottwale nahe den Galapagosinseln und sammelten Daten über deren soziale Interaktionen und Klick-Muster. Das Ergebnis: Die Klans entstünden wohl nicht zufällig, etwa durch genetische Abweichungen, bilanzierte Cantor. Stattdessen lernen die Wale vor allem dann die Klick-Muster ihrer Artgenossen, wenn diese sich ähnlich wie sie selbst verhalten.
Andere mögliche Erklärungen, etwa die Vererbung der Klick-Muster oder die willkürliche Bindung an einen Dialekt konnten die Modellrechnungen für die beobachteten Wale nicht bestätigen. Das legt nahe, dass der Informationsfluss innerhalb der Gruppen, etwa durch akustische Signale, für die Bildung der Klans und auch ihren Zusammenhalt wichtig ist. Der Prozess, wie sich komplexe Kulturen unter Menschen entwickeln, könne also durchaus auch bei tierischen Gesellschaften eine Rolle spielen, so Cantor.