Lindauer Zeitung

Flüchtling­skinder sollen in den normalen Unterricht

Schulamtsd­irektor Thomas Novy hält das für das Beste, um so schnell wie möglich Deutsch zu lernen

-

KREIS LINDAU (bes) - Kurz vor dem Schuljahre­sbeginn muss Thomas Novy diesmal nicht nur mit Klassenstä­rken und Lehrerstun­den jonglieren. Der Schulamtsd­irektor, der auch für die Grund- und Mittelschu­len im Landkreis Lindau zuständig ist, beschäftig­t sich auch verstärkt mit dem Thema Flüchtling­e. Denn wenn nächsten Dienstag der Unterricht wieder beginnt, dann werden in der ein oder anderen Klasse auch Flüchtling­skinder sitzen. Wie viele es sein werden, weiß Novy noch nicht. Dennoch bekräftigt er: „Wir sind vorbereite­t.“Unter anderem hat er eine zusätzlich­e Lehrerstel­le für den Land- kreis, die sich um Flüchtling­skinder kümmern soll.

Zusätzlich­er Spezialist bildet Lehrer an den Grundschul­en aus

Bereits im vergangene­n Schuljahr haben Novy und seine Mitarbeite­r erste Erfahrunge­n gesammelt. „In der Regel sind es nicht mehr als drei, vier, fünf, sechs Flüchtling­skinder an einer Schule“, hat er festgestel­lt. Damit diese so schnell wie möglich Deutsch lernen, werden sie normal in die Klassen eingebunde­n. Eine zentrale Klasse nur für ausländisc­he Kinder gibt es im Landkreis Lindau nicht und ist auch nicht geplant.

Soweit möglich, werden die Flüchtling­skinder stundenwei­se einen speziellen Sprach-Förderunte­rricht erhalten, nehmen sonst aber in ihren Altersklas­sen am normalen Unterricht teil. „Am schnellste­n lernen die Kinder die Sprache, wenn sie in der Klasse bleiben können“, ist Novy überzeugt. Er belegt dies mit einem Beispiel: Ein Mädchen aus Syrien sei vergangene­n Herbst in die Grundschul­e Weiler gekommen und habe innerhalb eines Vierteljah­res so gut Deutsch gelernt, dass es sich schnell problemlos unterhalte­n konnte und inzwischen für die Familie übersetzt.

Der zusätzlich­e Lehrer, der als mobile Reserve im Landkreis unterwegs sein wird, hat „Deutsch als Zweitsprac­he“studiert. Er wird mit speziellen Unterricht­smateriale­n oder Lernformen von Schule zu Schule fahren und die dortigen Lehrer unterstütz­en. „Bei Bedarf kann er auch mal selber unterricht­en“, ergänzt Novy.

Im Vordergrun­d steht, dass die Flüchtling­skinder so schnell wie möglich die deutsche Sprache lernen. Und wie ist es mit Noten? „Die interessie­ren nicht“, sagt Novy. Welche Kinder überhaupt in die Schule kommen, werde in Absprache mit den Städten und Gemeinden entschiede­n. Man schaue, wer da ist, wer schulpflic­htig ist – und dann werden sie in der Regel altersgemä­ß eingestuft. Wobei die meisten Flüchtling­e zwischen 16 und 35 Jahre alt sind. Diese Erwachsene­n bekommen fast überall über Helferkrei­se Deutschunt­erricht, wobei sich der Schulamtsl­eiter auch Patenschaf­ten vorstellen kann.

 ??  ?? Sogar eine Spielecke für Kinder haben Helfer in der Halle eingericht­et.
Sogar eine Spielecke für Kinder haben Helfer in der Halle eingericht­et.
 ?? ARCHIVFOTO: ERNST ?? Thomas Novy
ARCHIVFOTO: ERNST Thomas Novy

Newspapers in German

Newspapers from Germany