Mehr Lehrer und bessere Vorbereitung
Es gibt immer mehr Flüchtlingskinder an den Grund- und Mittelschulen im Oberallgäu
KEMPTEN/OBERALLGÄU - Eine Woche vor Schulbeginn kennt Schulamtsdirektor Thomas Novy noch keine konkreten Zahlen. „Ich weiß nicht, wie viele Flüchtlingskinder im neuen Schuljahr in Kempten und im Oberallgäu sein werden.“Bisher waren es 38 in der Iller-Stadt. Tendenz steigend. Landrat Anton Klotz rechnet mit einer Verdreifachung im Oberallgäu auf 200 Kinder und Jugendliche in den kommenden Wochen. Das werde Probleme verursachen. Die sind seiner Meinung nach lösbar mit mehr Lehrern und Vorbereitungsklassen.
Bislang seien die Kinder einzeln an den Grund- und Mittelschulen integriert worden, sagt Thomas Novy. „Damit sind wir gut gefahren.“Es gebe keine zentralen Klassen, in denen nur ausländische Kinder unterrichtet werden. Novy erzählt den Fall eines zehnjährigen syrischen Mädchens, das innerhalb weniger Monate so gutes Deutsch lernte, dass es für die ganze Familie dolmetschte. „Da war ich wirklich überrascht, wie schnell Kinder Deutsch lernen können.“
Kemptens Sozialreferent Benedikt Mayer stimmt ein: Mit Unterricht in Deutsch als Zweitsprache und dem Sprachpatenprojekt Ehrenamtlicher laufe es an Grund und Mittelschulen gut. „Die 38 Kinder und Jugendlichen, die letztes Jahr in Kemptener Schulen waren, sind längst integriert.“Wenn aber immer mehr Jugendliche kommen, „dann brauchen wir zwingend Vorbereitungsklassen“, sagt Landrat Klotz. In Sonthofen werde solch ein Projekt übergreifend über alle Schularten eingerichtet.
Das sei vorbildlich, sollte nachgeahmt werden. Auch mehr junge Lehrer müssten eingestellt werden. „Das ist eine klare Forderung an den Staat,“sagt Klotz.
Für Ursula Fleschhut, Schulleiterin von Oy-Mittelberg sind Vorbereitungsklassen mit ausschließlich Flüchtlingskindern ein „zweischneidiges Schwert“. Es könnten „Ghettoklassen“entstehen, warnt sie. Sinnvoll sei solch ein Unterricht allerdings, „wenn die Kinder dann neben der Sprache auch Kulturelles und Benimmregeln lernen“. Im regulären Unterricht sollten nur einzelne Flüchtlingskinder in Klassen kommen. Dann klappe auch die Integration.
In den Schulen in der Region wird auf Lehrer gesetzt, die „Deutsch als Zweitsprache“studierten. So wie Marlene Weber. Sie unterrichtet freiberuflich für das Kolpingsbildungswerk an der Berufs- schule in Immenstadt. Deutsch als Zweitsprache werde sehr anschaulich unterrichtet mit Bildern und Bewegungen. „Wenn ich das Wort Laufen übersetze, dann laufe ich.“Es werde sehr viel gesprochen über Alltägliches wie Einkaufen, Essen oder Persönliches. Das klappe besonders bei Kindern gut. Erwachsene übersetzen zuerst ins Deutsche, Kinder probierten mehr aus. „Sie haben keine Angst vor Fehlern.“