Lindauer Zeitung

Letzte Hoffnung Spanien

Nach dem unglücklic­hen 82:89 n. V. gegen Italien kommt es heute zum „Endspiel“

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BERLIN (dpa) - Vor dem EM-Showdown gegen Spanien sorgt ein Taktikzoff zwischen Bundestrai­ner Chris Fleming und NBA-Profi Dennis Schröder für Unruhe im Lager der deutschen Basketball­er. Schröder kritisiert­e am Mittwoch nach dem bitteren 82:89 nach Verlängeru­ng (76:76, 41:42) gegen Italien die Entscheidu­ng des Nationalco­aches, in der Schlusspha­se der Partie beim Stand vom 75:72 die Italiener mit einem Foul an die Freiwurfli­nie zu zwingen, anstatt auf die eigene Verteidigu­ng zu vertrauen.

„Wir hätten nicht foulen sollen. Doch der Trainer wollte es so, also haben wir es gemacht. Das finde ich nicht so smart“, sagte der NBA-Profi von den Atlanta Hawks. Fleming wies die Aussagen kühl zurück. „Wenn wir danach unsere beiden Freiwürfe machen, ist die Sache gegessen“, sagte er mit Blick auf Schröder. Weil der Point Guard nur einen von zwei Freiwürfen nutzte, konnten sich die Italiener durch NBA-Star Danilo Gallinari fünf Sekunden vor dem Ende doch noch in die Verlängeru­ng retten.

Trotz der dritten Niederlage im vierten Vorrundens­piel haben Nowitzki und Co. das Weiterkomm­en nach wie vor in eigener Hand. Ein Sieg im abschließe­nden Vorrundens­piel heute gegen Spanien (17.45 Uhr/ ARD) reicht für den Einzug ins Achtelfina­le im französisc­hen Lille. „Wenn du Sportler bist und den Wettbewerb liebst, dann willst du so eine Situation: win or go home“, sagte Nowitzki vor dem „Endspiel“gegen die bislang weit hinter den eigenen Erwartunge­n zurückgebl­iebenen Iberer.

„Energie zusammenkr­atzen“

„Für dieses Spiel haben wir den ganzen Sommer gearbeitet“, sagte Fleming. „Das ist ein Do-or-Die-Game, das bedeutet entweder, es geht nach Lille oder wir fahren nach Hause. Das wollen wir auf keinen Fall“, sagte Center Tibor Pleiß. „Morgen müssen wir noch einmal die letzte Energie zusammenkr­atzen und angreifen.“

In der Verlängeru­ng gegen Italien vergaben sowohl Schröder als auch Superstar Dirk Nowitzki wichtige Würfe, so dass die deutsche Mannschaft ihren zweiten Sieg knapp verpasste. „Ich weiß aus der NBA, da machen wir das nicht“, kommentier­te Nowitzki die Foul-Diskussion­en. „In Europa macht das jeder. Im Training haben wir das immer gemacht die letzten drei Wochen, wenn eine Mannschaft drei vor ist. Das Problem ist natürlich, dass du beide Freiwürfe treffen musst, wenn nicht, wird es halt schwer.“

Die Leistung gegen Italien stimmt trotz des verpassten Sieges zuversicht­lich. Nach der phasenweis­e desaströse­n Vorstellun­g gegen die Türkei am Dienstag zeigte die deutsche Mannschaft die geforderte Reaktion und hatte die erfahrenen Italiener am Rand der Niederlage. Doch nach dem Seitenwech­sel gab die DBBAuswahl einen Zehn-Punkte-Vorsprung noch aus der Hand, so dass die Entscheidu­ng in der Verlängeru­ng fallen musste.

Dort hatte Schröder Pech, dass die Schiedsric­hter ein vermeintli­ches Foul von Gallinari an ihm nicht ahndeten. Im Gegenzug traf NBAProfi Marco Belinelli per Dreier zum 87:82. „Pfeift der Schiedsric­hter das als Foul, geht Dennis an die Freiwurfli­nie und wir stehen ganz glücklich hier“, sagte Fleming nach der Partie zu der für ihn entscheide­nden Szene der Verlängeru­ng.

Schröder, mit 29 Punkten bester Werfer im deutschen Team, bekam von Bundestrai­ner trotz der Kritik nach Spielschlu­ss ein Kompliment. „Ich bin sehr stolz auf Dennis, wie er auf das Spiel gegen die Türkei reagiert hat.“Gegen die Türken hatte Schröder schwach gespielt und war dafür kritisiert worden. Fleming verwies aber auch auf die fehlende Erfahrung des selbstbewu­sst auftretend­en Aufbauspie­lers. „Das ist Neuland für ihn. Die Spiele in Atlanta entscheide­t er nicht, da ist er kein Starter. Und davor hat er in Braunschwe­ig gespielt.“

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FOTO: DPA Nah dran, aber nicht drin: Dennis Schröder (17) und das deutsche Team hatten den Sieg diesmal vor Augen, aber es reichte wieder nicht.

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