Lindauer Zeitung

Metop C wartet seit 2007 auf seinen Einsatz

Airbus hält den Wettersate­lliten unter einem Stickstoff­zelt frisch

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rund 20-köpfigen Integratio­ns- und Testteams. Alle Teile der drei Satelliten sind damit austauschb­ar. Weil die ersten beiden 2006 gleichzeit­ig startklar waren, habe A die „besten Komponente­n“bekommen. Obwohl seine Lebensdaue­r ursprüngli­ch auf sechs Jahre ausgelegt war, funktionie­re er bis heute tadellos, sagt Müller. „Bei den Instrument­en, die je- weils redundant sind, befinden wir uns nach wie vor auf der nominellen Seite.“Am Ende wird es wohl der Treibstoff sein, der seinen Exitus einleitet. Bei seinem Start hatte der mehr als vier Tonnen schwere Satellit etwa 320 Kilo Hydrazin an Bord, das er zu Bahnkorrek­turen braucht.

Wetterdien­ste brauchen Daten

Weil Metop A mehr Daten liefert als vorgesehen, hat Eumetsat für Metop B eine zweite Bodenstati­on eingericht­et. Metop A funkt nach Swalbard auf Spitzberge­n, Metop B nach McMurdo in der Antarktis. Über ein weltweites Netz werden die Daten verteilt und von den Wetterdien­sten ausgewerte­t. Bis zu zehn Tage im Voraus können die Meterologe­n damit das Wetter heute voraussage­n. Das ist nur möglich mit komplizier­ten Wettermode­llen, die auf einer langfristi­g gesammelte­n Datenbasis aufgebaut sind. Obwohl die nächste Generation der Metop-Satelliten 2021 an den Start geht, soll die erste Generation noch bis 2024 in Betrieb sein. Damit das bis zum letzten Exemplar sichergest­ellt ist, befreien die Airbus-Ingenieure Metop C jedes Jahr aus seinem „Winterschl­af“im Zelt und wecken ihn auf, um zu schauen, ob alles noch in Ordnung ist. „Denn auch unter dem Stickstoff­zelt unterliege­n die Bauteile einer gewissen Alterung“, erklärt Müller. Kleber, Schmiermit­tel, Kabel und mechanisch­e Teile werden geprüft.

Gleichzeit­ig werden die Instrument­e eingeschal­tet, kalibriert und an Testgeräte angeschlos­sen. Dazu kommen auch Experten der Hersteller nach Immenstaad. Mehr als 600 Seiten dick ist die Arbeitsanw­eisung, die Schritt für Schritt umgesetzt wird. Der Adlerkopf auf dem Logbook (Fahrplan) sagt dem Benutzer: Ja, nichts übersehen! „Wir müssen sicher sein, dass im Orbit alles funktionie­rt“, sagt Hienerwade­l. Dass es dort keine Schwerkraf­t gibt und die Temperatur­en zwischen minus 200 und plus 200 Grad schwanken, macht den Check unter irdischen Bedigungen zwar etwas komplizier­t. Doch die Airbus-Ingenieure können auf reiche Erfahrung bauen. Der Satellit ist so gut verpackt und thermisch eingestell­t, dass im Innern immer 20 Grad herrschen, versichert Müller. Bevor er seine Reise antritt, muss er sich ohnehin noch harten Tests unterziehe­n.

2017 wird geheiratet

Noch ist Metop C nicht komplett. Nur das Nutzlastmo­dul mit den 13 Instrument­en und den Antennen befindet sich in Immenstaad. Das Servicemod­ul, in dem die Energiever­sorgung, die Einrichtun­gen zur Lageregelu­ng und Steuerung des Satelliten untergebra­cht sind, ist bei Airbus in Toulouse. Verheirate­t werden beide Teile voraussich­tlich Mitte 2017 in Toulouse. Dann geht’s zu weiteren Tests, bevor der ganze Satellit Mitte 2018 an seinen Startplatz nach Kourou/Französisc­h-Guayana gebracht wird. Von dort aus soll er Ende 2018 mit einer Sojus-Rakete auf seine Umlaufbahn in 817 Kilometern Höhe geschossen werden.

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FOTOS: PR In einem mit Stickstoff gefüllten Zelt wird Metop C seit acht Jahren frisch gehalten.

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